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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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gewöhnen, Befehlen
zu gehorchen und die dicke Herrin piesackte das Personal, wo sie  nur konnte.
    Besonders die kleine, schmächtige Mara, die sich manchmal
etwas ungeschickt anstellte, hatte unter den Schikanen der Matrone zu leiden.
Oft musste sie Strafarbeiten verrichten oder wurde sogar mit einem Rohrstock
geschlagen, den sich die Tuchhändlerin extra zu diesem Zweck zugelegt hatte.
    Line begriff bald, dass es ratsam war, möglichst nicht
aufzufallen.
    Die Köchin Essi schärfte ihr von Anfang an ein, alle
Anweisungen möglichst korrekt auszuführen, um nicht den Missfallen der
zänkischen Herrin zu erwecken. Außerdem sollte sie sich möglichst vom
Tuchhändler fern halten.
    Bald begriff Line auch warum, denn der dürre Tuchhändler
machte jedes Mal Stielaugen, wenn er sie sah und der schüchternen Mara
grapschte er gern im Vorbeigehen an den kleinen, strammen Hintern.
    Einmal beobachtete Line, wie Mara sich wegdrehte, um seinem
Griff zu entgehen. Der Tuchhändler grinste fies und versuchte daraufhin, ihr
zwischen die Beine zu greifen.
    „Was denn“, spöttelte er dabei, „hast du es dort vielleicht
lieber?“
    Line hatte daraufhin schwungvoll die Tür zugeknallt, so dass
Hubert Schindel erschrocken herumfuhr. Als er sah, dass es nicht seine Frau,
sondern die neue Magd war, blaffte er sie an und schalt sie ein ungeschicktes
Weibsbild. Mit gesenktem Blick ließ Line die Tirade über sich ergehen, während
Mara die Gelegenheit nutzte und blitzschnell verschwand.
    Ein anderes Mal, als Hubert Schindel Line in einem schmalen
Flur entgegenkam, machte er sich extra breit und drückte sie an die Wand, wobei
er ihr wie zufällig an die Brust griff. Dabei kam er ihrem Gesicht so nah, dass
sie seine braunen und schwarzen Zahnstummel direkt vor sich sah und seinen
fauligen Atem roch. Angewidert drehte sie sich zur Seite und entwand sich
geschickt seinem Griff.
    Trotzdem war Line nicht unglücklich, denn mit den
Bediensteten verstand sie sich sehr gut. Besonders die Köchin Essi schien das
Mädchen ins Herz geschlossen zu haben. Sie war freundlich und steckte ihr
manches Mal heimlich einen Leckerbissen zu, der eigentlich nicht für das
Gesinde gedacht war.
    Wie Line bald feststellte, tat sie das nicht nur bei ihr,
sondern auch bei Mara und dem Knecht. Das beruhigte ihr anfänglich schlechtes
Gewissen.
    Eines Tages kam der Tuchhändler nach dem Abendessen in die
Küche, wo alle Domestiken um diese Zeit zusammen saßen. 
    Er scheuchte den Knecht Berti mit dem Auftrag hinaus, einige
bestellte Stoffballen zum Schneider zu bringen.  Dann befahl er Mara, ihm einen
Krug Wein aus dem Keller zu holen und stieg ihr kurz darauf nach.
    Line wechselte einen vielsagenden Blick mit Essi und ging
zur Stiege, um zu horchen. Kurz entschlossen nahm sie einen leeren Bierkrug und
stieg ebenfalls in den Keller. 
    Es war dunkel hier unten, denn es brannte nur eine einzige
Tranfunzel. Aus einer Ecke hörte sie keuchende Geräusche und sah, wie der
Tuchhändler Mara in eine Ecke drückte und befummelte. Mara stand unbeweglich da
und wagte nicht, sich zu wehren. Als der geile Tuchhändler ihr die Röcke
hochschob, gab die junge Magd einen gedämpften Laut von sich.    
    Geräuschvoll knallte Line den Bierkrug auf den Abstelltisch.
Erschreckt ließ Hubert Schindel von dem Mädchen ab und wirbelte herum. Als er
Line im Halbdunkel des Weinkellers erkannte, schien er merklich aufzuatmen.
Vielleicht hatte er geglaubt, seine Gattin hätte ihm nachspioniert, was dieser
durchaus zuzutrauen wäre.
    Mara nutzte die Gelegenheit, packte den Weinkrug und
verschwand.
    „Du hast nichts gesehen, verstanden?“, schärfte Hubert
Schindel Line ein, wobei er drohend mit einem Finger auf sie wies.
    „Was soll ich denn gesehen haben, Herr?“, fragte sie ihn mit
Unschuldsmine.
    Eine Zeit lang traute sich der Hausherr nicht mehr, eine der
Mägde zu belästigen, zumal seine Gattin ihn mit Argusaugen verfolgte. Das hielt
den Tuchhändler jedoch nicht davon ab, Line immer offener lüsterne Blicke
nachzuwerfen.
    Allerdings war er nicht der Einzige, den die Schönheit und
die anmutigen Bewegungen der jungen Magd nicht kalt ließen. Die
Handwerksburschen und jungen Knechte reckten die Köpfe nach ihr, wenn sie
Wasser vom Brunnen holte oder Einkäufe und andere Dienstwege erledigte, selbst
beim Kirchgang war Line vor ihnen nicht sicher.
    Im Gegensatz zu anderen Mägden und Frauen der unteren
Schicht hielt Line den Kopf nicht züchtig gesenkt, sondern ging

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