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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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mit
Fleischstückchen, Brot, Schinken und Käse aß Conrad im Gasthof fast mechanisch,
ohne Appetit. Er wollte nur noch den Krug Wein leeren und sich dann zur Ruhe
begeben, um für den nächsten Tag gut gerüstet zu sein.
    Doch dann erregte das Gespräch einiger nicht mehr ganz
nüchtern wirkender Handwerksburschen am Nebentisch seine Aufmerksamkeit.
    „Das geschieht dem Hubert Schindel ganz recht, der war doch
hinter jedem Rock her, der geile Bock“, rief gerade ein jüngerer Bursche mit
blassem Gesicht und schmalen Schultern.    
    „Die Metze hat ihm doch schöne Augen gemacht“, widersprach
ein anderer, etwas älterer und breitschultriger  Bursche hitzig, „die ist doch
immer mit offenen Haaren rum gelaufen, mit einem aufreizenden Hüftschwung. Aber
wenn man ihr mal einen Klaps auf den Hintern…“
    „Lass es gut sein, Caspar, du warst eben nicht ihr Typ“,
unterbrach ihn einer seiner Freunde lachend, „ihren Handabdruck sieht man noch
heute auf deiner Wange.“ Alle außer dem Angesprochenen lachten. Der mit Caspar
angesprochene Bursche lief rot an.
    „Jedenfalls hat sie dir schön den Kopf gewaschen“, ergänzte
der Schmale, „das hattest du auch mal nötig.“
    Das Gelächter verstärkte sich noch.
    Caspar sah aus, als wolle er sich jeden Moment auf den
Sprecher stürzen, ein anderer Bursche legte jedoch begütigend eine Hand auf
seinen Arm.
    Conrad stand auf und ging zu dem Tisch hinüber. „Sprecht ihr
von der Magd Caroline?“, fragte er und versuchte dabei nicht unfreundlich zu
klingen.
    „Ja, Herr“, antwortete der erste Sprecher, offenbar der
jüngste der Handwerksburschen. „Habt Ihr von ihr gehört?“
    „Wie sollte ich nicht“, sagte Conrad jovial, bestellte ein
paar Krüge Wein, was mit großem Gejohle begrüßt wurde und setzte sich zu den
jungen Leuten. „Der Vorfall mit dem Tuchhändler scheint ja überall
Gesprächsthema in dieser Stadt zu sein.“
    „Naja“, meinte einer seiner Tischgesellen, „das kommt ja
auch nicht alle Tage vor, dass eine Magd ihren Herrn erschlägt, nur weil der
mal sehen will, was sie unter den Röcken hat.“
    Wieder lachten alle, Caspar am Lautesten.
    Conrad zwang sich mühsam ein schiefes Grinsen ab.
    „Das scheint ja eine spannende Geschichte zu sein“, sagte
er, scheinbar mäßig interessiert. „Wisst ihr, wie die Sache passiert ist?“
    Innerhalb der nächsten Stunde hörte sich Conrad verschiedene
Varianten des Hergangs an. Mal hatte der Tuchhändler angeblich eine andere
Magd, mal Line selbst vergewaltigen wollen. Hubert Schindel war dafür bekannt
gewesen, seinen Mägden nachzustellen. Da es keine Augenzeugen gab, gingen die
Spekulationen über den Tathergang in die verschiedensten Richtungen.
    „Wenn ihr mich fragt“, sagte plötzlich Caspar, „sie hatte
selbst schuld, wenn dieser Tuchhändler ihr an die Wäsche wollte. Man weiß doch,
wie das geht. Erst machen die Weiber einen heiß, dass man nicht mehr weiß, was
man tut, und dann machen sie einen Rückzieher. Wo kommen wir denn hin, wenn
solche losen Weiber auch noch ungestraft morden könnten? Gehängt gehört diese…“
    Conrads Faust traf ihn, bevor er den Satz beenden konnte.
    Die anderen Burschen sprangen überrascht auf. Sie wollten
ihrem Freund beistehen und stürzten sich, vom Wein enthemmt, auf den Angreifer.
Doch Conrad hatte weniger getrunken als sie und war ihnen an Raffinesse beim
Kampf weit überlegen.
    Er hatte eine gute Ausbildung genossen und konnte sich auch
ohne Waffen seiner Haut wehren, wenn es nötig war. Trotzdem kostete es ihn einige
Mühe, die muskulösen Burschen abzuwehren, die sich wie schwere Mehlsäcke auf
ihn warfen.
    Doch seine gut gezielten Schläge auf die empfindlichsten
Stellen der Gegner taten ihre Wirkung, ohne diese ernsthaft zu verletzen. Durch
einen Sprung nach hinten verschaffte er sich ein wenig Bewegungsfreiheit und
zog sein Schwert.
    „Keinen Schritt weiter“, drohte er, um die Burschen auf Abstand
zu halten.
    Diese packten schließlich ihren bewusstlosen Freund und
verließen murrend die Schenke, während sie Verwünschungen gegen den jungen
Ritter ausstießen, der sie nach ihrer Meinung völlig grundlos angegriffen hatte.
    Obwohl nichts zu Bruch gegangen war, gab Conrad dem
erschrockenen Wirt eine Münze, die seine Augen glänzen ließ und ihn mehr als
entschädigte. Im Stillen haderte er mit sich selbst wegen seiner
Unbeherrschtheit. Er trank seinen Wein aus und ging in die ihm zugewiesene
Kammer.

XII
Im Rathaus
    Hartungmond

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