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Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

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Autoren: Heiko Rolfs
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des
Herrn 1227, es ist der Maria-Magdalenen-Tag“, murmelte Conrad. „heute wird die
Entscheidung fallen…“
    Das war über zwei Jahre her. Aber die junge Heilerin wusste,
dass man manchmal weiter zurückgehen musste, um sich nach einem traumatischen
Erlebnis an die jüngste Vergangenheit erinnern zu können.
    Das Mädchen legte die Hände in den Schoß und hörte dem
jungen Ritter geduldig zu, ohne ihn zu unterbrechen. Je länger Conrad erzählte,
desto gebannter hing sie an seinen Lippen.
    Nach einiger Zeit unterbrach auch die alte Frau ihre
Hausarbeit und setzte sich zu ihnen, um ebenfalls der Geschichte ihres
Patienten zu lauschen.            
        

II
Feuertaufe
    Brachetmond Anno 1227
                                                                            
    Friedlich  breitete  sich  die  Heide vor uns aus, die im
Süden von der gemächlich dahin fließenden Trave begrenzt wurde. Im Osten erhob
sich ein altes Hügelgrab.  
    In voller Rüstung saß ich auf meinem prächtigen Schlachtross
Hektor und nahm dieses Bild in mich auf, lauschte dem Singen der Vögel und dem
Rauschen des Windes, der die Gräser leicht streichelte. Aber die Idylle war
trügerisch. Bald würden die Schreie aus tausenden Kehlen über die Ebene hallen
und das Klirren von Stahl auf Stahl, das Gras würde von Stiefeln zerstampft
werden und Pferdehufe die Erde aufreißen, die sich mit dem Blut der Kämpfenden
tränken wird.
    Es war meine erste Schlacht, meine Bewährungsprobe als
Ritter. Erst im vorigen Monat hatte ich die feierliche Schwertleite erhalten,
nach einer mehrjährigen Ausbildung als Knappe auf Burg Breuberg.
    Jetzt konnte ich mich Ritter Conrad von der Lühe nennen und
war sehr stolz darauf. 
    Mein Schlachtross Hektor scharrte unruhig mit den Hufen. Der
Rappe war ein Geschenk meines Vaters anlässlich meiner Aufnahme in den
Ritterstand.
    Krampfhaft versuchte ich, mir meine Anspannung nicht
anmerken zu lassen und die innere Unruhe niederzukämpfen. Ich spürte keine
Angst. Nein, ich war ein Ritter. Der Kampf war meine Bestimmung, dafür war ich
ausgebildet worden und wenn ich fallen sollte, war mein Tod ehrenvoll.
    Auf keinen Fall wollte ich meinen Vater enttäuschen, der
neben mir Aufstellung genommen hatte, stoisch geradeaus blickte und eine innere
Ruhe ausstrahlte, um die ich ihn beneidete.
    Noch hingen die Schilde und Helme am Sattelknauf, die
Schäfte der Lanzen steckten in den Lederhaltern und reckten ihre gefährlichen
Eisenspitzen in den Himmel.
    Am frühen Morgen waren wir von Lübeck aus aufgebrochen, wo
sich die Kontingente der verbündeten norddeutschen Fürsten und Städte
versammelten, um gegen die Dänen zu ziehen.
    Die Ratsherren von Lübeck hatten vor dem Auszug des Heeres
mit ihnen zusammen gebetet und gelobt, ein Kloster zu Ehren der heiligen Maria
Magdalena zu stiften, wenn wir heute am Maria-Magdalenen-Tag den Norden des
Deutschen Reiches endlich von der Vorherrschaft durch die Dänen befreien
konnten.
    Es war ein erhabenes Gefühl, die unzähligen Ritter und
Fußsoldaten zu sehen, die sich unter den Bannern des Fürsten von Mecklenburg,
des Herzogs Albert von Sachsen, Graf Heinrichs von Schwerin, des  Erzbischofs
Gerhard von Bremen und der freien Reichsstadt Lübeck aufgestellt hatten. Ich
fühlte mich als ein Teil eines großen, unbesiegbaren Heeres. Mehr als
zweitausend Ritter, dazu leichte Reiterei, fünftausend Mann Fußvolk und
dreitausend Bogenschützen hatten sich unter der Führung des noch jungen, aber
schon in mehreren Schlachten siegreichen Grafen Adolf IV. von Scheuenburg und
Holstein versammelt. 
    Dann entdeckte ich den Adler des Kaisers. Etwa dreihundert
Panzerreiter in glänzenden Rüstungen nahmen unweit von uns im Zentrum des
Heeres Aufstellung.
    „Ein sehr bescheidener Haufen“, bemerkte mein Jugendfreund
Hannes von Uritz neben mir ungeachtet des erhabenen Anblicks der kaiserlichen
Elitekrieger und zog die Mundwinkel abfällig nach unten.
    „Eher eine wohlwollende Geste des Kaisers als eine
schlagkräftige Streitmacht“, antwortete mein Vater ernst, „aber wichtiger als
die Kampfkraft dieser Truppe ist ihr politisches Gewicht. Der Kaiser ist auf
unserer Seite.“
    Ich nickte und dachte mir meinen Teil. Der Kaiser war weit
weg im Königreich Sizilien und hatte wenig Macht in den deutschen Landen
nördlich der Alpen. König Waldemar von Dänemark war es sicher gleichgültig, auf
wessen Seite

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