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Das Moskau-Spiel

Das Moskau-Spiel

Titel: Das Moskau-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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ihm den Verstand gerettet, das Hirn schien wieder normal zu arbeiten. Er erinnerte sich an die beiden Fluchtvarianten und kam auch diesmal nicht auf mehr. Doch, jetzt fiel ihm ein, dass er so früh wie möglich fliehen musste, bevor sie entdeckten, dass ein Einbrecher im Haus war. Warum hatte er nicht daran gedacht? Was würden sie tun, wenn sie es entdeckten? Alles schließen, das Haus umstellen und Zimmer für Zimmer durchsuchen.
    Kurz entschlossen trat er auf den Flur. Aus irgendeinem Grund fuhr er sich mit der Hand durch die Haare. Er streckte das Kreuz und marschierte los, so, wie er sich vorstellte, dass ein eiliger Pathologe ging. Zwei Frauen kamen ihm entgegen vom Haupteingang her, sie unterhielten sich angeregt und beachteten ihn nicht. Er sah die Innentür, die ihn zum Vorraum mit dem Haupteingang führen würde, zögerte eine Sekunde, fühlte wie sein Herz höher schlug als jemals zuvor, drückte die Pendeltür auf und marschierte zur Haupttür. Jetzt musste einer rufen: »Stoj!« Er wusste, dass er verloren war. Immerhin hatte er es versucht. Verzweiflung ergriff ihn. Paula, er hätte sie so gern wiedergesehen.

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XIV .

    »Die haben uns aufs Kreuz gelegt«, sagte Henri. Er hatte sich entschieden, den Stier bei den Hörnern zu nehmen, und war einfach in der US – Botschaft aufgetaucht. »So was passiert. Wer nichts riskiert, kommt nicht weit, schon gar nicht in unserem Gewerbe. Immerhin ist dieser Gorbatschow zum Generalsekretär gewählt worden, ein kleiner Trost, oder?«
    Mavick starrte Henri wütend an, seit er erfahren hatte, dass er sich umsonst auf die MiG gefreut hatte. Henri konnte sich gut vorstellen, dass Mavicks Vorgesetzte diesen Reinfall nicht gerade als Pluspunkt in dessen Personalakte eintragen würden. Vor allem hatte sich der Amerikaner heftig blamiert, nachdem ihm das Unmögliche gelungen war, seiner Regierung zehn Millionen Dollar abzuschwatzen. Eine reife Leistung, fand Henri. Mavick hätte es eigentlich verdient zu erfahren, welch segensreiche Entwicklung er mit seiner Investition ermöglicht hatte.
    »Dieser Gorbatschow ist genauso ein Scheißkommunist wie sein Vorgänger. Ich wüsste nicht, was mich daran trösten soll. Und er ist viel jünger und wird uns schon deswegen mehr Scherereien bereiten als der Tattergreis. Meiner Regierung ist es nicht recht, wenn die sowjetische Führung erneuert wird, es hätte weitergehen können, so, wie es war. Aber Ihnen und Ihren Leuten habe ich noch nie getraut, und ich verrate Ihnen ein kleines Geheimnis, wenn ich sage, dass ich da nicht der Einzige bin bei uns. Seit diesem Brandt kriechen Sie denRussen in den Arsch. Entspannung, Abrüstung« – er zog diese Begriffe durch seinen Mund – »so ein … romantischer Quatsch. Die Russen lachen über Sie, glauben Sie es mir. Und wenn Sie Ihre Ohren nicht zugestopft hätten, dann würden Sie es sogar hören. Man muss sie fertigmachen, so einfach ist das. Und wir machen sie fertig, da kann dieser Gorbatschow strampeln, wie er will.« Mavick winkte ab. In seinem Gesicht las Henri diesmal noch mehr Hochmut als sonst. Es war klar, sie wollten die Russen totrüsten, die Jahre des Friedensgedöns waren vorbei, es ging in die letzte Runde.
    »Und, bevor wir jetzt unsere gemütliche Konversation fortsetzen, ich schätze es sehr, mit Ihnen zu sprechen, wir möchten das Geld zurück«, sagte Mavick betont ruhig und sehr gefährlich.
    »Ja«, erwiderte Henri genauso ruhig. »Sie wollen das Geld zurück. Vielleicht wäre es aber sinnvoll, Sie gäben mir noch ein bisschen Zeit, könnte doch sein, dass ich die MiG noch in die Luft bekomme.«
    Mavick schaute ihn lächelnd an, aber in diesem Lächeln hatte sich eine volle Ladung Misstrauen eingenistet. Es sah so aus wie: Netter Versuch, aber lass es. Er kratzte sich am Handgelenk, dann sagte er, immer noch ruhig und kühl wie ein Eisloch auf der Moskwa: »Ich habe die Anweisung aus Langley, dass Sie diese Summe binnen einer Woche zurückerstatten. Wenn Sie das nicht tun, hat es Folgen …«
    »Sie sollten einem Verbündeten nicht drohen«, sagte Henri und überlegte, ob er nicht einfach die Katze aus dem Sack lassen sollte. Doch er ließ sie drin, denn er hatte es Eblow und Rachmanow versprochen, und außerdem würde Mavick ihn für völlig verrückt halten, denn für den war Kommunist gleich Kommunist, Vertreter des Reichs des Bösen, welches ausgelöscht werden musste, das war die heilige Christenpflicht.
    »Sie missverstehen mich«, sagte Mavick in einem

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