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Das München-Komplott

Das München-Komplott

Titel: Das München-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Generalinspekteur geworden, aber, nun gut, Nauber schüttelte sich, man konnte nicht alles haben.

    Nebenan lag der New York Yachtclub. Roger hatte ihm auf dem Weg zum Club die Fensterbrüstungen gezeigt, die mittelalterlichen Schiffshecks nachgebildet waren. Dann gingen sie in die Blue Bar. Dort nahmen sie als Aperitif einen Manhattan an der Bar.
    »Hier gehen die Filmleute hin«, sagte Roger.
    Er reckte den Hals.
    »Vielleicht ist Woody Allen heute auch hier.«
    Nauber mochte Woody Allen nicht. Er hatte auch keine Lust, ihn zu sehen. Bei ihrer Scheidung hatte seine Frau nicht nur die Hälfte des Hauses bekommen, sondern sie hatten auch die ehemaligen kulturellen Gemeinsamkeiten geteilt. Seit seiner Scheidung hatte er keinen Woody-Allen-Film mehr gesehen. Dieser Regisseur gehört eindeutig in das Refugium seiner Frau. Dafür hatte sie ihm alle CDs von der Big Band der Bundeswehr überlassen.
    Nauber war überrascht, dass Roger den neuen amerikanischen Präsidenten unterstützte.
    »Unter Bush wären wir abgestiegen. In die zweite Liga. Aber der Nigger wird es entweder richten und wir sind für die nächsten hundert Jahre wieder die Stärksten, oder er wird so eine Art Gorbatschow sein, der den Abstieg der USA moderiert«, sagte er.
    Eine erstaunliche Haltung für einen amerikanischen General.
    »Aber Klaus«, sagte Roger, als er Naubers Irritation spürte, »die Dinge, die wir damals gemacht haben, wären heute nicht mehr möglich.«
    Da hat er recht, dachte Nauber. Es war eine gute Zeit, damals in Paris und Brüssel. Trotz der vielen Grauzonen, in denen sie umhergeirrt waren.
    Es war lange her.
    Um acht gingen sie hinüber in den Club. Im Vorraum stand ein Schwarzer in Livree.
    Er kannte Roger.
    »Schön, dass Sie uns wieder besuchen, General.«
    »Guten Abend, darf ich Ihnen meinen Freund vorstellen, Klaus Nauber, ein deutscher General.«
    »Oh, die Deutschen sind bekannt für ihre Generäle.«
    Sie lachten alle drei.
    Die große Halle war dreistöckig mit einer großen Galerie. Tische und Stühle waren aus dunklem Holz gefertigt, die berühmten Harvardstühle. Nauber fuhr mit der Hand über das schwarz-braune Holz. Betrachtete auf der Querlehne das Emblem in Gold. Über der Tür hing der ausgestopfte Kopf eines riesigen Warzenschweins. Daneben der einer Antilope. Im dritten Stock sogar ein Elefantenkopf.
    Kühl war es hier drin. Und ruhig.
    Das Essen war großartig. Riesige Steaks. Berge von Salat. Die Kellner alt und unfreundlich, wie man es in den USA eigentlich nicht kannte. »Hier gibt niemand Trinkgeld, weil jede Rechnung vom Club abgebucht wird«, erklärte Roger ihm. Hier kam man ohne Bargeld aus und ohne Kreditkarte. Wie im Film.
    Beim Kaffee lauschten sie noch eine Weile dem hauseigenen Jazztrio. Jeder hing den eigenen Gedanken nach. Dann unterschrieb Roger die Rechnung, und sie gingen.
    Es war ein milder Februarabend in New York. Sie standen unter dem Eingangsportal, und Nauber reckte sich. Er überlegte, ob er noch zum Times Square laufen oder gleich ein Taxi nehmen sollte.
    Er hörte den Schuss nicht.
    Niemand hörte einen Knall.
    Niemand sah ein Mündungsfeuer.
    Er brach einfach zusammen.
    Roger reagierte schnell, wollte ihn halten, aber er griff ins Leere. Nauber lag bäuchlings auf der Straße.
    Jetzt bekommt dieser Deutsche ausgerechnet einen Herzinfarkt, wenn ich dabei bin, dachte Roger. Er bedauerte die Einladung.
    Einer der Kellner hatte bereits ein Telefon am Ohr und rief die Ambulanz. Der Krankenwagen hatte es nicht leicht, die verstopfte 77th Street hochzufahren. Erst als die Sanitäter Nauber umdrehten, entdeckten sie das Einschussloch direkt über dem Herzen.

Kein Mord ohne Motiv
    Dengler ließ Betty Gerlach zurück und ging wieder an den Schreibtisch.
    Sieh an: Martin Klein hatte sich verliebt. In eine schöne Frau, kein Zweifel. Aber sie war doch zu jung für ihn. Als Betty neulich abends mit ihnen am Tisch saß, hatte Martin es nicht gewagt, ein Wort mit ihr zu wechseln. Stattdessen hatte er die Hand vor den Mund gehalten, damit sie seine dämliche Brandblase nicht sah. Nun kommunizierte er über die Horoskope mit ihr, die er für das Sonntagsblatt schrieb. Eine kühne Strategie, zweifelsohne, aber auch ein bisschen umständlich. Nun ja, heute Abend würden alle zusammen an einem Tisch sitzen. Und die Brandblase war hoffentlich verheilt.
    Dengler griff zu einem der Ordner, die auf seinem Schreibtisch lagen. Schlussvermerk: »Nach den ärztlichen Attesten erlitten 68 der 211 Personen

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