Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
auch ohne an jeder Ecke über einen FSB-Agenten zu stolpern.«
Malkowitsch nickte. »Verstehe.« Er zuckte die Achseln. »Geben Sie den Russen von dem, was Sie über diesen Smith herausgekriegt haben, genug ab, um sie zufriedenzustellen. In der Zwischenzeit treiben Sie Ihre eigene Suche mit Hochdruck voran.«
»Die beiden Amerikaner direkt unter Iwanows Nase zu fangen, wird schwer werden«, warnte Brandt. »Aber ich verspreche Ihnen, dass wir unser Bestes tun.«
»Ich bezahle Sie nicht dafür, dass Sie mir etwas versprechen , Herr Brandt«, versetzte der Milliardär frostig. »Ich bezahle Sie dafür, dass
Sie etwas erledigen . Ich rate Ihnen nachdrücklich, diesen Unterschied zu beachten.«
»Und falls ich Smith und Ms. Devin lebend erwische?«, fragte der Deutsche ruhig und ignorierte die versteckte Drohung. »Ohne dass Iwanow etwas davon erfährt, meine ich. Wie lauten Ihre Befehle dann?«
»Quetschen Sie sie aus«, antwortete Malkowitsch brutal. »Finden Sie heraus, für wen sie arbeiten und wie viel Informationen über HYDRA sie schon an die Vereinigten Staaten weitergeleitet haben …«
»Und danach?«
»Bringen Sie sie um«, blaffte Malkowitsch. »Schnell, wenn es sein muss. Aber, wenn irgend möglich, ganz langsam. Colonel Smith und Ms. Devin haben mir große Umstände und Sorgen bereitet. Und das ist etwas, was ich sie zu gern bereuen lassen würde.«
Kapitel fünfundzwanzig
Moskau
Ein leises Klopfen an der Wohnungstür ließ Jon Smith hochfahren. Er glitt vom Sofa, auf dem er versucht hatte, etwas Schlaf nachzuholen, nahm die 9mm Makarow vom Couchtisch, legte den Sicherungshebel um und zog den Schlitten zurück. Dann drehte er sich, die Pistole feuerbereit in den Händen, mit ausgestreckten Armen zur Tür um. Er atmete aus, um ruhiger anlegen zu können. Über Kimme und Korn visierte er die Mitte der Tür an und blieb so stehen.
Lautlos wie eine Katze kam Fiona Devin, ebenfalls mit gezückter Waffe, aus dem Schlafzimmer geschlichen und lief auf bloßen Füßen zur abgenutzten Massivholztür. »Wer ist da?«, rief sie auf Russisch, wobei sie die zittrige Stimme einer alten Frau nachahmte.
Ein Mann, der durch die schwere Holztür nur gedämpft zu verstehen war, antwortete: »Ich bin’s, Oleg.«
Smith entspannte sich ein wenig. Er erkannte Kirows Stimme. Indem er nur seinen Vornamen benutzt hatte, signalisierte der Russe, dass alles in Ordnung war. Hätte er seinen vollen Namen genannt, wären sie gewarnt gewesen, dass er unter Zwang handelte und entweder der Moskauer Polizei oder anderen, die Jagd auf sie machten, ins Netz gegangen war.
Langsam ließ Smith die Makarow sinken und sicherte sie. Fiona tat dasselbe mit ihrer Waffe und ging dann zur Tür, um sie aufzuschließen und zu entriegeln.
Schnell trug der große Russe mit dem breiten Brustkorb zwei schwere Koffer herein. Als er die Pistolen in ihren Händen sah, zog er die schlohweißen Augenbrauen hoch. »Seid ihr nervös?«, fragte er. Dann nickte er grimmig. »Solltet ihr auch.«
»Was ist los?«
Kirow stellte die Koffer ab, ging zum nächsten Fenster und zog die Vorhänge ein Stück zurück. »Kommt und seht selbst«, forderte er sie auf, während er mit einem Kopfnicken auf die Straße vor dem Haus deutete.
Smith und Fiona stellten sich neben ihn.
Auf der gesamten Länge der Brücke über den Wodootwodnyj-Kanal stauten sich Autos und Lastwagen. Milizionäre in grauen Überziehern und Schirmmützen gingen paarweise von Wagen zu Wagen und beugten sich hinein, um die Papiere zu kontrollieren und jedem Fahrer einige Fragen zu stellen. Ein Trupp Soldaten mit Sturmgewehren und Uniformen in Wintertarnfarben bewachte die nächste Kreuzung.
»Truppen des Innenministeriums«, erklärte Kirow kühl. »Soweit ich sehen konnte, werden an den meisten wichtigen Straßenkreuzungen und vor den größeren Metro-Stationen Kontrollpunkte eingerichtet.«
»Verdammt«, murmelte Smith und schaute den Russen an. »Wie lautet die offizielle Begründung?«
Kirow zuckte die Achseln. »Laut Nachrichten handelt es sich nur um eine routinemäßige Fahndung nach tschetschenischen Terroristen. Doch es ist mir gelungen, nah genug an einen der Kontrollpunkte heranzukommen, um zu sehen, wonach sie wirklich suchen.« Sein Blick richtete sich auf die beiden Amerikaner. »Die Milizionäre haben Kopien eurer Passfotos.«
Fiona seufzte. »Vermutlich war das bloß eine Frage der Zeit.«
»Ja«, bestätigte Kirow sachlich. »Und nun müssen wir den Tatsachen ins Auge
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