Das Moskau-Komplott
Dach. »Mund halten und aussteigen.«
Gabriel tat wie geheißen. Bulganow drehte ihn herum, sodass er mit dem Gesicht zum Wagen stand, und griff nach seinen Handschellen. Gabriel vernahm ein kurzes Klicken, und seine Hände waren frei.
»Hätten Sie die Güte, mir zu sagen, was hier vorgeht, Sergej?«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich Grigorij heiße - Oberst Grigorij Bulganow.« Er hielt Gabriel die Makarow hin. »Ich nehme an, Sie wissen, wie man damit umgeht.«
Gabriel nahm die Pistole. »Besteht eine Chance, dass ich die Metallringe loswerde?«
»Nicht ohne Schlüssel. Außerdem müssen Sie sie tragen, wenn wir gleich ins Lagerhaus zurückfahren. Es ist die einzige Möglichkeit, Elena dort lebend herauszuholen.« Bulganow warf Gabriel ein verschmitztes Grinsen zu. »Sie haben doch nicht wirklich geglaubt, ich lasse zu, dass diese Monster sie umbringen?«
»Natürlich nicht,
Sergej.
So etwas würde ich doch nie denken.«
»Sie haben doch bestimmt ein paar Fragen.« »Ein paar Tausend, ja.«
»Dafür haben wir später noch Zeit. Steigen Sie wieder in den Wagen und tun Sie so, als wären Ihre Hände noch gefesselt.«
67 Kaluschskaja Oblast, Russland
Gabriel blickte aus dem Autofenster zu den Datschen unter den Bäumen. Er sah sie nicht. Stattdessen sah er einen Mann, der aussah wie Lenin und hinter einem Verhörtisch in der Lubjanka saß. Es war möglich, dass Bulganow ein falsches Spiel mit ihm trieb. Möglich, aber nicht wahrscheinlich. Der Oberst hatte eben seine Hände befreit und ihm eine geladene Pistole gegeben - mit der er, wenn er wollte, das Gehirn Bulganows über die Windschutzscheibe verteilen könnte.
»Worüber haben Sie und Arkadij vorhin gesprochen?« »Er hat gesagt, dass er eine Information von Ihnen braucht.«
»Hat er auch gesagt, was für eine?«
»Nein, er wollte, dass ich mit Ihnen in den Wald fahre und Ihnen eine Pistole an den Kopf setze. Ich sollte Ihnen eine allerletzte Chance zum Reden geben, bevor ich Sie töte.«
»Und dazu haben Sie sich bereit erklärt?«
»Das ist eine lange Geschichte. Entscheidend ist, dass wir das zu unserem Vorteil nutzen können. Wir werden durch dasselbe Tor wieder hineinspazieren, durch das wir vorhin herausgekommen sind. Ich werde Arkadij sagen, dass Sie es sich überlegt haben. Dass Sie jetzt bereit sind, ihm alles zu sagen, was er wissen will. Dann, wenn wir nahe genug an ihm dran sind, erschieße ich ihn.«
»Arkadij?«
»Ja, ich übernehme Arkadij. Damit bleiben noch die beiden Gorillas. Das sind ehemalige Angehörige der Spezialkräfte. Die wissen, wie man mit Waffen umgeht. Ich bin nur in der Spionageabwehr. Ich beobachte Spione.«
Bulganow blickte in den Rückspiegel.
»Sie können nicht mit der Kanone in der Hand in das Lagerhaus marschieren, Allon. Sie müssen sie irgendwo verstecken, wo Sie schnell an sie herankommen. Sie sollen angeblich kein schlechter Schütze sein. Glauben Sie, Sie haben die Makarow rechtzeitig draußen, bevor mich die Gorillas erschießen?«
Gabriel schob die Pistole in seinen Hosenbund und versteckte sie unter seiner Jacke. »Halten Sie die Waffe auf mich gerichtet, bis es so weit ist. Wenn ich sehe, dass Sie auf Arkadij anlegen, ist das für mich das Zeichen.«
»Dann hätten wir noch die drei Jungs draußen.«
»Die werden nicht lange draußen bleiben, wenn sie Schüsse im Lagerhaus hören. Egal was sie tun, machen Sie ihnen kein Angebot, die Waffen niederzulegen und sich zu ergeben. In der realen Welt funktioniert so etwas nicht. Drehen Sie sich einfach um und schießen Sie. Und schießen Sie nicht daneben. Wir werden keine Zeit zum Nachladen haben.«
»Sie haben nur acht Schuss im Magazin.« »Wenn ich mehr als fünf brauche, sind wir in Schwierigkeiten.«
»Können Sie gut genug sehen?« »Ich sehe bestens.«
»Ich muss Ihnen etwas gestehen, Allon.« »Was?«
»Ich habe noch nie auf jemanden geschossen.«
»Dann vergessen Sie nicht, den Abzug zu betätigen, Grigorij. Die Waffe funktioniert viel besser, wenn Sie den Abzug drücken.«
Die drei Sicherheitsleute standen noch am Eingang des Lagerhauses herum, als Gabriel und Bulganow zurückkamen. Offenbar hatten sie entdeckt, wo Iwan das Bier aufbewahrte, denn alle drei tranken aus riesigen Flaschen Baltika. Als Gabriel auf sie zuging, umfasste er mit der linken Hand sein rechtes Handgelenk, um den Anschein zu erwecken, er sei noch gefesselt. Bulganow folgte einen halben Schritt hinter ihm und hielt die Makarow auf seinen Rücken
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