Das Moskau-Komplott
werde.«
»Vielleicht machst du gerade einen großen Fehler.« »Es wäre nicht der erste.«
»Schon, aber du bist hier in Moskau. Es könnte dein letzter sein.«
Navots Meldung erschien um 17.04 Uhr Moskauer Zeit auf dem Bildschirm in der Londoner Einsatzzentrale. fahren nach swo ... minus eins ... Adrian Carter stieß einen leisen Fluch aus und blickte zu Schamron, der sein altes Zippo-Feuerzeug in den Fingern drehte.
Zweimal nach rechts, zweimal nach links...
»Sie scheinen recht zu behalten«, sagte Carter.
Schamron schwieg.
Zweimal nach rechts, zweimal nach links...
»Die Situation in Nizza wird langsam brenzlig. Die Franzosen sagen, dass Iwan gleich an die Decke geht. Sie hätten gern eine Entscheidung, so oder so.«
»Vielleicht wird es Zeit, dass Iwan erfährt, wie tiefer in der Klemme steckt. Sagen Sie Ihren Cyber-Kriegern, sie sollen das Telefonnetz in Moskau wieder in Betrieb setzen. Und sagen Sie den Franzosen, sie sollen Iwans Flugzeug beschlagnahmen. Und seinen Pass gleich mit, wenn sie schon dabei sind.«
»Dann dürfte ihm ein Licht aufgehen.«
Schamron schloss die Augen.
Zweimal nach rechts, zweimal nach links...
Als Iwan Charkow endlich aus dem Besprechungsraum auf dem Flughafen von Nizza kam, hatte seine Wut einen gefährlichen Punkt erreicht. Er machte sich in einem kleinen Gewaltausbruch Luft, als er seine beiden Leibwächter auf dem Sofa dösend vorfand. Russische Flüche ausstoßend stürmte er mit ihnen eine Treppe hinunter und stieg in den gepanzerten Mercedes, um nach Saint-Tropez zurückzufahren. Der Wagen war noch keine hundert Meter vom Flughafengebäude entfernt, als sein Handy klingelte. Es war Arkadij Medwedew, der aus Moskau anrief.
»Wo waren Sie denn die ganze Zeit, Iwan Borisowitsch?«
»Ich habe am Flughafen festgesessen. Es ging um mein Flugzeug.«
»Haben Sie eine Ahnung, was hier los ist?«
»Die Franzosen wollen mir mein Flugzeug wegnehmen. Und meinen Pass. Das ist los, Arkadij.«
»Sie wollen Ihnen noch mehr wegnehmen. Sie haben auch Ihre Kinder. Das alles ist Teil einer Verschwörung gegen Sie. Und nicht nur in Frankreich. Auch hier in Moskau geht irgendwas vor.«
Iwan gab keine Antwort. Arkadij Medwedew wusste, dass das ein gefährliches Zeichen war. Wenn Iwan nur wütend war, fluchte er, was das Zeug hielt. Aber wenn er so wütend war, dass er töten wollte, wurde er ganz still. Schließlich forderte er seinen Sicherheitschef auf, ihm alles zu sagen, was er wusste. Medwedew tat es in einer Art Umgangsrussisch, das für ein westliches Ohr nahezu unverständlich war.
»Wo ist sie im Moment, Arkadij?«
»Noch in der Wohnung.«
»Wer hat sie reingelassen?«
»Sie behauptet, dass sie allein reingegangen ist.«
»Sie lügt. Ich muss wissen, was hier los ist. Und zwar schnell.«
»Sie müssen Frankreich verlassen.« »Ohne Flugzeug und ohne Pass?« »Was soll ich tun?«
»Geben Sie eine
Party,
Arkadij. Irgendwo außerhalb der Stadt. Und stellen Sie fest, ob uneingeladene Gäste kommen.«
»Und wenn ja?«
»Dann bestellen Sie ihnen etwas von mir. Sagen Sie ihnen: Wenn jemand Iwan Charkow fertigmachen will, wird Iwan Charkow ihn fertigmachen.«
61 Flughafen Scheremetjewo-2, Moskau
Sie trafen im Abstand von fünf Minuten ein und passierten die Sicherheits- und Passkontrolle getrennt. Uzi Navot kam als Letzter, den Hut tief in die Augen gezogen, der Regenmantel durchnässt. Er schritt zweimal die ganze Länge des Terminals ab, um festzustellen, ob er beschattet wurde, bevor er endlich den Weg zu Gate A23 einschlug. Lavon und Jaakov starrten nervös auf die Rollbahn hinaus. Zwischen ihnen war ein leerer Sitz. Navot ließ sich darauf nieder und legte sich seinen Diplomatenkoffer auf die Knie. Einen Moment lang sah er Chiara fest an, wie ein Reisender mittleren Alters, der eine schöne, jüngere Frau bewundert. »Wie geht es ihr?«
Lavon antwortete. »Wie soll's ihr schon gehen?«
»Sie kann niemandem einen Vorwurf machen außer ihrem Mann.«
»Für Schuldzuweisungen haben wir später noch Zeit genug.« Lavon sah zur Abflugtafel. »Was glaubst du, wie lange Schamron die Maschine noch aufhalten wird?«
»So lange, wie er es für vertretbar hält.«
»Nach meiner Schätzung befindet sie sich jetzt seit zwei Stunden in der Gewalt von Arkadij Medwedew. Was meinst du, Uzi? Wie lange hat er wohl gebraucht, um ihre Tasche auseinanderzunehmen? Wie lange hat er gebraucht, um Iwans Disketten und Gabriels elektronisches Spielzeug zu finden?«
Navot
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