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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
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den Fesseln und schleppten dieses kraftlose Etwas davon. Bevor noch das Licht des Tages sich entfaltete, hatte Ekuos eine erste größere Bewährungsprobe bestanden.
    Der weise Mann trat auf ihn zu, legte einen Ring aus Gold um seinen Hals und öffnete ihm den Haarknoten, damit seine Bedeutung von nun an für alle Menschen erkennbar wurde. Nun war er vom Hirten zum Seher geworden. Erstmals durfte Ekuos spüren, wie ihm der göttliche Wind durch seine schulterlangen Haare fuhr, und so belebt, fast fröhlich, machte er sich nun auf den Weg zu den Feierlichkeiten zu Ehren des großen Grannus. Dort am Wasser musste er im Feuer sein Kurzschwert biegen und dem Gott übergeben, denn nun war er ein Seher und durfte keine Waffe mehr tragen.
    Bevor sich das Volk an dem Fest beteiligen durfte, waren es die weisen Männer und Frauen, die sich dem Heiligtum näherten. Für Ekuos war die Ehre, sich inmitten dieser weisen Menschen zu befinden, der größte Moment in seinem jungen Leben. Man schritt langsam und gesetzt voran. Bewaffnete Männer vertrieben Neugierige, die sich zu nahe an die Prozession herangewagt hatten. Jene, die sich mit Gold und Geschmeide behängt hatten, um ihre Wohlhabenheit zu präsentieren, wurden ganz abgedrängt und zurückgeschickt, um sich dem gegebenen Anlass nach würdig zu kleiden.
    Ekuos erblickte die mehr als mannshohen und dicht nebeneinander in den Boden gerammten Pfähle, die ein einheitliches Bild wie bei einer Mauer ergaben. Davor verlief ein Graben um das gesamte Areal. Der Eingang in das Heiligtum wurde nach innen auf beiden Seiten von Pfählen gesäumt, erst dann folgte das Tor. An die baumhohen, kantigen Stämme des Tores waren Totenschädel von Feinden genagelt worden. Hohe Baumstämme, die das Pfahlwerk der Umzäunung weit überragten, trugen die üblichen Waffen, wie man sie im Kampf gegen die Feinde aus dem Norden benutzte.
    Der Zug der Weisen betrat das Heiligtum des Grannus nicht. Man verharrte, trat anschließend an die linken und rechten Ränder des Weges und wartete. Niemand bewegte die Lippen. Ekuos dreht den Kopf in die Richtung, in die auch alle anderen blickten.
    Erst wenn die große Göttin erschien, durften sie sich wieder bewegen. Es dauerte nicht allzu lang, da trat sie aus ihrem Himmelreich hervor und warf ihre goldenen Strahlen über das Land. Ekuos konnte genau verfolgen, wie die Strahlen den Weg betraten, langsam auf das Tor zuliefen, es durchflossen und den Weg durch das Heiligtum fanden. Genau in dem Moment, als die Strahlen die andere Seite des Tempelareals erreichten, öffnete sich dort das Tor und die große Göttin hatte als Erste dem Gott Grannus ihre Zuneigung gezeigt. Jetzt durften die Weisesten der Weisen ihren goldenen Sonnenkranz auf ihre Häupter setzen und das Heiligtum über einen Steg betreten.
    Ekuos wusste, dass jeder, der sich dreist einen langen Blick auf die große Göttin erlaubte, das Augenlicht verlor. So mied er den Blick auf die Sonne und betrat das Territorium des Grannus. In der Mitte, dort, wo noch gerade die Strahlen des Lichts hindurchgeflossen waren, befand sich der offene Tempel und die Statue des Gottes. Das Dach des Gebäudes ruhte auf neun Pfeilern. Sechs an jeder Seite, einer am jeweiligen Ende und einer direkt in der Mitte. Die Sonne war durch das Tor nach Osten eingetreten und am Tor nach Westen hatte sie das Heiligtum wieder verlassen. Hinter dem Grannus befand sich die Opfergrube, wohinein die Menschen später ihre Gaben werfen durften. Aber so weit war es noch nicht. Zunächst blieben die weisen Frauen und Männer unter sich. Man stand zusammen und sprach miteinander. Ekuos hatte da schlicht Abstand zu halten.
    Als der dunkle Abend über das Land kam, da begann das Land auf andere Art als bei Tage zu leuchten. Aus allen Richtungen bewegten sich Fackelträger auf das Heiligtum zu. Ekuos stand inzwischen wieder vor dem Graben des Tempels und schaute auf die wogenden Flammen, die wie ein riesiges Feuerleuchten am Himmel langsam auf ihn zukamen. Das Bild erinnerte ihn an Winternächte, wenn das Firmament zu glühen begann und so manche aus seiner Sippe befürchteten, der Himmel könnte ausbrennen und auf die Erde stürzen. Die Feuerträger kamen näher und Ekuos erkannte, dass sie Stroh auf langen Stangen angezündet hatten und immer wieder nach Grannus riefen, der ihnen die Frucht der Felder und das reine Wasser bescheren soll. Ihre Flammen sollten das Böse vertreiben und das Gute willkommen heißen.
    Der nächste Tag brachte

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