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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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blendete zweimal ihren Scheinwerfer auf, als sie näher kamen, und lenkte ihr Gefährt in die Straße vor ihnen. Sie folgten ihr ein bis zwei Kilometer weit, dann bogen sie in einen Feldweg ab, den knorrige Van-Gogh-Olivenbäume säumten, deren silbriggrüne Blätter im leichten Wind wie Münzen glitzerten. Am Ende des Feldwegs gelangten sie an ein offenes Holztor und hinter dem Tor auf den Hof einer kleinen Stuckvilla. Michail stellte den Motor aus.
    »Prägen Sie sich das Haus ein, Elena. Es ist wichtig, dass Sie sich auch an kleine Details erinnern. Iwan wird das erwarten, wenn er Sie ausfragt.«
    »Wo sind wir?«
    »Irgendwo in den Bergen. Sie wissen es nicht genau. Wir haben uns von dem Moment an, als wir uns im Grand Joseph begegnet sind, zueinander hingezogen gefühlt. Iwan ist es nicht aufgefallen, weil er an Jekatarina gedacht hat. Sie waren anfällig für Avancen, das konnte ich sehen. Ich musste nur einen Weg finden, Sie allein zu treffen. Ich habe gewusst, dass ein Hotel nicht infrage kommt, und daher habe ich mir die Freiheit genommen, dieses Haus für eine Woche bei einem Makler hier aus der Gegend zu mieten.«
    Er zog die Schlüssel aus dem Zündschloss.
    »Haben Sie alles getan, worum wir Sie gebeten haben? Haben Sie in Jekatarinas Zimmer im Carlton angerufen? Haben Sie im ganzen Zimmer Kleider verstreut, damit Iwan und die Hausangestellten es sehen?«
    »Ich habe alles so gemacht.«
    »Dann können Sie unbesorgt sein. Sie werden Iwan sagen, dass Sie schon seit Jahren den Verdacht hatten, dass er Sie betrügt, und dass die Nummern, die Sie in seinem Handy gefunden haben, diesen Verdacht bestätigt haben. Sie werden ihm sagen, dass ich mich an dem Nachmittag, als wir in die Villa gekommen sind, an Sie herangemacht habe. Dass Sie so aufgebracht und verletzt waren, dass Sie nicht widerstehen konnten. Sie werden sagen, dass Sie ihn bestrafen wollten und die Möglichkeit dazu darin sahen, sich einem anderen Mann hinzugeben. Natürlich wird er toben, aber er wird keinen Grund haben, am Wahrheitsgehalt Ihrer Geschichte zu zweifeln, denn er weiß, dass er die Sünden begangen hat, die Sie ihm vorwerfen. Mit mir zu schlafen war ein Verbrechen aus Eifersucht und Wut, und das versteht Iwan nur allzu gut. Mit der Zeit wird er Ihnen verzeihen.«
    »Mir wird er vielleicht verzeihen, aber Ihnen nicht.«
    »Ich bin Ihnen gleichgültig. Bald werden Sie mich für den Schlamassel, den ich Ihnen eingebrockt habe, sogar hassen. Soll ich doch selber sehen, wie ich auf mich aufpasse.«
    »Können Sie das denn?«
    »Ziemlich gut sogar.« Er öffnete die Tür. »Es wird Zeit, dass wir hineingehen, Elena. Da drin ist jemand, der es nicht erwarten kann, Sie kennenzulernen.«
     
    Es war das Gegenteil der Villa Soleil, ein nettes, kleines Haus mit weiß getünchten Wänden, Terrakotta-Fußböden und rustikalen, provenzalischen Möbeln. An einem roh gezimmerten Tisch saß ein Mann unbestimmten Alters und unbestimmter Nationalität. Er hatte eine lange Nase, die wie gemeißelt aussah, und die grünsten Augen, die Elena je gesehen hatte. Als sie näher trat, erhob er sich langsam und streckte ihr wortlos die Hand entgegen. Michail stellte sie einander vor.
    »Elena, dies ist der Mann, der Ihre Cassatt-Fälschung gemalt hat. Ich werde nun die schwere berufliche Sünde begehen und Ihnen seinen richtigen Namen nennen. Er heißt Gabriel Allon. Er möchte, dass Sie ihn erfahren, denn er bewundert Sie sehr und möchte Sie nicht belügen. Sie stehen gewissermaßen einem Mitglied des Königshauses gegenüber - jedenfalls was die Bewohner unserer Welt angeht. Ich werde Sie nun gemeinsam arbeiten lassen.«
    Michail zog sich zurück. Gabriel sah Elena einen Augenblick lang schweigend an, dann bedeutete er ihr sich zu setzen. Er selbst nahm wieder seinen Platz auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches ein und faltete die Hände vor sich. Sie waren dunkel und geschmeidig, mit langen, feingliedrigen Fingern. Die Hände eines Musikers, dachte Elena. Die Hände eines Künstlers.
    »Zunächst einmal möchte ich mich bei Ihnen bedanken«, sagte er.
    »Wofür?«
    »Dass Sie den Mut hatten, sich zu melden.« »Wovon sprechen Sie?«
    »Wir sind Ihretwegen hier, Elena. Wir sind hier, weil Sie uns gerufen haben.«
    »Aber ich habe Sie nicht gerufen. Ich habe niemanden gerufen.«
    »Aber natürlich. Sie haben uns durch Olga Suchowa gerufen. Und durch Aleksandr Lubin. Und durch Boris Ostrowskij. Ob Sie sich dessen bewusst waren oder nicht, Sie haben

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