Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
die er gewählt hat.«
Randi nickte aufmerksam.
»Und das gibt uns einen Faden in die Hand, dem wir durch das Telekommunikationslabyrinth folgen können, das diese Kerle erschaffen haben«, fuhr der Techniker erklärend fort. »Es wird einige Zeit dauern, doch mit Hilfe dieser ersten Nummer können wir die Spur im Labyrinth aufnehmen und am Ende schließlich die echte Nummer finden, die im Zentrum verborgen ist.«
»Und zu dem Telefon gehören muss, an dem Wulf Renke sitzt«, sagte Randi frostig. Ihr Blick wurde hart. »Und dann werde ich mich mit dem Professor ein wenig über seine mächtigen Hintermänner unterhalten, bevor wir ihn für den Rest seines traurigen Lebens in eine Zelle sperren.«
»Was ist mit Kessler?«, fragte die CIA-Technikerin.
Randi lächelte matt. »Herr Kessler soll ruhig noch ein bisschen schmoren. Den Panikknopf hat er ja bereits gedrückt. Jetzt warten wir einfach ab, wer wohl hier auftaucht, um ihn zu retten.«
Moskau
Ungeduldig tigerte Erich Brandt durch sein Büro. Er sprach über eine sichere Leitung mit Berlin. »Sie haben Ihre Befehle, Lange«, blaffte er. »Nun führen Sie sie aus.«
»Bei allem Respekt«, erwiderte der Angesprochene leise, »meine Männer und ich sind nicht hierhergekommen, um Selbstmord zu begehen.«
»Erklären Sie mir das.«
»Ich bin mir sicher, dass die Amerikaner Kesslers Haus beobachten«, sagte Lange. »Und wenn wir uns da zeigen, werden sie uns schnappen.«
»Sind Sie überzeugt, dass die CIA hinter dieser Operation steckt?«, fragte Brandt, der sich zwang, seinen Ärger zu unterdrücken.
»Ja«, sagte Lange. »Sobald ich von Ihnen alarmiert worden bin, habe ich einen unserer Informanten in der hiesigen Regierung befragt.«
»Und?«
»Es gibt eine Isabelle Stahn und sie arbeitet als Sonderstaatsanwältin für das Justizministerium«, antwortete Lange. »Doch Frau Stahn ist augenblicklich in Mutterschaftsurlaub und wird erst irgendwann nächsten Monat wieder zum Dienst erwartet. Außerdem gibt es keinen Hinweis auf eine interne Untersuchung, die sich mit Kessler befasst.«
»Also glauben Sie, die Amerikaner haben ihn hinters Licht geführt, damit er um Hilfe ruft«, sagte Brandt grimmig.
»Genau«, bestätigte Lange. »Und mittlerweile werden sie schon versuchen, Renkes Telefonnummer zurückzuverfolgen.«
Brandt blieb abrupt stehen. Wenn die Amerikaner Renke fanden, würden sie auch von HYDRA erfahren. Und wenn das passierte, war seine eigene Lebensspanne bestenfalls noch in Stunden zu messen. »Wird ihnen das gelingen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Lange gedehnt. Brandt konnte beinahe hören, wie sein Gesprächspartner die Achseln zuckte. »Doch das ist exakt die Art von technischer Spionage, in der sich sowohl NSA wie auch CIA auszeichnen.«
Brandt nickte widerstrebend, denn er wusste, dass sein Angestellter mit dieser Einschätzung richtig lag. Als Feldagenten machten die Amerikaner in der Regel keine gute Figur, doch im Umgang mit Maschinen und Elektronik waren sie fast unübertrefflich. Seine grauen Augen wurden eiskalt. »Dann müssen Sie diese CIA-Überwachungseinheit zerstören, ehe es zu spät ist.«
»Was wir nicht finden, können wir auch nicht zerstören«, erwiderte Lange brüsk. »Die Amerikaner könnten in einem Radius von anderthalb Kilometern rund um Kesslers Villa in jedem Auto oder Gebäude stecken. Wir haben nicht die Zeit, in der Hoffnung, zufällig über sie zu stolpern, ziellos durch das ganze Grunewald-Viertel zu fahren. Wenn wir ein konkretes Ziel ins Visier nehmen sollen, brauchen wir mehr Informationen über die CIA-Operationen in Berlin, und zwar bald.«
Brandt nickte. Lange hatte wieder einmal Recht. »Na gut«, sagte er kalt. »Ich werde sofort mit Malkowitsch Kontakt aufnehmen. Unser Finanzier hat einen speziellen Kontaktmann in Köln, der sich in dieser Angelegenheit als höchst nützlich erweisen sollte.«
Kapitel dreißig
Riesige graue Wohnblöcke säumten Moskaus tristen äußeren Ring – seelenlose Silos, von kommunistischen Bürokraten erbaut als Unterkunft für die anonymen Massen, die auf der Suche nach Arbeit in die sowjetische Hauptstadt drängten. Fast zwei Jahrzehnte nach dem Untergang des Systems, das sie erschaffen hatte, dienten diese Bauten immer noch abertausenden armen Moskauern als Heim.
In einem dieser Mietshäuser stiegen Jon Smith und Fiona Devin vorsichtig die Treppe hoch. Ein paar nackte Glühbirnen baumelten an Drähten von der Decke und sorgten im düsteren Treppenhaus in
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