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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ihr weg. Dieser große Grat erstreckte sich kilometerweit in beide Richtungen, bis zum Horizont und darüber hinaus. Und die Steilwand schien kein Ende nehmen zu wollen – als ob sie über den Rand eines Kontinentalschelfs in eine Tiefsee blickte –, bis sie tief unten mit einem Plateau verschmolz und noch weiter unten mit der planetenumspannenden vulkanischen Ebene.
    Das war der Rand der Maxwell-Bergregion. Diese Wand fiel auf einer Länge von nur acht Kilometern sechs Kilometer tief ab, was einem durchschnittlichen Gefälle von fünfunddreißig Grad entsprach. Nirgendwo auf der Erde gab es etwas Vergleichbares.
    Sie musste sechs Kilometer auf die Höhe des Lakshmi Planum absteigen, um Nemotos Rätsel zu studieren. Eine Oberflächen-Reise von dieser Länge und diesem Schwierigkeitsgrad hatten sie nicht in Betracht gezogen; sie hatte kein Oberflächen-Fahrzeug mitgenommen, und das Landungsboot hatte weder den Brennstoff noch die Möglichkeiten, um sie noch tiefer in dieses Luftmeer zu tragen. Also musste sie zu Fuß gehen.
    Nemoto hatte gesagt, dass sie es der menschlichen Rasse schuldig sei, dieses Risiko auf sich zu nehmen und die Mission zu erfüllen.
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    Carole glaubte, dass sie das nur ihrer Mutter schuldig war, die sicher nicht gezögert hätte.
    »Die Venus ist der Sonne natürlich näher, sodass selbst eine Venus mit Meeren kein identischer Zwilling der Erde war. Die Luft bestand hauptsächlich aus Kohlendioxid. Die Meere waren heiß – vielleicht bis zu zweihundert Grad heiß –, und die Atmosphäre war feucht und mit Wolken geschwängert. Dank des Wassers gab es jedoch eine Plattentektonik, und ein Großteil des Kohlendioxids war im Karbonatgestein gebunden, das in regelmäßigen Ab-ständen in den Mantel gezogen wurde, wie auf der Erde.
    Die Venus war ein Treibhaus mit blühendem Leben …«
    Carol stieß auf Geröllhalden. Hier würde sie aufpassen müssen, aber sie war eine erfahrene Kletterin. Sie war schon in den Rocky Mountains gewandert, wo es ähnliche Orte gab – selbst auf der Er-de gab es Stellen, an denen chemische Verwitterung stattfand. Aber das Gefälle würde den Anzug bis an die Leistungsgrenze beanspru-chen. Außerdem war sie hier ganz auf sich gestellt. Also versuchte sie einen Sturz zu vermeiden.
    Nach ein paar Kilometern legte sie eine Verschnaufpause ein und schaute den kilometerlangen steilen Abhang aufs Planum hinab.
    Sie glaubte etwas Neues zu erkennen, das sich aus dem Dunst schälte: Eine lange dunkle, schnurgerade Linie, die hier und da in Felsspalten verschwand, nur um kurz darauf wieder aufzutauchen.
    Als ob jemand mit einem Lineal eine tiefe Furche in diese heißen Felsen gezogen hätte.
    Da war etwas neben der Linie, kompakt und dunkel wie ein Kä-
    fer. Sie hatte den Eindruck, dass es sich entlang der Linie bewegte.
    Aber vielleicht entsprang das auch nur ihrer Einbildung.
    Sie setzte den Abstieg fort.
    »… Und dann kamen die Besucher in ihren interstellaren fliegenden Monden«, hatte Nemoto gesagt. »Und sie scherten sich weder 232
    um die Venus noch um ihre Lebensformen. Sie wollten nur den Mond stehlen, um ihre steinigen Sporen zu verbreiten. Also stopp-ten sie die Rotation der Venus.«
    Am Fuß der Klippe pausierte sie für ein paar Minuten, bis der Herzschlag sich wieder beruhigt hatte und trank einen Schluck Wasser.
    Die schwarze Linie war ein Kabel. Es war vielleicht zwei Meter dick, glatt und schwarz und verlief, von Pylonen aus unbehauenen Felsbrocken gehalten, einen Meter über dem Boden.
    »Wie bremst man einen Planeten ab?«, flüsterte Nemoto. »Es gäbe da mehrere Möglichkeiten. Man könnte ihn zum Beispiel mit Asteroiden bombardieren. Ich glaube aber, dass die Venus in eine riesige Dyson-Maschine verwandelt wurde. Carole, ich habe solche Kabel auf dem ganzen Planeten gefunden. Sie ziehen sich von Ost nach West. Natürlich sind sie nur noch in Bruchstücken vorhanden – schließlich sind sie achthundert Millionen Jahre alt –, aber sie existieren noch immer in Abschnitten von ein paar hundert Kilometern. Ich möchte wetten, dass die Oberfläche der Venus einst in ein Netz aus Kabeln gehüllt war, das an den Breitengraden ausgerichtet war. Wie die Gitternetzlinien auf einem Globus …«
    Sie drückte die Laborbox gegen das Kabel. Sie strich sogar neugierig mit der Hand darüber, spürte aber nichts durch die Schichten des Anzugs.
    Sie ging am Kabel entlang. Ein paar Pylonen fehlten, andere waren stark erodiert. Es war erstaunlich, dass diese

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