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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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gleich wieder setzte.
    Und da war er nun und machte einen Mondspaziergang – Mit surrendem und ruckendem Anzug entfernte er sich vom Fahrzeug. Er musste vielleicht hundert Meter gehen, bis er keine Radspuren und Fußabdrücke mehr sah.
    Er erreichte unberührten Boden. Die Stiefel hinterließen scharf konturierte Abdrücke, als sei er aus der Apollo 11 gestiegen.
    Es gab unzählige Krater; die Kraterbildung war fraktal bis hinunter zu kleinen Vertiefungen, in die er kaum den Finger zu stecken vermochte und noch kleiner. Aber sie sahen nicht mehr aus wie Krater – eher wie die Dellen von Regentropfen, als ob er auf einem frisch gepflügten Feld stünde, das der Regen aufgeweicht hatte. Nur dass es hier noch nie geregnet hatte, seit dem Ursprung der Zeiten nicht.
    Die Sonne verströmte ein helles, blendendes Licht. Sonst war der Himmel pechschwarz und leer. Aber er war etwas erstaunt, dass er nicht das Gefühl der Weite verspürte, das er von einer irdischen Wüstennacht kannte. Er glaubte auf einer abgedunkelten Bühne im gleißenden Rampenlicht zu stehen, wobei die Wände des Universums nur ein Stück weit entfernt waren, knapp außer Reichweite.
    Er drehte sich zum Fahrzeug mit der roten Sonne Japans um, die an der Seite prangte. Vor dem geistigen Auge erschienen ein urbar gemachter Mond und blaue Zwillingswelten. Er spürte, wie ihm Tränen heiß und stechend in die Augen traten. Verdammt.
    Wir waren zuerst hier. Es hatte schon alles uns gehört, und wir haben es fahren lassen.
    Nemoto wartete auf ihn – eine kleine Gestalt in der gefalteten Ebene des Monds, das Gesicht unter der goldenen Glaskugel verborgen.
    22
    ■
    Sie führte ihn in den Gebäudekomplex. Es gab ein kleines Kernkraftwerk, Gas-und Flüssigkeitstanks. Ein Wohngebäude war halb im Regolith vergraben.
    Den Mittelpunkt der Station bildete eine oben offene zylindrische Baracke, die eine Batterie InfrarotSensoren und Computer-ausrüstung enthielt. Die Infrarot-Detektoren waren in große Behälter mit flüssigem Helium getaucht. Roboter, deren komplexe Ar-me mit Mondstaub überzogen waren, krochen zwischen den Detektoren umher und überwachten sie ständig.
    Nemoto ging zu einer Steuerkonsole. Ein virtuelles Bild erschien und schwebte über dem gestampften Regolith in der Mitte der Baracke. Die virtuelle Darstellung war ein Ring aus glitzernden roten Tropfen, die langsam kreisten.
    »Das ist eine Zusammenfassung meiner Beobachtungen des Asteroidengürtels«, sagte Nemoto. »Obwohl es eigentlich ›Gürtel‹ hei-
    ßen müsste, denn es gibt Lücken zwischen den Sub-Gürteln – die Kirkwood-Lücken, die durch Resonanzen mit dem Schwerefeld des Jupiter entstanden sind.« Die Kirkwood-Lücken wurden als schwarze Bänder ohne rote Tropfen abgebildet. »Natürlich hat Nishizaki Heavy Industries ein großes Interesse an den Asteroiden. Es gibt eine Mine im kanadischen Sudbury, die für lange Zeit eine ergiebige Nickelquelle war. Die Nickellagerstätte ist linsenförmig. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich um die Narbe eines Asteroideneinschlags auf der Erde.«
    »Also Mineralextraktion.«
    »Es gibt einen Plan, ein Stück vom Asteroiden Geographos abzubrechen, der die Erdumlaufbahn kreuzt. Das wäre unter Umständen mit kontrollierten Explosionen zu bewerkstelligen. Vielleicht 23
    gelingt es uns auch, Bruchstücke mithilfe lunarer Gravitationsas-sistenten in eine Umlaufbahn zu bringen und an der Erdatmosphäre ›abzuschleifen‹. Oder wir führen einen kontrollierten Einschlag auf dem Mond herbei. Allein diese Aktion würde uns Nickel, Rhenium, Osmium, Iridium, Platin und Gold im Wert von über neunhundert Milliarden Dollar eintragen – so viel, um die Weltwirtschaft grundlegend zu verändern.«
    Malenfant wanderte in der Instrumenten-Baracke umher. Der Reiz des für ihn neuen Mondspaziergangs verging bereits; der Anzug kratzte, unterm Helm war es heiß, und das Kondom juckte.
    »Nemoto, es wird Zeit, dass Sie zur Sache kommen.«
    »Das koan«, sagte sie. Der virtuelle Ring spiegelte sich in ihrem Visier und überblendete ihr Gesicht. »Schauen wir zu den Sternen.«
    Sie nahm seine behandschuhte Hand in die ihre – durch die dicken Schichten des Handschuhs spürte er den Druck ihrer Finger kaum – und führte ihn aus dem Gebäude nach draußen. Der virtuelle Asteroidenring folgte ihnen. Das mutete unheimlich an.
    Sie standen im Kernschatten der Struktur. Mit einer Handbewegung bedeutete sie ihm, das Visier zu lüften.
    Er

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