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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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seinen langen Mantel. Vor
einigen Wochen schneite es bereits, aber dann setzte wieder Tauwetter ein und
am Vorabend hatte es sogar geregnet – ein lausiges Wetter, bei dem man lieber
zu Hause blieb. Jetzt wollte er nur noch in sein warmes Bett.
    Godefroy war ein Mann, der es sich leisten konnte, die
Nächte durchzuzechen und tagsüber so lange zu schlafen, wie er wollte. Sein
Geschäft begann erst am Abend, wenn die Leute sich nach getaner Arbeit in
seinem Badehaus entspannen wollten.  
    Gerade bog er um die Straßenecke, als am Ende der Straße ein
junges Mädchen auftauchte, das auf ihn zulief. Es war noch früh am Morgen und
die Sonne war noch nicht durch die dichte Wolkendecke gedrungen. Er blinzelte
und traute seinen Augen nicht. 
    Das Mädchen lief wie von tausend Teufeln gehetzt direkt auf
ihn zu, während sie sich immer wieder umsah. Sie war barfuß und trug keine
Haube, ihre langen schwarzen Haare flatterten ihr um das Gesicht.
    Mit Kennerblick erkannte Godefroy sofort die Schönheit und
Anmut des Mädchens. Sie war gut gebaut und lief leichtfüßig und kraftvoll - ein
außergewöhnlich hübsches und kerngesundes Mädchen.  
    In diesem Moment tauchten hinter der Fliehenden drei
Stadtbüttel auf. Ihre schweren Stiefel polterten über das Pflaster.
    „Stehen bleiben!“, rief eine raue Stimme. „Haltet sie!“
    Die Büttel waren zwar noch ein gutes Stück entfernt, aber
sie waren schneller und holten zusehends auf.
    Godefroy fasste einen Entschluss. Er zog sich hinter die
Ecke zurück, so dass er von der Gasse aus nicht mehr gesehen werden konnte und
wartete.
    Als das Mädchen kurz darauf um die Ecke bog, rannte es ihm
direkt in die Arme. Er packte sie, drückte sie an die Hauswand und presste ihr
seine rechte Hand auf den Mund. Mit der Linken raffte er ihren Rock, so dass
ihr linkes Bein bis zum Schenkel entblößt war. Gleichzeitig beugte er sich so
über sie, dass sein breitkrempiger Hut ihre Gesichter verbarg.
    „Sei ganz still, ich tu dir nichts“, flüsterte er dicht an
ihrem Ohr, ohne die Hand von ihrem Mund zu nehmen.
    Das Mädchen war so geschockt, dass es keinerlei Gegenwehr
leistete.
    Er presste sie so dicht an sich, dass sie kaum atmen konnte
und er ihren schnellen Herzschlag spürte. So verharrten die beiden dicht
aneinander gedrängt in der Nische zwischen zwei eng zusammen stehenden
Häusern. 
    Die Büttel kamen schwer atmend heran, warfen einen kurzen
Blick auf den Edelmann, der sich offensichtlich gerade mit einer Hübschlerin
vergnügte und hetzten weiter.
    Kaum waren die Stadtwachen hinter der nächsten Biegung
verschwunden, als Godefroy das Mädchen losließ, einen Finger auf den Mund legte
und ihr zuzwinkerte. Sie starrte ihn zwar verwirrt an, gab aber keinen Laut von
sich und machte auch keine Anstalten, wegzulaufen.
    „Komm“, raunte er ihr zu, nahm ihre Hand und zog sie in eine
schmale Gasse, die so früh am Morgen noch im Dunkeln lag. Hier kannte er sich
bestens aus und hätte sich auch in völliger Finsternis zurechtgefunden.
    Willenlos stolperte das Mädchen hinter ihm her. Er bog noch
einige Male ab, bis sie in eine Gasse kamen, in der eine einsame Laterne einen
Lichtkreis auf das Pflaster warf.
    Auf ein bestimmtes Klopfzeichen hin öffnete sich die Tür und
ein kräftiger Bursche mit dunkler Haut und freiem Oberkörper ließ sie ein. Mit
einem Schmunzeln registrierte Godefroy den erstaunten Blick des Mädchens, als
sie seinen Diener Hassan musterte. Sicher sah sie zum ersten Mal im Leben einen
Mohren.
    „Verzeih bitte meine Grobheit, Jungfer“, sprach er das
schwarzhaarige Mädchen an, das offenbar völlig verstört und verwirrt war. Wie
ein gehetztes Reh sah sie sich um und schien noch nicht fassen zu können, den
Bütteln entkommen zu sein.
    „Ich wollte dich nicht erschrecken, hatte aber keine Wahl.
Normalerweise bin ich nicht so grob. Du brauchst keine Angst zu haben. Hier
bist du in Sicherheit. Erlaube mir, mich vorzustellen. Mein Name ist Godefroy
de Colleoni.“ Dabei verbeugte er sich formvollendet, als hätte er eine
hochrangige Dame vor sich.
    „Mein Name ist Caroline“, wisperte sie ängstlich.
    „So sei mir willkommen, Mädchen Caroline und fühle dich wie
zu Hause.“
    „Wo bin ich?“, fragte sie zaghaft und musterte den Hausherrn
mit ihren großen, ausdrucksstarken Augen. 
    „Zunächst einmal in Sicherheit, wie ich schon sagte“,
entgegnete Godefroy und lächelte süffisant. „Solange du in meinem Hause bist,
wird dir niemand etwas tun. Du

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