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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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alles gut werden würde.
    Während Line den Tuchhändler verband, schlug dieser
plötzlich die Augen auf und sah sich erstaunt um.
    „Was ist geschehen? Wo bin ich?“, fragte er völlig
orientierungslos.
    „Ihr seid gestürzt, Herr“, antwortete Line mit beruhigender
Stimme, „die Stiege zum Weinkeller ist ziemlich steil.“
    „Oh ja“, beeilte sich Essi hinzuzufügen, „ich wäre auch
schon ein paar Mal beinahe hingefallen. Es ist ja auch so dunkel hier.“
    „Wir haben Euch stöhnen hören und sind sofort nachsehen
gegangen“, berichtete Line, „und da haben wir Euch gefunden. Ihr habt eine böse
Platzwunde, Herr. Fühlt Ihr Euch schwindlig?“
    „Äh. Ein bisschen vielleicht.“
    „Ihr müsst Euch jetzt ausruhen. Ich werde Euch einen Trank
machen, der den Schmerz lindert. Berti wird Euch in Eure Kammer bringen.“
    Kurz darauf erschien der von der Köchin informierte Berti
und half seinem Herrn auf die Beine. Er musste ihn fast tragen, als er ihn in
die Schlafkammer brachte und auf das breite Ehebett legte.
    Die Tuchhändlerin wurde herbei gerufen. „Was ist
geschehen?“, wollte sie wissen. „Oh, mein Gott, Hubert, du blutest ja!“
    „Es ist nur eine Platzwunde und eine leichte
Gehirnerschütterung, Herrin“, versuchte Line sie zu beruhigen, „Euer Gatte
braucht jetzt nur Ruhe…“
    „Was verstehst du denn davon, du vorlaute Göre“, keifte
Margret. „Untersteh dich, meinen Hubert noch einmal anzufassen. Berti, hol
sofort den Medicus!“
    Line lief rot an und holte tief Luft. Das war zu viel. Ohne
ihre Hilfe wäre der geile Kerl verreckt. 
    „Ich hole den Medicus, Herrin“, sagte Berti lauter als
nötig, bevor Line etwas erwidern konnte und warf der jungen Magd dabei einen
warnenden Blick zu.
    Obwohl es ihr schwer fiel und sie innerlich kochte,
schluckte Line die Worte hinunter, die ihr auf der Zunge gelegen hatten und
senkte züchtig den Blick, damit ihre sprühenden Augen ihre Entrüstung nicht
verrieten.
    Als Berti die Kammer eilig verließ, zog er sie einfach mit
sich.
    Während der Medicus kurze Zeit später Hubert Schindel
untersuchte, kniete sein Eheweib in der Zimmerecke vor dem Kruzifix und betete
inbrünstig. 
    Der Arzt wechselte den blutigen Verband und bestätigte Lines
Diagnose. Zunächst ließ er ihn zur Ader, was die Kopfschmerzen lindern sollte.
Dann gab er der Tuchhändlerin eine Wachstafel, auf der er die Zutaten für eine
Heilsalbe notiert hatte, die der Apotheker herstellen sollte. Er versicherte,
dass der Patient nach ein paar Tagen Ruhe wieder voll hergestellt wäre, nahm
seinen Lohn in Empfang und verabschiedete sich. Am folgenden Tag wollte er noch
einmal nach dem Tuchhändler sehen.
    Hubert Schindel erholte sich schnell wieder  und gab vor,
sich an den Vorfall im Keller nicht mehr erinnern zu können.
    Die verräterische Weinlache hatten die Frauen so gut es ging
beseitigt und den zerbrochenen Krug hatte Line heimlich entsorgt, damit die Hausherrin
den Verlust nicht bemerkte und ihn Mara vom kargen Lohn abzog.
    Die junge Magd war jedenfalls erleichtert, dass alles so
glimpflich ausgegangen war und der Tuchhändler sie vorläufig in Ruhe ließ.
    Kaum waren ein paar Tage vergangen, als Hubert Schindel
bereits wieder begann, Line nachzustellen. Meistens gelang es ihr mit einigem
Geschick, ihm aus dem Weg zu gehen oder zumindest nicht mit ihm allein in einem
Raum zu sein.
    Mara und Essi halfen ihr dabei so unauffällig wie möglich.
Seit dem Vorfall im Keller hatten die beiden die größte Hochachtung vor Line
und ihren heilenden Fähigkeiten. Dabei war sicher nicht ausschlaggebend, was
sie getan hatte, sondern ihr ruhiges und besonnenes Handeln in dieser
kritischen Situation.
    Eines Tages gelang es Hubert Schindel trotz aller Vorsicht doch,
Line allein im Kontor anzutreffen. Line war gerade dabei, ein paar Stoffe
zusammenzusuchen, als sie plötzlich seine Stimme hinter sich hörte.
    „Ich habe mich noch gar nicht bei dir bedankt“, sagte er
scheinheilig. „Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich womöglich im Keller
verblutet, nach meinem, äh, Sturz.“
    „So schlimm war es nicht“, erwiderte Line leichthin.
    „Wie kommt es, dass du wusstest, was zu tun ist?“, wollte
der Tuchhändler wissen.
    „Ich habe eine Zeit lang mit einer Kräuterfrau zusammen
gelebt“, erwiderte sie, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen.
    Obwohl sie sich nicht umsah, spürte sie, dass er sich ihr
von hinten näherte.
    „Dann kennst du dich also mit Heilkräutern aus?“, fragte

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