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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)
Autoren: Heiko Rolfs
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war unbemerkt zu ihr getreten. „Schau mich nicht so an.
Ich habe es schon lange gewusst. Martin hat sich mir anvertraut. Er wollte sich
meiner Zustimmung versichern und dann die richtige Gelegenheit abwarten.“
    „Sehr viel mehr Zeit hätte er sich aber nicht mehr lassen
können“, erwiderte Line.
    „Er hat den Zeitpunkt gut gewählt, das musst du zugeben“,
grinste Conrad. „Er ist ein guter Krieger und weiß, wann eine Festung sturmreif
ist.“
    Empört rümpfte Line die Nase. „Sturmreif, Festung – ihr
Männer seid manchmal unmöglich.“
    „Siehst du, die Tore öffnen sich bereits“, bemerkte Conrad.
Fasziniert beobachtete er, wie Bellas Gesicht zu strahlen begann und ihr
gleichzeitig Tränen über die Wangen liefen. Die Morgensonne zauberte Gold in
ihre Haare und Conrad fand, dass sie noch nie schöner ausgesehen hat.
    Line knuffte ihn leicht in die Seite. War es wegen seiner
Bemerkung oder wegen seines Blickes, mit dem er Bella gemustert hatte?
    Es war nur ein sehr kurzer Kuss gewesen, als wäre Martin
einem plötzlichen Zwang gefolgt. Sofort ließ er Bella wieder los. Unbeholfen
versuchte er, eine Träne von ihrer Wange zu wischen.
    Da schlang Bella die Arme um ihn, zog ihn zu sich herunter
und küsse ihn so innig, als wolle sie ihn nie mehr loslassen.
    Übermütig ließ die Wachmannschaft ihren Hauptmann hochleben,
den größten Eroberer aller Zeiten !
    Als Bella sich wieder von ihm löste, musste Martin erst
einmal tief Luft holen. „Ich deute das als ein ja “, sagte er und grinste
über das ganze Gesicht.
    „Ja“, hauchte Bella, aber für Martin war es wie ein
Aufschrei. Noch einmal küssten sie sich.
    Dann drehte Martin sich plötzlich um und sah in die Runde.
„Was steht ihr hier herum und haltet Maulaffen feil!“, brüllte er mit
gespieltem Zorn seine Leute an. „Macht euch marschbereit, es geht weiter!“
    In Hochstimmung brachen sie die Zelte ab und machten sich
auf den Weg zur vorletzten Etappe ihres langen Weges.
    Man sah Bella unschwer an, wie glücklich sie war. Ihr Gesicht
strahlte eine heitere Zufriedenheit aus und manchmal hüpfte sie übermütig wie
ein Kind über eine Pfütze oder eine Baumwurzel. Dabei sah sie immer wieder zu
dem stattlichen Hauptmann herüber, der in ihrer Nähe ritt und ihre Blicke
lächelnd erwiderte.
    „Er will mich noch in diesem Jahr heiraten, hat er gesagt“,
teilte sie Line fröhlich mit.
    „Das ist ja wunderbar“, freute sich ihre Freundin. „Dein
Martin macht keine großen Worte, aber er weiß, was er will.“
    „Ich glaube, ich liebe ihn. Aber wenn ich ehrlich bin, weiß
ich nicht einmal genau, was Liebe ist, Line. Ich habe nur gelernt, wie man
Liebe macht.“
    „Niemand weiß genau, was Liebe ist. Sie ist ein alles
beherrschendes Gefühl, das man mit Worten nicht erklären kann. Es ist, als wäre
dein Liebster dein zweites Ich. Es ist, als wäre er immer bei dir, auch wenn
ihr meilenweit voneinander getrennt seid. Wenn es dir schlecht geht, vermisst
du ihn schmerzlich und wenn du etwas Schönes erlebst, willst du es mit ihm
teilen.“
    „Das klingt sehr romantisch. Weißt du, ich hätte nie
geglaubt, dass ich Martin etwas bedeute.“
    Line lachte. „Und ich dachte, du weißt alles über Männer.“
    „Ich weiß sicher eine ganze Menge über eine bestimmte Sorte
von Männern. Solche, die ein braves, biederes  Eheweib zu Hause haben und sich von
Dirnen das holen, was sie von ihren Gattinnen nicht bekommen.“
    „Es gibt mehr anständige Männer, als du glaubst, Bella.“
    „Ihr redet über mich?“, fragte plötzlich Li Chan mit einem
Augenzwinkern neben ihnen und grinste. Er war abgestiegen und führte seinen
Wallach am Zügel, um sich die Beine zu vertreten.
    „Nein“, entgegnete Line keck, „wie reden gerade über anständige Männer. Findest du es anständig, Frauengesprächen zu lauschen?“
    „Lauschen? Na höl mal, ihr so laut, dass man im nächsten
Dolf euch hölen kann.“ Zur Belustigung der beiden Freundinnen war der Chinese
wieder in seine hohe Fistelstimme verfallen. „Mich nicht wundeln, wenn sie dolt
schon volbeleiten Verlobungsfeiel fül das junge Paal.“
    Er lächelte Bella an, die verlegen wurde und sagte in normalem
Tonfall: „Martin hat guten Geschmack.“
    „Meinst du das im Ernst?“
    „Natürlich.“ Li Chan zog die Augenbrauen hoch. „Du bist
wunderschön, und zwar innen und außen.“
    „Wie meinst du das denn nun wieder?“
    „Äußere Schönheit ist nur Hülle, ist vergänglich. Aber
innere
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