Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
das Headset, das Kirow ihm hinhielt. »Smith hier.«
»Ich freue mich sehr, von Ihnen zu hören, Colonel«, sagte Kleins vertraute Stimme. Selbst aus einer Entfernung von mehreren tausend Meilen war ihm seine Erleichterung anzumerken. »Ich fing schon an, mir Sorgen zu machen.«
»Ich auch«, gestand Jon. »Der Gedanke daran, dass Sie all diese Todesbescheinigungen ausfüllen müssen, hat mir die Tränen in die Augen getrieben.«
»Ich bin gerührt«, erwiderte Klein trocken. »Also, was können Sie mir über diese Krankheit berichten?«
»Zunächst einmal handelt es sich nicht um eine Krankheit – zumindest nicht im klassischen Sinn«, erklärte Smith ernst. »Ich schätze, wir haben es mit einer höchst ausgeklügelten biologischen Waffe zu tun, die entworfen wurde, um individuelle genetische Sequenzen anzugreifen. Den Symptomen nach zu urteilen möchte ich wetten, dass Renke jede Variante so ausstattet, dass sie irgendwie die Zellreproduktion lähmt.« Er seufzte. »Ich weiß nicht, wie die Opfer infiziert werden, doch vielleicht mischt man ihnen den Erreger ganz einfach ins Essen oder in ein Getränk. Und ich bezweifle, dass es irgendeinen Weg gibt, die Krankheit aufzuhalten oder rückgängig zu machen, wenn diese Waffe sich erst einmal in der Zielperson befindet. Von diesem auserwählten Opfer einmal abgesehen, ist das Virus für andere Menschen völlig harmlos.«
»Deshalb stecken die Kranken auch niemand aus ihrer Umgebung an«, begriff Klein.
»Bingo«, sagte Smith. Er runzelte die Stirn. »Im Grunde hat Renke die perfekte Präzisionswaffe entworfen.«
»Vorausgesetzt man kann sich die DNA des Opfers besorgen«, warf Klein ein.
»Genau. Und an dieser Stelle kommt die Studie zum Ursprung der Slawen ins Spiel«, fuhr Smith fort. »Die Wissenschaftler des ECPR sammeln schon seit Jahren in der Ukraine, Georgien, Armenien und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken DNA-Proben. Wenn wir lange genug suchen, werden wir mit ziemlicher Sicherheit herausfinden, dass die meisten der Toten ebenfalls an den Studien des ECPR teilgenommen haben.«
»Was ist mit denen, die nicht an diesen Erhebungen beteiligt waren?«, überlegte Klein. »Wie kann diese Krankheit auf so viele unserer Nachrichtenanalytiker und Armeechefs zugeschnitten sein? Oder die der Briten, Franzosen, Deutschen und anderer Nationalitäten?«
Jon zuckte die Achseln. »Wissen Sie, Fred, ich könnte Ihre DNA aus Fingerabdrücken aus einem von Ihnen benutzten Glas gewinnen – oder aus Haaren, die Ihr Frisör Ihnen abgeschnitten hat. Es ist nicht so leicht und so kostengünstig wie die andere Methode, aber es ist machbar.«
»Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Renke, die Russen oder Malkowitsch sämtliche Frisöre und Barkeeper in Washington, London, Paris und Berlin bestochen haben, damit sie Proben sammeln, oder?«, fragte Klein trocken.
Smith schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Nicht en masse .«
»Wie dann?«
Jon erstarrte plötzlich, denn ihm war ein furchtbarer Verdacht gekommen. »Überprüfen Sie alle Personen, die uneingeschränkten Zugang zur OMEGA-Medizindatenbank haben«, riet er grimmig.
Am anderen Ende der Leitung entstand eine lange Pause, in der Klein über diesen Vorschlag nachdachte. OMEGA war ein streng geheimes Programm, das aufgelegt worden war, um im Falle eines katastrophalen terroristischen Anschlags auf Washington und
seine Vororte das Funktionieren der amerikanischen Regierung sicherzustellen. Die medizinische Datenbank OMEGA war nur ein kleiner Teil dieses viel größeren Programms. Um nach einem verheerenden Angriff die Toten besser identifizieren zu können, hatten abertausende amerikanische Regierungsbeamte und Militärangehörige Gewebeproben hinterlegt.
»Großer Gott«, sagte der Leiter des Covert-One endlich. »Wenn Sie Recht haben, ist dieses Land in noch größerer Gefahr, als ich dachte.« Er seufzte. »Und außerdem sieht es so aus, als würde unsere Zeit schneller als erwartet ablaufen.«
»Was heißt das?«, fragte Smith.
»Das heißt, dass wir nicht nur von einer biologischen Waffe bedroht werden, Jon«, gestand Klein leise. »Die Gerüchte, die Kirow von seinem FSB-Kontaktmann gehört hat, sind zutreffend. Inzwischen scheint beinahe sicher zu sein, dass Dudarew und seine Freunde im Kreml kurz vor einem größeren militärischen Feldzug stehen, der aus der Verwirrung, die von der neuen Biowaffe gestiftet worden ist, Kapital schlagen soll.«
Smith hörte aufmerksam zu, während Klein ihn über die
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