Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
Abteilung lächelte griesgrämig. »Vertrauen zu haben, fällt mir nicht leicht, Herr Brandt. Insbesondere wenn Staatsgelder in einer Höhe von über einer Million Euro im Spiel sind.«
Der Ex-Stasi-Offizier setzte ebenfalls ein dünnes, kaltes Lächeln auf. »Das ist verständlich, aber unvermeidlich. Sie haben mich um ein Mittel gebeten, das die weitere Zusammenarbeit mit meinem Auftraggeber sicherstellt – oder zur Rache an ihm benutzt werden
kann, falls es nötig werden sollte. Renke und ich haben Ihrer Bitte entsprochen. Ob Sie uns glauben oder nicht, bleibt Ihnen überlassen. Unter den gegebenen Umständen ist unser Preis völlig angemessen.«
Iwanow grunzte. »Na gut, Sie werden Ihr Geld bekommen. Heute Nacht genehmige ich die Überweisung der zweiten Rate in die Schweiz.« Wieder hielt er die Ampulle gegen das Licht. Dann richtete er seinen durchdringenden Blick auf Brandt. »Was, wenn unsere Forscher das Material hier nutzten, um herauszufinden wie HYDRA hergestellt wird? Dann würden wir Sie, Professor Renke und Ihren Chef nicht mehr brauchen.«
»Das könnten Sie vermutlich versuchen.« Der blonde Mann hob die massigen Schultern. »Doch Renke hat mir versichert, dass so ein Versuch unweigerlich fehlschlagen würde. Ihre Forscher fänden nur einige Bruchstücke unbrauchbaren genetischen Materials, das in einem Meer aus sterbenden Bakterien schwimmt.«
Der Leiter der 13. Abteilung nickte bedächtig. »Wie schade.« Damit verstaute er die Ampulle wieder in der Kühlbox, die er dann in seine Manteltasche steckte.
Brandt beobachtete ihn stumm.
»Eins noch, Herr Brandt«, sagte Iwanow abrupt. »Ich möchte Ihre persönliche Zusicherung, dass nach wie vor niemand von HYDRA weiß. Nun, da wir die letzten Phasen unserer militärischen Vorbereitungen erreichen, ist absolute Geheimhaltung nötig. Die Amerikaner und ihre Verbündeten dürfen auf keinen Fall von unseren Plänen erfahren.«
»Kirianow und Petrenko sind beide tot«, sagte Brandt ausdruckslos, ohne sich seine Beunruhigung über den entwischten Colonel Smith anmerken zu lassen. »Sonst existiert keine besondere Bedrohung für das Projekt HYDRA«, log er.
»Gut.« Iwanow lächelte erneut, doch seinen dunkelbraunen Augen fehlte jegliche Wärme und Freundlichkeit. »Und Ihnen ist klar, dass wir Sie für jeden Fehler persönlich verantwortlich machen?«
Brandt nickte knapp; er spürte, dass sich auf seiner Stirn Schweißtropfen bildeten. »Durchaus.«
»Dann wünsche ich Ihnen eine gute Nacht, mein Freund.« Der grauhaarige Chef der 13. Abteilung erhob sich schwerfällig. »Im Moment haben wir nichts weiter zu besprechen.«
Kapitel fünfzehn
18. FEBRUAR
Warm in ihren bodenlangen, pelzbesetzten Mantel eingehüllt verließ Fiona Devin die Borowizkaja-Metrostation und wandte sich nach Süden. Vorsichtig bewegte sie sich über den eisglatten Bürgersteig und wich graziös den anderen Fußgängern aus, die in der Dämmerung auf dem Weg zur Arbeit waren. Obwohl es der Uhr nach schon Morgen war, hatte die lange Winternacht die Stadt noch im Griff. Nicht weit voraus ragte ein imposantes Gebäude auf einem massiven Steinfundament aus der Straße hervor. Seine weiße Fassade war mit Säulen und reichen Verzierungen geschmückt und eine perfekt proportionierte Rotunde krönte das Dach. Nach Osten hin zogen sich Moskaus Straßen und Häuser den Hügel hinab bis zu den roten Mauern und Türmen des Kreml.
Fiona lächelte in sich hinein. Es überraschte sie nicht, dass Konstantin Malkowitsch sich an der schönsten und berühmtesten Adresse der russischen Hauptstadt niedergelassen hatte. Der in Serbien geborene Milliardär war nicht nur für seine Selbstverliebtheit, sondern auch für seine Prunksucht berühmt. Dieses Gebäude, das Paschkow-Haus, war im späten 18. Jahrhundert von einem märchenhaft reichen russischen Offizier gebaut worden, einem Hauptmann Pjotr Paschkow, der es sich in den Kopf gesetzt hatte, das großartigste Privathaus in ganz Moskau zu besitzen, oben auf einem Hügel, von dem aus man sogar auf den Kreml hinuntersehen konnte. Nach der Oktoberrevolution im Jahre 1917 war das Gebäude der benachbarten Russischen Staatsbibliothek angegliedert
worden, in der vierzig Millionen wertvolle Bücher, Zeitschriften und Fotografien aufbewahrt wurden.
Kurz nachdem er beschlossen hatte, Moskau zu einem der Knotenpunkte seines weltweiten Geschäftsimperiums zu machen, hatte Malkowitsch über zwanzig Millionen Dollar gespendet, um die schwindenden Mittel
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