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Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten.

Titel: Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Nähte bezeichnen könnte; so einfach wie Reißverschlüsse ...«
    »Erstaunlich«, sagte Chester und machte eine Notiz.
    »Erstaunlich ist das richtige Wort«, gluckste der Ehe­mann der Androiden. »Man kann sie auf- und wieder zu­machen, einfach so. Und keine Spur von einem Schnitt oder einer Narbe. Eine Haut so weich wie Seide.« In Erin­nerung schwelgend, leckte er sich die Lippen, und die bei­den Männer rutschten unbehaglich in ihren Stühlen herum.
    »Ich denke«, sagte der Ingenieur und erhob sich, »daß ich diese Nähte jetzt noch einmal kontrolliere …«
    »Ist das notwendig?« fragte der Reporter. Er stand ein wenig unsicher auf, denn die genossenen Getränke began­nen Wirkung zu zeigen. »Ich meine, das ist alles sehr fas­zinierend, Mr. Trotter. Glauben Sie, daß Sie daran interes­siert sein könnten …«
    »Nein«, sagte Trotter kalt. »Ich habe der Presse gegenüber niemals Statements abgegeben und habe auch nicht die Ab­sicht, dies zu tun. Sie können alle Informationen, die Sie be­nötigen, von unserer PR-Abteilung in Detroit bekommen.«
    »Ich wollte gar nichts Bestimmtes«, sagte Chester ent­schuldigend. »Ich dachte nur …«
    »Kümmern Sie sich nicht um den«, sagte McElvoy und tatschte dem Ingenieur liebevoll das Bein. »Doc ist ein bißchen empfindlich, das ist alles. Aber er versteht sein Handwerk, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Ja«, sagte Trotter. »Es war sehr nett, Sie kennenzuler­nen, Mr. Chester.« Er entschuldigte sich und verließ den Raum auf dem Wege, auf dem er gekommen war.
    »Komischer Kerl, was?« sagte McElvoy, als der Ingeni­eur fort war. »Insgesamt ziemlich unscheinbar, aber schlau«, fügte er hinzu und tippte mit dem Zeigefinger an seine Stirn. »Hat alles hier oben, aber wie! Verzog keine Miene, als ich ihm meine Produktbeschreibung gab; nicht mal bei dieser Klausel von wegen der Hingabe.«
    Chester blinzelte.
    »Wissen Sie«, gab McElvoy das Stichwort, »das war das Wichtigste, was ich eingebaut haben wollte. Ich wollte, daß mich das Mädchen wirklich liebt, verstehen Sie?« Er sog heftig an seiner Zigarre. »Und das tut sie, glauben Sie mir. Sie liebt wirklich mich, verstehen Sie, nicht meine Knete. O nein, Sir!«
    Der Reporter nickte verständnisvoll. »Schö-schön«, sag­te er schwer, und Tränen der Rührseligkeit traten ihm in die Augen.
    »Wenn Sie erst mal mein Alter erreicht haben – ich bin jetzt zweiundsechzig, wissen Sie – dann wird das ziemlich wichtig«, sagte McElvoy versonnen. »Diese anderen Da­men, mit denen ich verheiratet war – ba!« seine Lippen kräuselten sich angeekelt. »Die hätten viel lieber mit mei­nem Sparbuch geschlafen …«
    Chesters Gesicht zeigte einen gequälten Ausdruck. McElvoy bemerkte das und langte herüber, um ihm in er­munternder Weise das Knie zu tätscheln.
    »Machen Sie sich man keine Sorgen«, sagte er tröstend. »Mir geht’s jetzt gut, glauben Sie mir. Möglicherweise habe ich eine ganze neue Art zu leben geschaffen, Mr. Chester. Eine vollkommen neue Einstellung zur Ehe. Es wird nicht mehr lange dauern, da wird jeder ent­täuschte Mann in Amerika zu der Ansicht gelangen, daß meine Idee letztlich gar nicht so schlecht ist. Warten Sie mal ab …«
    Er richtete sich auf und strahlte den Reporter an. »Trin­ken Sie noch was«, sagte er.
    Trotter betrat das verdunkelte Schlafzimmer auf Zehen­spitzen.
    »Schläfst du?« flüsterte er.
    Ihre Antwort kam gedämpft. »Nein«, sagte sie.
    Er trat zu ihr und setzte sich auf die Bettkante.
    »Küß mich«, sagte sie zu ihm.
    »Einen Augenblick.«
    Er zog das Deckbett zurück, und ihr nackter Bauch wur­de sichtbar. Er griff hinab und schloß die klaffende Wunde in ihrem Fleisch, indem er die Naht zuzog. Dann beugte er sich nieder und nahm sie in seine Arme.
    »Gesteh’s mir noch einmal«, sagte sie.
    »Ich liebte dich von dem Augenblick an, als du vom Fließband kamst«, sagte er heiser.
    »Er wird nicht ewig leben.«
    »Nein«, sagte Trotter und küßte sie wieder, voller Lei­denschaft.

Die besondere Gabe der Iris Lloyd
    A ls Lucas mit seinem Taxi auf der Auffahrt zum Hause der Wheelers hielt und den Weg zur Haustür hinauf trottete, war es schon dunkel. Trotz des Tauwetters trug er noch seine schweren Stiefel; sein Stutzer und seine Wollmütze erinnerten an den harten Winter, der gekommen und nun wieder gegangen war.
    Geraldine Wheeler, die ein leichtes Reisekostüm anhatte, erschauerte bei seinem Anblick, als sie ihm das Tor öffnete.
    »Kommen

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