Das Moskau-Komplott
tun.«
»Da habe ich aber anderes gehört, Arkadij. Meines Wissens haben Sie mehrere Hundert an ein afrikanisches Land verkauft. Ein Land, das vorhat, sie gegen einen satten Aufpreis an ein paar Freunde von der al-Qaida zu verkaufen.«
Gabriel hielt kurz inne. Als er weitersprach, war sein Ton versöhnlich und keineswegs streitlustig.
»Wir wissen alles über die Iglas, Arkadij. Wir wissen auch, dass Sie von Anfang an gegen den Verkauf waren. Es ist noch nicht zu spät, uns zu helfen. Sagen Sie mir, wo diese Raketen sind.«
Medwedew gab keine Antwort, sondern führte Gabriel zu einem freien Platz in der Mitte des Lagerhauses. Dieser wurde von einer Lampe beleuchtet, die hoch oben in den Dachbalken hing. Medwedew blieb darunter stehen und breitete wie ein Schauspieler auf der Bühne die Arme aus.
»Ich fürchte, es
ist
zu spät.«
»Wo befinden sie sich jetzt, Arkadij?«
»In den Händen eines hochzufriedenen Kunden.«
Medwedew trat aus dem Licht und gab Gabriel einen festen Stoß in den Rücken. Offensichtlich gab es noch etwas, das sie sehen mussten.
65 Kaluschskaja Oblast, Russland
Sie war am anderen Ende des Lagerhauses mit Handschellen an einen Metallstuhl gefesselt. Luka Osipow, ihr ehemaliger Leibwächter, stand auf der einen, der kahlköpfige Riese auf der anderen Seite neben ihr. Ihre Bluse war zerrissen und ihre Wangen von den wiederholten Schlägen gerötet. Sie starrte entsetzt auf Gabriels verletztes Auge, dann senkte sie den Blick zu Boden. Medwedew packte sie an den Haaren. Es war keine Geste, die daraufhindeutete, dass er sie am Leben lassen wollte.
»Bevor wir anfangen, sollten Sie wissen, dass Frau Charkowa heute Abend überaus kooperativ war. Sie hat uns umfassend und offen über ihre Rolle in dieser betrüblichen Affäre aufgeklärt, beginnend mit jenem Abend, an dem sie mein Telefongespräch mit ihrem Mann belauscht hat. Sie hat uns gestanden, dass der Plan, Iwans Unterlagen zu stehlen, ganz allein
ihre
Idee war. Sie sagt, Sie hätten sogar versucht, es ihr auszureden.«
»Sie lügt, Arkadij. Wir haben sie dazu gezwungen. Wir haben zu ihr gesagt, dass ihr Mann am Ende ist und dass sie mit ihm untergehen wird, wenn sie nicht mit uns kooperiert.«
»Das ist sehr nobel von Ihnen, Allon, aber es wird nichts nützen.«
Medwedew zog noch fester an Elenas Haar. Sie verzog keine Miene.
»Leider«, fuhr Medwedew fort, »konnte uns Frau Charkowa in einem wichtigen Punkt keine Auskunft geben, nämlich was den Aufenthaltsort ihrer Kinder angeht. Wir hoffen, Sie können ihn uns verraten, damit Frau Charkowa weitere Unannehmlichkeiten erspart bleiben. Wie Sie sich vorstellen können, ist ihr Mann im Moment relativ sauer auf sie. Wir haben den Befehl, alles Nötige zu tun, um die erwünschte Antwort zu bekommen.«
»Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich nicht weiß, wo die Kinder sind. Das wurde mir nicht mitgeteilt.«
»Für den Fall, dass Sie in eine solche Lage geraten?«
Medwedew warf Gabriel ein Handy zu. Es prallte gegen seine Brust und fiel scheppernd zu Boden.
»Rufen Sie die Franzosen an. Sagen Sie ihnen, dass sie die Kinder noch heute Nacht in Iwans Villa abliefern sollen, zusammen mit Iwans Pass. Und dann sagen Sie ihnen, dass sie Iwans Flugzeug herausrücken sollen. Er würde gern so schnell wie möglich nach Russland zurückkehren.«
»Lassen Sie Elena gehen«, sagte Gabriel. »Machen Sie mit mir, was Sie wollen. Aber lassen Sie Elena gehen.«
»Damit sie vor einem westlichen Gericht gegen ihren Mann aussagen kann? Damit sie öffentlich darüber jammern kann, dass Russland wieder auf dem Weg zu einem autoritären Staat ist und eine große Gefahr für den Weltfrieden darstellt? Das wäre nicht nur schlecht für das Land, sondern auch fürs Geschäft. Herrn Charkows Freunde im Kreml könnten verärgert reagieren, wenn er es dazu kommen ließe. Und Herr Charkow legt großen Wert darauf, seine Freunde im Kreml nicht zu verärgern.«
»Ich verspreche Ihnen, dass wir sie nicht reden lassen werden. Sie wird ihre Kinder großziehen und den Mund halten. Sie ist unschuldig.«
»Iwan sieht das anders. Für Iwan ist sie eine Verräterin. Und Sie wissen, was wir mit Verrätern machen.« Medwedew hielt seine Stetschkin hoch, damit Gabriel sie sehen konnte, dann drückte er Elena den Lauf ins Genick. »Sieben Gramm Blei, wie Stalin zu sagen pflegte. Die wird Frau Charkowa bekommen, wenn Sie den Franzosen nicht sagen, dass sie Iwan heute Nacht in sein Flugzeug steigen lassen sollen
Weitere Kostenlose Bücher