Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
Treppe eingerastet war, eilte Smith, Fiona Devin und Kirow dicht hinter sich, hastig die Stufen hinab.
Unten wurden sie bereits von einem jungen Air-Force-Hauptmann in grüner Fliegerjacke erwartet. Er trug einen Helm mit Nachtsichtbrille am Visier. »Lieutenant Colonel Smith?«, fragte er mit einem zweifelnden Blick auf die drei abgekämpften Gestalten, die anscheinend Zivilisten waren.
Jon nickte. »Das ist korrekt.« Als er die besorgte Miene des jungen Offiziers sah, musste er grinsen. »Keine Sorge, Hauptmann. Wir machen Ihr hübsches, sauberes Fluggerät schon nicht schmutzig.«
Der Air-Force-Hauptmann wirkte verlegen. »Tut mir leid, Sir.«
»Kein Problem«, erwiderte Smith. »Sind Sie bereit?«
»Ja, Sir. Es ist gleich da vorn«, sagte der Hauptmann und deutete auf einen großen schwarzen Helikopter, der ein wenig abseits allein auf dem Vorfeld stand. Smith erkannte, dass es sich um einen MH-53J Pave Low handelte, einen der modernsten Spezialeinsatzhubschrauber der Welt. Die Pave Lows waren schwer gepanzert, gespickt mit Waffen und gerammelt voll mit ausgeklügelten Navigationssystemen und elektronischen Abwehrmaßnahmen. Sie eigneten sich dazu, Kommandos tief in feindlich besetztes Territorium zu bringen, dreißig bis vierzig Meter tief über dem
Boden zu fliegen und dabei der gegnerischen Radarerkennung und Boden-Luft-Geschossen auszuweichen.
»Was ist mit unserer Ausrüstung?«, fragte Smith den Hauptmann.
»Kleidung, Waffen und Sonstiges sind bereits im Vogel verstaut«, versicherte ihm der junge Mann. »Wir haben Befehl, Sie und Ihre Begleiter so schnell wie möglich in die Luft zu bringen.«
Fünf Minuten später schnallten Smith, Fiona und Kirow sich an den Sitzen im grau gestrichenen hinteren Abteil des 21 Tonnen schweren Pave Lows an. Eins der sechs Besatzungsmitglieder des Helikopters händigte ihnen Helme und Ohrstöpsel aus. »Das werden Sie brauchen, wenn wir das Baby hochziehen«, sagte er fröhlich, während er sie mit der Gegensprechanlage verband. »Sonst zerfetzt der Krach Ihnen das Hirn.«
Über ihnen begannen die Rotorblätter sich zu drehen, beschleunigten immer schneller, angetrieben von den beiden Turboschaft-Triebwerken.
Als die Maschinen ihre volle Kraft erreicht hatten, waren das Geheul und der Krach ohrenbetäubend. Knatternd und heftig vibrierend wiegte der Hubschrauber sich hin und her.
Über die Gegensprechanlage hörte Smith den Flugingenieur, einen Feldwebel mit breitem texanischem Akzent, mit Pilot und Copilot des MH-53J die Checkliste durchgehen. Schließlich sagte der Feldwebel: »Abflugbereit.«
Der Helikopter glitt über die Piste.
Die drei Männer der Besatzung, die mit Smith und den anderen hinten saßen, beugten sich aus den offenen Luken und der Heckrampe und spähten aufmerksam durch ihre Nachtsichtbrillen. In der Luft hatten sie die Aufgabe, den Piloten vor sämtlichen Hindernissen zu warnen, die dem Helikopter gefährlich werden konnten – meist Bäumen und Stromleitungen.
Langsam hob sich der Pave Low von der Piste. Der von den kreisenden Rotoren aufgepeitschte Wind heulte durch das Mannschaftsabteil.
Smith zog seinen Sicherheitsgurt enger. Er bemerkte, dass Kirow Fiona bei ihrem behilflich war, und unterdrückte ein Grinsen.
Der riesige schwarze Helikopter blieb noch einige Minuten in der Luft stehen, bis die Crew ihre letzten Navigations- und Systemchecks abgeschlossen hatte. Dann drehte der MH-53J mit aufheulenden Triebwerken nach rechts ab und flog mit beinahe 120 Knoten tief über der italienischen Landschaft mit ausgeschalteten Lichtern nach Süden.
Nahe Orvieto
Erich Brandt bemühte sich, seine wachsende Ungeduld zu zügeln. Im Hauptlabor von HYDRA herrschte hektische Aktivität, Renke überwachte seine Assistenten bei der zeitraubenden Aufgabe, die DNA-Bestände und die spezielle Ausrüstung zusammenzupacken. Sobald dieses komplizierte Unterfangen beendet war, konnte der Wissenschaftler mit seinem Team verschwinden und die Produktion der tödlichen Waffe an einem anderen, noch besser gesicherten Ort fortsetzen. Beinahe ebenso wichtig war, dass eventuelle amerikanische Agenten, die im European Center for Population Research herumschnüffelten, nur gewöhnliche Labore vorfinden würden, die mit normalen genetischen Analysen befasst waren.
Er wandte sich an Renke. »Wie lange noch?«
Der Wissenschaftler zuckte die Achseln. »Ein paar Stunden. Wir könnten auch viel eher fertig sein, aber nur, wenn wir wertvolle Ausrüstung
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