Das Muster der Liebe (German Edition)

Lori wusste nicht, welche Gefahr es darstellte, sich in der Gesellschaft von T-Bone zu befinden. Und ihr war nicht klar, was Alix riskierte, um sie dort rauszuholen. Noch immer zitterten Alix’ Knie bei dem Gedanken daran, dass sie sich gegen T-Bone gestellt hatte. Es war an der Zeit, sich aus dem Staub zu machen.
    “Geh nach Hause”, sagte Alix.
    Lori rollte mit den Augen und kehrte zurück zum Haus. Doch an der Tür wurde sie abgewiesen. Alix konnte nicht hören, was geredet wurde. Aber offensichtlich hatte Lori verstanden und ging. Sie hastete die Straße entlang, ohne sich noch einmal umzublicken.
    Alix lief zu ihrem Apartment. Sie wusste nicht, wo sie sonst hätte hingehen können. Laurel war nicht da. In ihrem Kummer schien ihre Mitbewohnerin alles zu essen, was sie erwischen konnte. Sie veranstaltete regelmäßig ein riesiges Chaos, das Alix dann aufräumen musste. Es war unverständlich, wie Laurel immer noch in ihre Jeans passte. Seit ihrer Trennung von John hatte sie schon mindestens zwanzig Pfund zugenommen. Wenn sie nicht bei der Arbeit war und heimlich Kartoffelchips in sich hineinstopfte, wusste Alix nicht, wo sie sonst stecken konnte. Doch heute war sie irgendwie erleichtert, dass sie allein war.
    Seufzend nahm sie ihr Strickzeug an sich, realisierte, was sie tat und warf Knäuel und Nadeln angewidert in die Ecke. Sie hatte die Wolle und das Strickmuster von Carol übernommen, um den Pullover für Jordan zu stricken. Sie hatte sich dabei viel Mühe gegeben. Tja … als ob ihn das interessieren würde. Als ob es
irgendjemanden
interessieren würde.
    Sie legte sich aufs Sofa und starrte an die Decke. Eine Stunde lang lag sie einfach nur da. Schließlich rappelte sie sich auf, denn sie musste zur Arbeit. An Sonntagnachmittagen war die Videothek immer gut besucht, und sie hatte viel zu tun. Besonders heute, da Laurel sich nicht die Mühe machte, zu ihrer Schicht aufzutauchen, obwohl sie beide zusammen eingeteilt waren.
    Alix arbeitete bereits seit einer Stunde, als Jordan hereinkam. Ihr Herz verkrampfte sich, und das machte sie wütend. So gut es ging, bemühte sie sich, ihn zu ignorieren.
    “Alix”, sagte er.
    “Du bist wieder da”, stellte sie fest und tat so, als würde sie das nicht besonders beeindrucken.
    “Stimmt etwas nicht?”
    Sie zuckte die Schultern und reichte mit einem breiten Lächeln einem Kunden an der Kasse zwei Videos. Als sie sich wieder Jordan zuwandte, war das Lächeln verschwunden. “Sollte denn etwas nicht stimmen?”
    Er runzelte die Stirn. “Ich hatte gehofft, wir könnten uns heute Abend sehen.”
    Sie überdachte seine Einladung. Ein Teil von ihr wollte nichts lieber, als den Abend mit ihm zu verbringen, ein anderer Teil jedoch wollte etwas ganz anderes.
    “Wer war diese Miss Amerika?”, fragte sie kühl.
    “Was?”, entgegnete Jordan und sah sie verständnislos an.
    “Du hast heute Morgen mit ihr in der Kirche gesungen.”
    Jordan riss die Augen auf. “Du warst in der Kirche?”
    “Lange genug, um zu sehen, wie du und Miss Amerika euch angeschmachtet habt. Ihr scheint sehr gut miteinander befreundet zu sein.”
    “Das sind wir.”
    “Darauf will ich wetten.”
    “Könnten Sie mir kurz behilflich sein?”, fragte der nächste Kunde.
    Alix nahm seine Videos entgegen. Als sie sich wieder Jordan zuwandte, war ihre Miene undurchdringlich.
    Er runzelte die Stirn. “Bist du eifersüchtig auf Pfarrer Suttons siebzehnjährige Tochter?”
    Das Mädchen war erst siebzehn? Aus der letzten Reihe hatte sie das nicht so genau erkennen können. Trotzdem …
    “Ich habe keine Lust, mich mit Eifersüchteleien herumzuschlagen. Wenn du unbedingt sauer auf mich sein willst, bitte schön. Aber ich habe echt Besseres zu tun.”
    Bevor Alix etwas erwidern konnte, drehte er sich um und war im nächsten Moment verschwunden.

31. KAPITEL
    “W enn man die Zahl der Projekte, die man strickt, an einer Hand abzählen kann, sollte man mit etwas Neuem beginnen, damit man unterschiedlich schwierige Projekte bearbeitet – von dem einfachen Muster, bei dem man nicht viel nachdenken muss, bis hin zum sehr komplexen Strickmuster, das vollste Konzentration erfordert.”
    (Laura Early, strickt seit Kindertagen)
    Lydia Hoffman
    Über die Jahre hinweg habe ich so viel Zeit in Arztpraxen verbracht, dass mir mittlerweile sogar die meisten Routineuntersuchungen keine Furcht mehr einflößen. Es ist immer dasselbe. Ich sitze auf einem ungemütlichen Stuhl mit fremden Menschen in einem Wartezimmer,