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Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Titel: Das Moskau Virus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Patrick Larkin
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Fahrzeug?«
    »Zwei Särge, Herr Oberleutnant.«
    »Särge?«, wiederholte Sergunin verblüfft.
    »Ja«, erwiderte der Feldwebel geduldig. »Es ist ein Leichenwagen.«
    Einige Minuten später hatte Sergunin in der Nähe des Bestattungswagens, der von einer Moskauer Leichenhalle kam, Position bezogen und beobachtete das Geschehen genauestens. Der Fahrer, ein Mann in einem weißen Arbeitskittel, wuchtete die schweren Metallsärge aus dem hinteren Teil des Autos auf aufklappbare Bahren. Zum Beweis dafür, dass sie bereits geröntgt und vom Zoll untersucht worden waren, hatte man die Särge mit Klebeband versiegelt.
    Sergunin kniff misstrauisch die Augen zusammen. Zollbeamte konnten bestochen werden. Und wie konnten zwei flüchtige Agenten besser aus Russland herausgeschmuggelt werden als in einem Paar Särge? Insbesondere in einem Flugzeug, das zunächst nach Frankfurt, dann nach Kanada und schließlich in die Vereinigten Staaten fliegen sollte? Er legte seine Hand auf die Pistole in seinem Hüftholster. Riesige Belohnungen winkten dem, der die zwei gesuchten Amerikaner fing, und schwere Strafen demjenigen, der sie entkommen ließ. Unter diesen Umständen konnte man gar nicht vorsichtig genug sein.
    Der Polizeioffizier wartete, bis der Bestatter seine schwere Arbeit erledigt hatte. Dann ging er auf den großen, kräftigen Mann mit den schlohweißen Haaren zu. »Sind Sie allein für diese Fracht verantwortlich?«
    Der Bestatter wischte sich mit einem roten Taschentuch den Schweiß von der Stirn und nickte. »So ist es, Herr Oberleutnant«, antwortete er freundlich. »Zwanzig Jahre im Geschäft und kein Kunde hat sich je beschwert.«
    »Ersparen Sie mir Ihre Scherze und zeigen Sie mir die Transportbescheinigungen für diese … Leichname«, blaffte Sergunin.
    »Bei mir hat alles seine Ordnung«, sagte der Bestatter achselzuckend. Damit reichte er Sergunin ein Klemmbrett. »Sehen Sie selbst, nichts zu beanstanden.«
    Mit skeptischem Blick studierte Sergunin die Dokumente. Demnach enthielten die Särge die Leichen eines Ehepaares – beide Personen relativ alt –, das bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Obwohl es sich bei dem Toten und seiner Frau um Russen handelte, ließen ihre Kinder, die nach Toronto emigriert waren, die Leichname zur Beerdigung nach Kanada ausfliegen.
    Der Polizeioffizier runzelte die Stirn. Das war eine unglaubwürdige Geschichte. Er blickte zu dem weißhaarigen Bestatter auf und gab ihm brüsk das Klemmbrett zurück. »Öffnen Sie die Särge«, befahl er. »Ich will Sie untersuchen.«
    »Öffnen?«, fragte der Weißhaarige. Er klang überrascht.
    »Sie haben mich schon verstanden«, erwiderte Sergunin kühl. Damit zog er seine Pistole und entsicherte sie. Mit der freien Hand bedeutete er seinem Feldwebel und einer herumlungernden Einheit, den Leichenwagen zu umstellen. »Machen Sie auf«, forderte er. »Und zwar sofort.«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte der Bestatter rasch. »Wenn Sie hineinschauen wollen, habe ich nichts dagegen.« Abermals zuckte er die Achseln. »Aber ich sollte Sie warnen, das ist kein schöner Anblick. Beide Leichen sehen ziemlich schlimm aus. Ihr Wagen ist
frontal mit einem Bus zusammengestoßen. Unsere Schminkkünstlerinnen im Hinterzimmer konnten nicht mehr viel für sie tun.«
    Sergunin ignorierte ihn. Er trat vor und klopfte mit dem Lauf seiner Pistole gegen einen der Särge. »Diesen zuerst. Und beeilen Sie sich!«
    Seufzend gehorchte der Bestatter. Zuerst durchtrennte er mit einem Taschenmesser das Klebeband des Zolls. Dann öffnete er einen nach dem anderen die Riegel, die den Deckel verschlossen hielten. Ehe er weitermachte, sah er den Polizeioffizier über die Schulter an. »Sind Sie wirklich sicher, dass Sie das sehen wollen?«
    Sergunin schnaubte und hob die Pistole. »Weitermachen.«
    Mit einem letzten, vielsagenden Achselzucken hob der Bestatter den Deckel hoch.
    Sergunin warf einen Blick in den Sarg und wurde totenbleich. Er blickte auf einen Leichnam herab, der so schrecklich verstümmelt und verbrannt war, dass er nicht sagen konnte, ob er einen Mann oder eine Frau vor sich hatte. Aus einem lippenlos grinsenden Schädel, der nur noch teilweise mit verkohlten Fleischresten bedeckt war, starrten ihm leere Augenhöhlen entgegen. Versengte Hände, durch die intensive Hitze zu Klauen verkrümmt, waren in einer Geste, die wie ein letzter grotesker Hilfeschrei wirkte, über dem zerstörten Körper erstarrt.
    Würgend wandte der Polizeioffizier sich ab und

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