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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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steigen.
    Kurze Zeit später saß er dem Hausherrn gegenüber, der ihn
nach Bellas Bitte sofort empfing.
    Conrad erfuhr, dass Godefroy de Colleoni, der keinen
unsympathischen Eindruck auf den jungen Ritter machte, nicht der Bader war,
sondern der Besitzer des Hauses. Der Cavaliere erzählte Conrad, er wäre bei
seiner Familie wegen einiger Frauengeschichten in Ungnade gefallen und hätte
deshalb seine Heimat verlassen müssen. So verschlug es ihn nach Wetzlar, wo er
seit einigen Jahren das Badehaus ‚Zu den drei Herzen’ betrieb, welches einen
vorzüglichen Ruf hätte. Dann berichtete er seinem Gast, wie er das Mädchen
Caroline vor ein paar Wochen vor den Bütteln versteckt hätte. Er bestritt aber,
von den Anschuldigungen gegen sie gewusst zu haben.   
    „Wie ich schon sagte, ich kann mir einfach nicht vorstellen,
dass dieses Mädchen eine kaltblütige Mörderin sein soll“, sagte der Gastgeber
Kopf schüttelnd.
    „Das ist sie ganz bestimmt nicht“, bekräftigte Conrad. „Sie
hat nur eine Magd schützen wollen. Der Tuchhändler ist gestürzt, es war ein
Unfall.“
    „Die Tuchhändlerin hat etwas anderes ausgesagt“, gab der
Cavaliere zu Bedenken.
    „Der Richter hat es sich sehr leicht gemacht“, sagte Conrad
verbittert.
    „Ich kann Euch versichern, dass unser Richter einen guten
Ruf hat. Er ist sehr gründlich und über jeden Verdacht erhaben, leichtfertig
ein Urteil zu fällen“, erwiderte Godefroy. „Wenn eine Magd ihren Herrn tötet,
spielt das Motiv keine große Rolle. So ist das Gesetz.“
    „Aber wenn es ein Unfall war, sieht die Sache anders aus.“,
begehrte Conrad auf.
    „Nicht wesentlich. Schon gar nicht, wenn es keine Zeugen
gibt.“ Godefroy zuckte mit den Schultern. Nach einer Pause fügte er hinzu. „Ich
kenne Dr. Schwarz sehr gut. Ich werde dafür sorgen, dass er Euch empfängt. Mehr
kann ich nicht für Euch tun.“
    Conrad atmete auf. „Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr das
für mich arrangieren könntet, Herr de Colleoni.“ Er wollte schon aufstehen, als
sein Gastgeber ihn zurückhielt.
    „Nicht so schnell, junger Heißsporn. Dr. Schwarz ist sehr
beschäftigt. Ich habe keine Ahnung, ob er momentan im Rathaus ist oder zu
Hause. Aber ich werde sofort einen Diener schicken, um schnellstmöglich einen
Termin zu vereinbaren. In der Zwischenzeit seid Ihr mein Gast.“
    Der Vorschlag war vernünftig, wenn Conrad auch viel lieber
sofort losgestürzt wäre, um mit dem Richter zu sprechen.
    Die Zeit dehnte sich endlos, bis der ausgesandte Diener
endlich zurückkam und berichtete, der Richter wolle den Herrn Ritter am
nächsten Morgen im Rathaus empfangen.
    „Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet“, sagte Conrad zum
Hausherrn, der lächelnd abwinkte. „Wie schon gesagt, ich kenne den Herrn
Richter sehr gut. Er kann mir kaum etwas abschlagen.“
    Conrad vermutete, dass dieser Dr. Schwarz ebenfalls zu
seinen Kunden gehörte. 
    Das gut gemeinte Angebot seines Gastgebers, in seinem Hause
zu übernachten, schlug er allerdings aus. Stattdessen ritt  er zum Hungerturm,
in dem das städtische Gefängnis untergebracht war. Lange schaute er zu den
beiden einzigen schmalen Fenstern herauf und stellte sich vor, Line säße hinter
diesen dicken Mauern, auf ihre Hinrichtung wartend.
    Die Kerkerzellen befanden sich wahrscheinlich unterhalb des
Turmes, im Kellergewölbe.
    Die einzige Tür war nur von der Stadtmauer aus zu erreichen
und von innen verschlossen. Das hatte er während der Wachablösung beobachtet.
Erst nachdem die Ablösung die Losung nannte, wurde die Tür von innen geöffnet.
Conrad hatte fünf Wächter gezählt.
    Es dunkelte bereits, als Conrad noch immer den düsteren
Hungerturm anstarrte. Hinter einem der Turmfenster flackerten  unruhige Lichter
auf, die von Fackeln herrührten. Dort befand sich wahrscheinlich die Wachstube.
    Ich hole dich hier heraus, koste es, was es wolle, versprach
er Line in Gedanken.
    Dabei hatte er keine Ahnung, wie er das anstellen sollte.
    Dann wandte er sich ab, um einen Gasthof aufzusuchen, in dem
er sich einquartierte. Seine ganze Hoffnung lag nun auf dem morgigen Gespräch
mit dem Richter der Stadt. Vielleicht konnte er Dr. Schwarz von der Unschuld
Lines überzeugen oder zumindest eine erneute Untersuchung des Falles erwirken.
Wenn es sich herausstellte, dass es sich bei dem Tod des Tuchhändlers um einen
Unfall handelte, musste man Line freisprechen. An diese Hoffnung klammerte er
sich.
    Das Abendessen, bestehend aus einer Gemüsesuppe

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