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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Fü-
    ßen. Sie wich erschrocken zurück. Sie sah einen glatten, stromli-nienförmigen Kopf, geschlossene Augen, ein kleines Maul – sieht aus wie ein Delphin, sagte sie sich. Das Wesen öffnete das Maul und stieß einen schrillen Schrei aus, wie eine quietschende Tür.
    Dann wirbelte es herum und verschwand. Madeleine stand wie betäubt da.
    »Krieg«, sagte Adamm verdrießlich. Dann seufzte er. »Ich glaube, Sie meinen es gut. Aber er scheint so – entfernt.«
    »Glauben Sie mir, das ist er nicht. Adamm, ich werde Ihre Hilfe brauchen. Die Ortsvorsteherin will mich nicht empfangen. Sie müssen mir helfen, die Leute zu überzeugen.«
    Er lachte, nicht unfreundlich. Dann wies er aufs schwarze Wasser. »Fangen Sie mit Ihnen an.«
    »Mit wem?«
    »Mit den Flips. Versuchen Sie, sie zu überzeugen. Sie sind auch Menschen.«
    Sie schaute konsterniert ins Wasser.
    Er ging davon. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    ■
    Das Büro der Ortsvorsteherin lieh ihr einen Hartschalen-Anzug, der mit elektronischen Hilfseinrichtungen und Heizelementen ausgestattet war. In einer Bucht in den Außenbezirken der Blasenstadt 593
    stieg sie durch ein Loch, das säuberlich ins Eis gestanzt war, ins Wasser.
    Sie sank langsam in die Tiefe und testete den Anzug. Sie spürte die Kälte nicht, und der Wasserdruck hier auf diesem Niedergravitations-Mond war auch ziemlich gering, aber das Wasser setzte der Bewegung Widerstand entgegen. Als das Loch im Eis nur noch ein Stecknadelkopf aus blauem Licht über ihr war, schaltete sie die Helmlampen ein. Der Strahl durchdrang die Dunkelheit nur ein paar Meter weit. Sie führte eine schnelle Sichtprüfung der Systeme durch und schaute auf, um sich zu vergewissern, dass sie noch an der Leine hing, der stofflichen Verbindung zur Welt aus Luft und Licht über ihr.
    Tiefseetauchen auf Triton. Die Kolonisten hatten es nicht so mit dem Wassersport. Für sie war die Tiefsee nur eine Ressource, eine Mine und kein Ort zum Erforschen, geschweige denn zum Vergnügen.
    Etwas schwamm dicht an ihrem Gesicht vorbei.
    Sie zuckte zurück. Sie schlug mit dem Kinn auf den Lufteinlass, und plötzlich fiel der Druck ab. In den Ohren knackte es besorg-niserregend.
    Sie zwang sich zur Ruhe. Es war nur ein Fisch gewesen. Sie kannte die Art nicht – eine original irdische oder für diese speziel-le Umgebung gentechnisch verändert?
    Sie sank schneller.
    Die Trübung des Wassers verstärkte sich. Es handelte sich wahrscheinlich um organische Rückstände, auf die man sie schon hin-gewiesen hatte: Zersetzte Körper, die sich auf dem tiefen Meeresboden ablagerten. Mehr Kroppzeug und Pflanzen drifteten an ihr vorbei. Seetang-Stränge, etwas, das wie winzige Garnelen aussah, Fische in vielen Formen und Größen und sogar etwas, das an ein Seepferdchen erinnerte.
    594
    Es gab hier unten eine komplette Biosphäre, die aus genmodifi-zierten irdischen Lebensformen bestand. Photosynthese fand hier kaum statt – dafür gab es zu wenig Licht. Den größten Teil der Energie bezog das Leben hier aus der Wärme aus Tritons Innerem.
    Infolgedessen war die Nahrungskette in Gemeinschaften exotischer Kreaturen verankert, die sich um dampfende, mineralreiche Quellen geschart hatten: Spalten im Meeresboden, die Hunderte von Kilometern vom Licht entfernt waren.
    … Sie spürte es, lang bevor sie es sah. Ein plötzliches und unerwartetes Reiben an den Beinen, weich, warm und neugierig. Sie drehte sich im Wasser und verdrillte dabei die Leine.
    Es glich wirklich einem Delphin: Einem jungen Delphin mit einem schlanken, zwei Meter langen Körper, schneeweißem Pelz, einer starken Fluke und kurzen Flossen. Aber es – nein, er; da war ein voll ausgeprägter Penis unter dem schlanken Bauch –, er hatte ein Gesicht, das wenig mit einem Delphin gemein hatte: Stumpfe, abgerundete Konturen, ein breiter Mund, eine plattgedrückte Nase und zwei zu Schlitzen verlängerte Nasenlöcher. Blasen quollen aus einem Blasloch an der Oberseite des Kopfes. Und die Augen waren geschlossen; sie erkannte weder Brauen noch Lider.
    Keine Augen, wurde sie sich bewusst. Welchen Sinn hätten Augen in dieser Finsternis gehabt?
    Das war natürlich ein Mensch: Oder vielmehr ein post -Mensch, der für diese Umgebung gentechnisch verändert worden war – das eigentliche Herz von Triton, tief unter der kalten Oberfläche.
    Er schwamm geschmeidig um sie herum und streifte sie an den Beinen, Füßen, Armen und an der Brust. Sie hörte ein pulsierendes Klicken,

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