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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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hob den Kopf, sodass der Boden und die Gebäude aus dem Blickfeld verschwanden und drehte sich um sich selbst, wie er es als Kind in den finstersten mondlosen Nächten auf der Erde getan hatte.
    Die Sterne natürlich: Tausende an der Zahl, die den Himmel pflasterten und die hellen Sternbilder überlagerten, die er von der Erde kannte. Und nun stellte sich auch dieses Gefühl der Weite ein. Vom Mond aus war es viel eher zu sehen, dass er nur ein Staubkorn war, das an einer Gesteinskugel haftete und sich unablässig in einem unendlichen, dreidimensionalen Sternenhimmel drehte.
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    »Schauen Sie.« Nemoto wies nach oben und zeichnete einen Himmelsbogen nach, der in staubigem Licht leuchtete.
    Trotz der dicht gedrängten Sterne erkannte Malenfant ein paar Konstellationen – Cygnus und Aquila, den Schwan und den Adler.
    Und an der Stelle, auf die sie wies, strömte ein Fluss aus Licht durch die Konstellationen, ein Fluss aus Sternen. Es war die Milchstraße: Die Galaxis, die Scheibe aus Sternen, in die Sol und all seine Planeten eingebettet waren, in der Seitenansicht. Sie hatte sich in ein Band aus Licht verwandelt, das den Himmel um-schlang. Beim Durchgang durch Cygnus und Aquila schien dieses Lichtband sich jedoch zu zwei schmalen Bändern zu teilen, die durch eine dunkle Lücke voneinander getrennt wurden. Diese Kluft war ein Schatten, der von dunklen Wolken geworfen wurde, die das Licht der Sternenbänke dahinter ausblendeten.
    Nemoto wies dorthin. »Sehen Sie, wie die Dunkelheit als ›Rinn-sal‹ aus Cygnus austritt, in Aquila sich verbreitert und über Ser-pens und Opiuchus weiter auffächert. Das ist ein perspektivischer Effekt. Wir sehen ein Staubband, das aus dem am weitesten entfernten Cygnus austritt und in Aquila und Opiuchus in kürzestem Abstand an der Sonne vorbeizieht. Malenfant, wir leben in einem Spiralarm der Galaxis – einem kleinen Ausschnitt, der als Orion-Arm bezeichnet wird. Und es ist typisch für Spiralarme, dass sie an den Innenseiten mit Staubbahnen ausgekleidet sind.«
    »Wie diese hier.«
    »Ja. Das ist die Innenseite unsres Spiralarms, der für alle sichtbar am Himmel hängt.« Ihre im Schatten liegenden Augen funkelten im Sternenlicht. »Es ist sogar möglich, die Struktur der Galaxis zu erkennen, wie Sie sehen: Sich davon zu überzeugen, dass wir in ei-ne riesige Spirale aus Sternen eingebettet sind – sogar mit bloßem Auge. Hier leben wir.«
    »Wieso zeigen Sie mir das?«
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    »Betrachten Sie die Galaxis, Malenfant. Sie erscheint wie eine riesige Maschine – nein, eine Ökologie –, die erschaffen wurde, um Sterne zu gebären. Und es gibt Hunderte Millionen Galaxien au-
    ßer unserer. Ist es angesichts dieser Weite, dieser ganzen Struktur vorstellbar, dass wir wirklich allein sind? Dass Leben nur hier entstanden sein soll und nirgends sonst?«
    Malenfant grunzte. »Das alte Fermi-Paradoxon. Hat mich schon als Kind beschäftigt, ehe ich überhaupt wusste, wer Fermi war.«
    »Mich auch.« Er sah ihr Lächeln. »Sehen Sie, Malenfant, wir haben viel gemeinsam. Und die Logik hinter dem Paradoxon treibt mich noch immer um.«
    »Obwohl Sie glauben, auf Außerirdische gestoßen zu sein.«
    Sie ließ das im Raum stehen, und er wurde sich bewusst, dass er die Luft anhielt.
    »Wie würden Sie sich fühlen, Malenfant, wenn ich recht hätte?«, fragte sie vorsichtig.
    »Wenn Sie einen Beweis für die Existenz einer anderen Intelligenz hätten? Ich würde das wunderbar finden. Glaube ich jedenfalls.«
    »Wirklich?« Sie lächelte wieder. »Wie sentimental Sie doch sind.
    Hören Sie mir zu: Die Menschheit wäre in allergrößter Gefahr. Erinnern Sie sich an Ihre eigene Aussage, wonach das Vorgehen eines solchen Expeditionskorps auf der Prämisse beruht, ein leeres System in Besitz zu nehmen. Eine solche Sonde würde vielleicht unsre Welten zerstören, ohne uns überhaupt zu bemerken.«
    Er schauderte und fühlte sich schutzlos im Spinnennetz-Anzug.
    »Gehen Sie noch einen Schritt weiter«, sagte sie. »Denken Sie wie ein Ingenieur. Falls eine außerirdische Replikator-Sonde Kurs aufs Sonnensystem nähme, wo würde sie wohl zu landen versuchen?
    Welche Anforderungen stellt sie?«
    Er dachte darüber nach. Sie würde Energie brauchen, viel Energie. Also würde sie die Nähe der Sonne suchen. Zweitens: Rohstof-26
    fe. Die Oberfläche eines Gesteinsplaneten? Aber man zapft keine Gravitationsquelle an, wenn es nicht sein muss. Zumal die Sonde für den Leerraum ausgelegt ist …
    »Der

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