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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
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hin. In Gegenwart eines Toten aßen sie nicht. Es gab also nichts zu essen. Sie schliefen auch nicht. Amadas saß nach dem anstrengenden Ritt neben seinem Pferd und wartete beobachtend ab. Als er am frühen Morgen erwachte, da hatten sich Ekuos, Palmira und Matu in ihren Haltungen nicht verändert, während er offenbar vor Müdigkeit einfach umgefallen war. Das Bild, das sich ihm bot, nahm er erst als tatsächlich zur Kenntnis, als er sich mehrmals die Augen gerieben hatte. Links und rechts von einem schmalen Weg bildeten Menschen ein Spalier. Sie waren von so dunkler Hautfarbe, dass Amadas sich sehr wunderte. Zum Nachdenken blieb ihm keine Zeit, denn Matu trug Menos mitten durch dieses Spalier und an den einfachen Häusern vorbei auf einen Hügel, wo ein Trupp Männer eine tiefe Grube aushob. Während sie arbeiteten, stand Ekuos bei dem toten Knaben und bat die Große Mutter Erde darum, Menos wieder in ihren Schoß aufzunehmen. Er hatte entschieden, den leblosen Körper zu begraben, obwohl Matu es gerne anders gehabt hätte. Matu stieg in die Grube und zwei Männer reichten ihm Menos, der mit dem Kopf nach Osten, der aufgehenden Sonne entgegen, in die Mutter Erde hineingebettet wurde. Frauen und Männer gingen an Ekuos vorbei, der in jeder Hand ein Säckchen hielt, griffen hinein und streuten Mehl und Salz auf den toten Körper. Zuletzt war es Ekuos, der dem Toten Mehl und Salz mit auf seine Reise in die Anderswelt gab. Aus der Zwischenwelt kommend, gebar die Sonne den neuen Tag und ihre ersten Strahlen erreichten das Grab, auf das die Männer einen kleinen Hügel aufgeschüttet hatten und Ekuos soeben den Steinkreis über den toten Menos legte. Es war getan und es war gut getan.
    Zur Zeit des Höchststandes der Sonne trafen mehrere Wagen mit Eisenerz ein. Sie kamen aus den Gruben in den Bergen. Es begann ein heftiges Treiben und Arbeiten. Fast jedes der Häuser besaß einen Schmelzofen und die Menschen rannten durcheinander und schwatzten. Ekuos lief zu einem nahen Bach und setzte sich an dessen Ufer. Als Erstes hatte ihn der weise Mann auf ihrer Reise zu den heißen Quellen des Grannus gelehrt, sich der Geschwätzigkeit zu entziehen. Die Menschen plapperten, hatte er gelehrt, weil sie die Stille nicht ertragen. Sie verwechseln die Stille mit dem Tod. Solange sie reden, glauben sie, kann der Tod nicht nach ihnen greifen, und die Götter bewahrten sie davor, dass ihnen böse Geister in den Körper schlüpfen können. Dabei verkennen sie völlig, dass ihr tieferes Wesen nur aus der Stille heraus erkennbar wird.
    Ekuos schloss die Augen, ging in sich und sprach zur Großen Mutter. Höre, wie die Tränen aus den Augen unseres Bruders Menos fallen. Niemals mehr soll im Land der Feinde Frucht auf den Feldern wachsen oder Früchte an den Bäumen leuchten. Fluch liegt auf ihnen. Dir, Große Mutter Erde, gaben wir Menos in die Arme. Bewahre und behüte ihn, bis die Götter entscheiden werden, dass er zurückkommen darf. Beschütze die Reise seiner Seele in die Anderswelt und lass uns sein fröhliches Lachen hören, damit wir wissen, dass es ihm im Land der Seelen gut geht.
    Amadas betrachtete Palmira mit Neugier, die sich einen Bogen ausgeliehen hatte und mit Pfeilen auf einen Baumklotz schoss, der in respektabler Entfernung auf einer Wiese lag. Bis auf einen Pfeil schlugen alle anderen in der Mitte des Klotzes ein. Selbst Matu, der sich noch wegen des Todes von Menos grämte, blieb mit offenem Mund am Feldrain stehen und staunte. Amadas sprach mit dem Schmied, der den Bogen entliehen hatte und eine ganze Reihe von eisernen Pfeilspitzen zum Tausch anbot. Man wurde schnell einig und Amadas schenkte Palmira den Bogen und die dazugehörenden Pfeile. Er staunte nicht nur über dieses Mädchen, sondern ebenso über die Frauen, die an den Schmelzöfen arbeiteten wie die Männer, auch Kinder trugen die schweren Körbe mit Erz dicht an die Feuer heran. Der Lärm der nahen Schmieden und der beißende Gestank machten einen Aufenthalt an diesem Ort nicht besonders angenehm. Aber sie konnten sich nicht entfernen, solange Ekuos am Bach saß und sich nicht bewegte.
    Der Himmel spannte sich weit und zwischen dem Mond und der Sonne reisten die Götter. Etwas am Firmament war anders als sonst, aber Ekuos kam zu keinem Ergebnis. Vielleicht freuten sich die Götter über den kleinen Menos und gaben ihm Gelegenheit zu entdecken, was sich am Himmel veränderte.
    Es war genug. Ihm durfte das Ziel nicht abhandenkommen. Ein Mann mit einigen

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