Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
Reichtums konnte er mittlerweile auf mehrere Regierungen in Europa, Afrika und Asien erheblichen Einfluss ausüben – sowohl durch seine allgemeine wirtschaftliche Stärke wie auch durch die direkte Bestechung korrupter Politiker und Bürokraten. Sein riesiger Aktienbesitz ermöglichte es ihm, Banken, Maklergesellschaften, Investmentfirmen, pharmazeutische Laboratorien, Ölgesellschaften, Waffenhersteller und andere Industriezweige der Welt auf subtile Weise zu manipulieren. Durch die Brandt-Gruppe hatte er eine Reihe von bezahlten Killern und Spionen an der Hand, die, falls nötig, heimlich und brutal gegen persönliche Feinde oder geschäftliche Konkurrenten vorgehen konnten. Doch in letzter Zeit hatte er erkannt, dass seiner Macht trotzdem Grenzen gesetzt waren. Zu seinem Leidwesen gab es Politiker, die man nicht bestechen oder bedrohen, Unternehmen, die er nicht kaufen, und Gesetze und Vorschriften, die er nicht unterlaufen oder einfach missachten konnte.
Und so hatte Malkowitsch angefangen, einen Plan zu schmieden, mit dem er seinen persönlichen Reichtum und seine Macht um mindestens das Zehnfache mehren konnte. Vor langer Zeit, direkt im Anschluss an den Kalten Krieg, hatte er sich die Dienste verschiedener, vormals im Ostblock tätiger Waffenexperten gesichert – unter anderem die von Wulf Renke. Damals hatte er eigentlich nur vorgehabt, eine diskrete Nebeneinnahmequelle für eine seiner Mantelgesellschaften zu erschließen, über die er für enorme Summen illegalen Geldes unkonventionelle Waffen an die reichsten Schurkenstaaten der Welt lieferte.
Doch als Renke mit seiner HYDRA-Erfindung zu ihm gekommen war – dem ultimativen, präzisionsgesteuerten Mordwerkzeug –, hatte der in Serbien geborene Milliardär auf der Stelle das unglaubliche Potential erkannt. Die Kontrolle über diese unentdeckbare und unausweichlich tödliche Waffe zu haben, würde ihn so mächtig machen, wie er es sich seit langem wünschte. Damit konnte er ganze Nationen, deren Führer sich gegen ihn stellten, bestrafen und jene belohnen, die sich mit seinen Zielen identifizierten.
Russland hatte unter Viktor Dudarew den richtigen Weg eingeschlagen.
Als Bezahlung dafür, dass sie HYDRA benutzen durften, um ihre Feinde im Westen und in den ehemaligen Sowjetrepubliken zu dezimieren, hatten Dudarew und seine Freunde im Kreml feierlich geheime Abmachungen mit Malkowitsch getroffen und einen Handel besiegelt, der beiden Seiten nutzte. Indem HYDRA die westlichen Geheimdienste schwächte, wurde Russland in die Lage versetzt, ohne Einmischung Amerikas und seiner Alliierten diesen militärischen Feldzug zu planen und zu organisieren. Sobald die Schießerei losging, würden die Europäer und Amerikaner natürlich heftig protestieren, doch wenn sie überrascht wurden, war es höchst unwahrscheinlich, dass sie intervenierten und eine Ausbreitung des Krieges riskierten. Angesichts der unabänderlichen
Tatsache, dass die Russen einmarschiert waren und alles unter Kontrolle hatten, würden die Amerikaner beide Augen zudrücken und widerstrebend die Lage der Dinge akzeptieren.
Im Gegenzug sollte der Milliardär nach der Wiedereroberung durch Russland den Löwenanteil am erbeuteten Öl und Gas, den Bodenschätzen, der Rüstungsindustrie und an anderen Industriezweigen bekommen. Innerhalb kürzester Zeit würden die Gewinne aus diesem neuen Besitz ihn zum reichsten Mann der Welt machen, der jeden denkbaren Rivalen weit in den Schatten stellte.
Malkowitsch malte sich die Zukunft in den rosigsten Farben aus. Dumme Menschen hielten Reichtum für die Wurzel allen Übels. Kluge Männer wussten es besser: Geld war nur ein Mittel, und zwar zu dem Zweck, die Welt nach eigenem Gutdünken zu formen.
»Wann wird der Angriff beginnen?«, hörte er Brandt fragen.
Kiritschenko blickte zu Dudarew, bekam mit einem knappen Kopfnicken die Genehmigung und beantwortete daraufhin die Frage. »SCHUKOW wird in weniger als fünf Tagen ausgelöst«, sagte er. »Die ersten Speznas-Überfälle und Luftangriffe beginnen wenige Minuten nach Mitternacht am 24. Februar. Kurz darauf werden unsere Panzer und Truppen die Grenze überschreiten.«
»Ohne vorherige Provokation?«, fragte Brandt zynisch. »Verzeihen Sie, Oberst, aber das erscheint mir etwas … plump.«
Mit einem dünnen, humorlosen Lächeln beugte Iwanow sich auf seinem Stuhl vor. »Es wird genügend Provokationen geben, Herr Brandt.« Sein Blick war kalt. »Geheime Informationen aus der Ukraine deuten zum
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