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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Miniaturlandschaft auf den Pol des kleinen Mondes zu. Dort hatte Nemoto angeblich eine Senke entdeckt, einen Krater, der zu tief für seine Breite war: Es handelte sich um ei-ne Anomalie hier auf diesem anomalen Mond.
    Nemoto reagierte auf die ersten Beobachtungen und Bilder und flüsterte ihr wie ein Insekt ins Ohr: »Mond-Regolith, ja. Und das Gestein hat große Ähnlichkeit mit dem Material der Hochregio-205
    nen des Mondes: Hauptsächlich Plakioglas, ein Kalzium-Aluminium-Silikat. Carole, es scheint sich um eine Blase aus mondartigem Gestein zu handeln – vielleicht ein Stück eines größeren Himmelskörpers, etwa eines richtigen Venusmondes –, die vermutlich her-ausgerissen, geschmolzen, geformt und auf eine Umlaufbahn gebracht wurde … aber wieso? Und weshalb eine so weite, schleifenförmige Umlaufbahn …?«
    Sie redete weiter, spekulierte, theoretisierte. Carole hörte ihr nicht mehr zu. Schließlich würde sie es in ein paar Minuten wissen.
    Sie hatte die Senke erreicht. Es war ein vielleicht zwei Meter durchmessender Krater – doch anders als die meisten Krater hier, die durch Einschläge ausgestanzt worden waren und regelmäßigen flachen Schüsseln glichen, war dieser hier viel tiefer als breit: Vier, fünf Meter vielleicht.
    Fast zylindrisch.
    Mit hämmerndem Herzen stieg sie in diese schwarze Grube ab und wurde von einer kreatürlichen Angst gepackt.
    Mit schnellen Bewegungen platzierte sie ein Funkrelais am Rand der Grube. Dann deckte sie das Loch mit einer dünnen durchsichtigen gasdichten Plastikplane ab. Dadurch sperrte sie sich natürlich selbst in diesem Erdloch ein. Obwohl das unlogisch war, vergewisserte sie sich, dass sie die Plastikplane mit der Faust zu durchstoßen vermochte, bevor sie sie fixierte.
    Sie sah eine Bewegung am Himmel. Sie keuchte und stolperte und wirbelte eine Staubwolke auf.
    Ein Blumen-Schiff stand über ihr; die elektromagnetischen Blü-
    ten waren eingerollt, und juwelenartige Gaijin flogen an den Schiffswänden entlang.
    »Gesellschaft wäre mir schon recht«, grummelte sie. »Aber ihr zählt nicht.«
    206
    Sie wandte sich ab und ließ sich auf den Boden der Grube hin-absinken.
    Sie kam mit den Füßen voran auf. Der Boden der Grube war ei-ne feste Gesteinsschicht. Aber der Staub war hier dicker; vermutlich sammelte er sich in der Grube. Sie schaute nach oben und sah einen Sternenkreis vor schwarzem Hintergrund. Das Bild wurde durch den Kunststoff geringfügig verzerrt.
    Nichts geschah. Wenn sie erwartet hatte, dass diese ›Tür‹ einen Kontakt öffnete, wurde sie enttäuscht.
    Aber Nemoto wunderte sich nicht. »Dieses Artefakt – falls es überhaupt eins ist – ist vielleicht älter als die ersten Säugetiere, Carole. Es ist nicht zu erwarten, dass eine komplexe Ausrüstung nach so langer Zeit noch funktioniert, oder? Aber es muss einen Back-up-Mechanismus geben. Und ich wette, der funktioniert noch.«
    Also ließ Carole sich auf Hände und Füße hinab, wobei sie darauf achtete, sich nicht vom Boden abzustoßen und scharrte im Dreck. Die behandschuhten Hände waren bald schmutzig.
    Sie fand eine Nische.
    Sie war vielleicht einen halben Meter breit. In der Mitte war eine Stange. Die Stange war ein Stück vom Boden entfernt und an einem Ende in einer Art Scharnier gelagert.
    Wieder hämmerte das Herz, und sie spürte ein Pulsieren in der Stirn. Bisher hatte sie nichts gefunden, das Nemotos Behauptung, der Mond sei ein Artefakt, eindeutig bewiesen hätte. Aber es gab sicher keinen vorstellbaren natürlichen Prozess, bei dem ein Mond einen Hebel mitsamt Drehgelenk auszuprägen vermochte.
    Sie umklammerte den Hebel mit beiden Händen und zog.
    Nichts geschah. Der Hebel ließ sich nicht bewegen, als ob er mit dem Mondgestein verschweißt wäre – was nach dieser langen Zeit vielleicht auch der Fall war.
    207
    Sie schlug einen Felshaken in die ›Tür‹, stützte sich daran ab und drückte. Nichts. Sie verdrehte den Hebel im Urzeigersinn, oh-ne Erfolg.
    Dann verdrehte sie ihn gegen den Uhrzeigersinn. Sie hörte das Klicken unterirdischen schweren Geräts – vielleicht Bolzen, die sich lösten. Der Boden fiel unter ihr weg.
    Sie ließ den Hebel los und trieb in einer Staubwolke über einem finsteren Loch. Eine Art glitzernder Dampf umwaberte sie.
    Nachdem sie sich vom festen Sitz der Felshaken überzeugt hatte, glitt sie an den Felswänden vorbei durch die offene Tür.
    ■
    Nemotos Anwerbetaktik war simpel gewesen. »Der Flug wird Sie reich machen«, hatte sie

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