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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Nemoto hatte auf gar keinen Fall wissen können, aus welchem Sattelpunkt-Tor Madeleine kommen würde. »Nemoto, was sind Sie?«
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    Nemoto grunzte ungehalten. »Ich bin eine Projektion mit beschränkter Empfindungsfähigkeit. Ich habe die Funktion, auf zu-rückkehrende Sternenreisende zu warten. Ich habe den Sattelpunkt-Radius im ganzen System ›verwanzt‹. Ich habe ihn mit Überwachungsgeräten, Sonden und Transmittern bestückt. Die Technik hat sich weiterentwickelt, Meacher. Das werden Sie noch merken. Aber das spielt jetzt keine Rolle … Hören Sie, was ich zu sagen habe.«
    »Nemoto …«
    »Hören Sie zu, verdammt! Die Gaijin kämpfen gegen die Zerstörer.
    Draußen am Rand des Systems.«
    »Das weiß ich.«
    »Der Krieg dauert schon fünf Jahrhunderte, vielleicht noch länger. Die Oort-Wolke ist groß, Meacher, ein tiefer Schützengraben.
    Doch nun ist der Krieg verloren.«
    Die schlichte Brutalität dieser Aussage schockierte Madeleine.
    »Sind Sie sicher?«
    Nemoto stieß ein bellendes Gelächter aus. »Die Gaijin ziehen sich aus dem Sonnensystem zurück. Sie machen sich nicht einmal die Mühe, das vor uns zu verbergen. Genauso wie die wenigsten Leute sich die Mühe machen, den Blick gen Himmel zu richten und zu sehen, was dort los ist … Es bleiben zwar viele Gaijin zu-rück. Späher, Beobachter, Transportschiffe wie dieses. Aber das Gros der Gaijin-Flotte – die hauptsächlich aus gestohlenen Ressourcen erbaut wurde, unseren Asteroiden – hat den Rückzug zu den Sattelpunkten angetreten. Der Krieg im Äußeren System ist vorbei.«
    »Sind unterwegs ins Innere System. Sie haben schon die Helio-pause durchstoßen, die Randzone des Sonnenwinds.« Die Projektion flackerte, verschwamm zu großen Pixels und wurde fast transparent. »Das Spiel geht in die Endrunde.«
    »Nemoto, was muss ich tun?«
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    »Gehen Sie zum Merkur. Finden Sie mich.« Sie schaute an sich hinab, wie in Erinnerung versunken. »Das heißt, finden Sie Nemoto.«
    »Und was ist mit Ihnen? Nemoto, was ist eine Projektion mit beschränkter Empfindungsfähigkeit?«
    Nemoto hob die Hand. Sie zerfiel in Lichtklötze. »Ich bin auto-nom, heuristisch, empfindungsfähig. Ich wurde vor einer Minute geboren, um Ihnen diese Nachricht zu überbringen. Aber meine Funktion ist erfüllt. Ich sterbe.« Sie schaute Madeleine an, als ob diese Erkenntnis sie schockierte und streckte die Hand aus.
    Madeleine wollte sie ergreifen, aber die Finger stießen durch eine Wolke aus Licht.
    Mit einem leisen Wimmern zerfiel die virtuelle Nemoto.
    ■
    Auf dem Weg ins Innere Sonnensystem nutzte Madeleine Gaijin-Technologie, um sich ein Bild von der seltsamen neuen Epoche zu machen, in die es sie verschlagen hatte.
    Es waren kaum noch Gaijin unterwegs, wie die virtuelle Nemoto schon gesagt hatte.
    Aber sie fand Signaturen unbekannter Schiffe – es schien sich um Schiffe mit Sonnensegeln zu handeln, große Flotten, die das System wie eine riesige Schale umschlossen. Sie standen noch auf der Höhe der fernen Kometenorbits, aber sie kamen immer näher – wie eine Faust, die ins warme innere System hineinstieß.
    Zerstörer-Flotten im Anflug, um die Sonne zu sprengen.
    Die Erde wirkte tot. Der fahlblaue Mond war stumm. Es gab noch Zentren menschlicher Aktivität auf den Asteroiden, auf dem Mars – und auf Triton. Sie machte Flüchtlings-Flotten aus, Men-581
    schen, die zum Kern des Systems flohen, zum Merkur. Aber der ferne Triton war weder Start-noch Landepunkt von Raumschiffen.
    Als sie das erkannt hatte, wusste sie, wohin sie zuerst gehen musste.
    ■
    Das Blumen-Schiff der Gaijin umkreiste Triton. Glatte Eisfelder leuchteten im Widerschein des Fusionsfeuers. Es war eine Welt, die von einem gefrorenen Meer bedeckt wurde; aber die dünne Eiskruste wurde schnell von den träge pulsierenden Gezeiten dieses kleinen Mondes zerbrochen, und dann traten große Wasser-massen zutage, die heftig brodelten und zischten und als Wasserdampf den Raum auszufüllen versuchten.
    Es gab hier sechs menschliche Siedlungen.
    Die Niederlassungen sahen aus wie Blasen in einem Tümpel. Es handelte sich um ausgedehnte, unregelmäßige Kleckse in flexibler Modulbauweise, die offensichtlich dafür ausgelegt waren, auf dem Wasser zu treiben. Fünf Siedlungen schienen verlassen – kein Licht, keine Emissionen, keine Wärmestrahlung, die signifikant über der Hintergrund-Temperatur gelegen hätte. Selbst die sechste Siedlung schien zum Teil verlassen. Nur in der Mitte der Blasen-Ansammlung

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