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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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weil ich zu dir wollte.“
    „In Wetzlar also“, Conrad sah Geronimo an. „Ist sie eine
Magd? Weißt du, für wen sie dort arbeitet?“
    „Nein“, er schüttelte den Kopf. „Sie hat mir nicht einmal
ihren Namen gesagt, sie musste ganz schnell weg.“
    „Sie musste weg?“
    „Ja. Gerade hatte sie mir gesagt, wo Antonia ist, da schrie
eine dicke Frau und sie lief weg. Die Büttel sind hinter ihr her gerannt. Ich
weiß nicht, ob sie sie gekriegt haben.“
    Stirn runzelnd hörte Conrad zu. Es ergab keinen Sinn für
ihn. Er war sicher, dass Line niemals etwas Unrechtes tun würde. Warum sollte
sie vor den Bütteln davon laufen?
    „Weißt du, was ihr vorgeworfen wurde?“, fragte er den
Jungen.
    „Die Frau hat ‚Mörderin’ gerufen“, erinnerte Geronimo sich.
    „Bist du sicher?“, Conrad konnte es nicht glauben.
    Der Junge nickte. „Die keifende Frau wollte sie festhalten,
aber ihre Freundin hat ihr geholfen. Dann ist sie ganz schnell weggelaufen.“
    „Ihre Freundin?“, hakte Conrad nach, „wie sah sie aus?“
    Er wollte so viele Informationen wie nur möglich haben.
    „Sie war blond und sehr hübsch. Sie hatte ein dickes
Wolltuch um, aber darunter hatte sie ein ganz anderes Kleid an, viel hübscher.
Und da waren so gelbe Streifen dran.“
    Conrad zog scharf die Luft ein. Die gelben Stoffstreifen
waren das Erkennungsmerkmal der Huren. Line war mit einer Dirne zusammen
gewesen.
    „Bella!“, rief der Junge plötzlich, „so hieß die Blonde, die
anderen Frauen haben nach ihr gerufen. Sie haben ‚Bella’ gerufen.“
    „Da waren noch andere Frauen?“, wollte Conrad wissen.
    „Ja, drei oder vier. Sie waren aus der Kirche gekommen.“
    „Hatten die anderen auch gelbe Streifen an der Kleidung?“
    „Ich weiß nicht. Ich glaube ja.“
    „Und das Kleid des schwarzhaarigen Mädchens, waren da auch
gelbe Streifen dran?“, wollte Conrad wissen.
    Der Junge überlegte. „Nein“, sagte er dann bestimmt, „die
war wie eine Dienstmagd gekleidet.“
    Conrad atmete auf. Jetzt durfte er keine Zeit mehr
verlieren. Sofort machte er sich bereit, nach Wetzlar zu reiten.
    Er nahm sich nicht die Zeit, auf die Rückkehr der
Jagdgesellschaft zu warten. Mit Hektor war er allein ohnehin schneller als mit
Begleitung.
    Schnell verabschiedete er sich bei seiner Schwester und der
Burgherrin Agnes von Breuberg, die ihm einen Wallach mitgab, damit er ein
Zweitpferd für das Gepäck hatte und schneller vorankam. Constance drückte ihm
noch eine Geldkatze in die Hand.
    Kurz darauf preschte Conrad auf seinem Schlachtross aus dem
Tor, gefolgt von dem braunen Wallach und nur mit dem Nötigsten ausgestattet:
seinen Waffen, einer Decke, etwas Verpflegung und Constances Geldkatze.
    Hektor schien es zu genießen, sich endlich wieder einmal so
richtig austoben zu können. Das unbemannte Zweitpferd kam kaum mit.
    Constance stand auf den Zinnen und sah ihm besorgt nach.
    „Ich habe ein ungutes Gefühl“, sagte neben ihr Antonia, die
unbemerkt an ihre Seite getreten war.
    „Ja, ich auch. Mir wäre wohler, wenn Ritter Sven bei ihm
wäre“, antwortete Constance und blickte in die Ferne, obwohl sie ihren Bruder
längst nicht mehr sehen konnte.

X
Der Stadtrichter
    Hartungmond Anno 1230
                                                                                                           
    Dr. Jeronimus Schwarz, der von den Stadträten gewählte
Stadtrichter von Wetzlar, war sehr zufrieden mit dem Verlauf der
Gerichtsverhandlung. Als freie Reichsstadt unterstand Wetzlar keinem
Reichsfürsten, sondern direkt dem Kaiser und besaß einige Privilegien, wozu
auch eine eigene Gerichtsbarkeit zählte. Während die hohe Gerichtsbarkeit sich
mit schwerwiegenden Verbrechen wie Raub, Mord und Zauberei befasste, die mit
Verstümmelungen oder dem Tod bestraft wurden, war die niedere Gerichtsbarkeit
für kleinere Delikte wie Schlägereien oder Verleumdungen zuständig, die man mit
Geldbußen, Pranger, Kerkerhaft oder Verbannung bestrafte.
    Der Richter galt als verantwortungsbewusst und genoss ein
seinem Amt entsprechendes hohes Ansehen in der Stadt.
    Mit geständigen Sündern kannte er wenig Erbarmen und ließ
sie die ganze Härte des Gesetzes spüren. Sein oberstes Anliegen war es, seine Stadt
sicherer und friedlicher zu machen. Die zum Teil drakonischen Strafen für
Vergehen aller Art verstand er weniger als Läuterung für die Sünder denn

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