Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
der zielstrebig auf die geparkten Wagen zusteuerte. Der achte Mann, sehr viel größer und hellblond, ging voraus, um mit dem einzelnen italienischen Zöllner zu reden, der ihnen zur Kontrolle entgegenkam.
»Ihre Papiere, Signore? «, sagte der Zollbeamte höflich.
Der blonde Mann griff in seinen Mantel und zog seinen Pass und andere Dokumente heraus.
Freundlich lächelnd überflog der Italiener sie rasch. Er zog eine Augenbraue hoch. »Ah, ich sehe, dass Sie am ECPR arbeiten. Wir haben hier oft Kollegen von Ihnen. Sagen Sie, was genau tun Sie eigentlich in dem Zentrum?«
Erich Brandt lächelte freudlos. »Wirtschafts- und Qualitätsprüfung.«
»Und was ist mit den anderen Herren?«, fragte der Zöllner mit einer Kopfbewegung zu Konstantin Malkowitsch und seinen Leibwächtern, die bereits in die wartenden Limousinen einstiegen. »Arbeiten sie auch für das Zentrum?«
Brandt nickte. »Ja.« Wieder griff er in seinen schweren Mantel und diesmal zog er einen weißen D IN-A4-Umschlag heraus. »Hier sind die erforderlichen Papiere. Ich denke, Sie werden feststellen, dass alles in Ordnung ist.«
Der Italiener zog den Umschlag gerade weit genug auf, um das dicke Bündel großer Euroscheine zu sehen, das darinsteckte. Er lächelte gierig. »Genau abgezählt, wie immer.« Dann stopfte er den Umschlag in seinen Mantel. »Es ist stets eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Signore Brandt. Ich freue mich schon auf Ihren nächsten Besuch.«
Minuten später rauschten Brandt, Malkowitsch und die sechs schwerbewaffneten Leibwächter über die Via Appia Nuova und begannen den nächsten Abschnitt ihrer Reise nach Orvieto.
Internationaler Flughafen Scheremetewo-2, außerhalb von Moskau
Die Nacht hatte sich bereits über die Birken- und Kiefernwälder um Scheremetewo-2 gesenkt. Die von grellen weißen Lichtern erleuchteten Zufahrtsstraßen zum Flughafen durchschnitten die
Dunkelheit mit schnurgerader Präzision. Auf diesen Straßen stauten sich lange Schlangen von Autos, Lastwagen und Bussen und warteten darauf, die Polizeikontrollpunkte passieren zu können, die vor dem einzigen Passagierterminal, einem hässlichen Kasten aus Stahl und Beton, errichtet worden waren. Auf dem Flughafengelände patrouillierten Panzerspähwagen, die mit Elitetruppen des Innenministeriums besetzt waren und den Begrenzungszaun bewachten.
Die Befehle des Kreml waren unmissverständlich. Die beiden geflohenen Amerikaner durften auf gar keinen Fall aus Russland entkommen. Für die Jagd nach ihnen war die Sicherheitsstufe rund um den Flughafen auf eine Ebene angehoben worden, die es seit dem Höhepunkt des Kalten Krieges nicht mehr gegeben hatte.
Auf der anderen Seite des Flughafens stand eine TransAtlantic Express 747-400 Frachtmaschine auf dem Asphalt. Pakete, Kisten, Kästen mit Eilpost und schwerere Frachtgutteile wurden aus Lastwagen geladen, auf genormten Paletten festgebunden und dann in die Frachträume im Hauptdeck der 747 gehievt.
Milizionäre in grauen Mänteln streiften über den Verladeplatz und beobachteten die Aktivitäten um sich herum mit argwöhnischen Blicken. Die Gruppenführer hatten strikte Anweisung, jeden, der versuchte, sich in Scheremetewo in einer Frachtmaschine zu verstecken, zu verhaften.
Oberleutnant Anatoli Sergunin hielt die Hände hinter dem Rücken verschränkt und schaute zu, wie die schweren Paletten von großen Gabelstaplern vom Asphalt gehoben und in das riesige TransEx-Flugzeug geschoben wurden. Frachtabfertiger im Flugzeug dirigierten die Paletten durch die Luken der 747, rollten sie an die vorgesehene Position und befestigten sie dann am Boden. In den ersten Stunden seiner Schicht war Sergunin von diesem Vorgang fasziniert gewesen. Nun war er nur noch gelangweilt, durchgefroren und müde.
»Der Wachtposten am Tor meldet, dass noch ein Fahrzeug
hierher unterwegs ist«, verkündete sein Feldwebel, der den Funkverkehr der Einheit überwachte.
Überrascht sah Sergunin auf die Uhr. Dieses Flugzeug sollte in weniger als einer Stunde starten. Alle Frachtstücke für die 747 hätten längst angeliefert sein sollen. Die verschieden großen Pakete zu sortieren und auf den Paletten festzubinden war ein komplizierter und zeitraubender Prozess, der absolut nötig war, um die Balance der Fracht gut auszutarieren. Er drehte sich um und blickte über das lange Stück dunklen Asphalt. Tatsächlich, ein Paar helle Scheinwerfer kam eilig auf sie zu.
Er schaute seinen Feldwebel an. »Was für eine Fracht bringt dieses
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