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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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natürlich mit der dicken Köchin. Die erinnert ihn
zu sehr an sein eigenes Weib.“
    Jetzt hatte er die Lacher auf seiner Seite.
    „Du aber“, Caspar zeigte mit dem Finger auf Line,
„scharwenzelst so aufreizend durch die Gassen, um das Blut der Burschen in
Wallung zu bringen und dann tust du, als wärest du die Tugend persönlich.“
    Lines Augen funkelten gefährlich, als sie auf ihn zuging.
„Dann werde ich dein Blut wohl etwas abkühlen müssen“, entgegnete sie und
schüttete den Inhalt ihres Eimers über Caspar aus.
    Die anderen Burschen lachten schallend, während Caspar
prustete und sich schüttelte. Dann ballte er die Fäuste und hätte sich
zweifellos auf das Mädchen gestürzt, wenn seine Freunde ihn nicht
zurückgehalten hätten.
    Natürlich kam Line durch den Zwischenfall verspätet vom
Wasserholen zurück und zog sich damit wieder einmal den Zorn der Tuchhändlerin
zu. Das Gekeife schmerzte in ihren Ohren fast genauso wie der Rohrstock auf
ihrem Gesäß.
    In den nächsten drei Tagen konnte sie kaum sitzen und
bemühte sich noch mehr als sonst, möglichst nicht aufzufallen.
    Aber das war nicht so schlimm wie die Belästigungen des
aufdringlichen Tuchhändlers, der keine Gelegenheit ausließ, ihr möglichst nahe
zu kommen. Bei der Übergabe eines Stoffballens fasste er ihr an die Brust und
immer öfter tätschelte er im Vorbeigehen ihr Hinterteil.
    Line überlegte ernsthaft, wie lange sie die Nachstellungen
des Tuchhändlers und die Launen seiner Frau noch ertragen würde, aber sie sah
keine Alternative.
    Noch mehr als Line hatte die schüchterne Mara zu leiden, die
der Tuchhändler ebenfalls nicht in Ruhe ließ. Eines Tages kam es zu einem
Zwischenfall.
    Line betrat gerade die Küche, als Mara weinend und ohne den
mitgenommenen Krug aus dem Weinkeller kam.
    „Was ist passiert?“, fragte Essi alarmiert.
    „Ich wollte das nicht“, brachte sie weinend heraus.
    „Was wolltest du nicht?“, fragte Line und fasste das Mädchen
bei den Schultern.
    „Mara, was ist passiert?“, wollte jetzt auch Essi wissen.
    „Er hat sich von hinten an mich ran geschlichen und meinen
Rock hochgezogen“, erzählte sie unter Schluchzen. „Ich wollte mich wehren, aber
er hat mich auf den Boden geworfen und mir den Mund zu gehalten. Dann hat er
gesagt, wenn ich nicht still halten würde, werde er mich auf die Straße werfen
und ich fände nirgends mehr eine Anstellung.“
    Mara schlug die schmalen Hände vor das Gesicht.
    „Dieser Schmutzfink“, schimpfte die korpulente Essi. „Hat er
dich geschändet?“
    Es war legal, die Bediensteten zu züchtigen, aber eine
Vergewaltigung war eine Straftat, die sogar dann geahndet wurde, wenn das Opfer
eine fast rechtlose Magd war. Vorausgesetzt, man glaubte ihr.
    „Nein“, schluchzte Mara. „Ich habe…ich habe noch den Krug in
der Hand gehabt. Ich habe ihn damit…“, sie vollendete den Satz nicht mehr, sank
in sich zusammen und weinte bitterlich.
    Die Frauen sahen sich erschrocken an. Dann schnappten sie
sich eine Unschlittlampe und stiegen so schnell es die steile Stiege zuließ in
den Keller hinunter.
    „Oh Gott, Jesus Maria!“, rief die Köchin aus, „überall ist
Blut.“
    Der Tuchhändler lag in einer roten Lache und regte sich
nicht. Line beugte sich über ihn und fühlte am Hals seinen Puls.
    „Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht“, sagte sie dann
beruhigend zu Essi, „er ist nur bewusstlos, sein Puls ist flach, aber
regelmäßig. Er hat eine Platzwunde.“
    „Aber das viele Blut!“, Essi schlug die Hände vor den Mund.
    „Ist größtenteils Rotwein“, erwiderte Line ruhig. „Der wird
wieder, keine Sorge.“
    „Woher weißt du das?“, fragte die Köchin unsicher.
    „Ich kenne mich ein wenig mit Heilkunde aus“, antwortete
Line ausweichend, „die Platzwunde muss sofort versorgt werden.“ Mit der rechten
Hand drückte sie die Wunde an der Schläfe ab, um die Blutung zu stillen. Dann
hob sie ein Augenlid an und schaute ihm in die Pupillen. „Er hat sicher eine
leichte Gehirnerschütterung, aber nichts Ernstes“, stellte sie fest.
„Kopfschmerzen wird er schon ein paar Tage haben.“ 
    Die Köchin atmete sichtlich auf. „Das gönn ich ihm
allerdings“, bemerkte sie sarkastisch.
    „Holst du mir bitte ein paar saubere Leinenstreifen?“, bat
sie Essi, „wir müssen ihn verbinden.“
    Die Köchin setzte sich sofort in Bewegung. Sie schien froh
zu sein, etwas tun zu können. Line hörte, wie sie der heulenden Mara oben
versicherte, dass

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