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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
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Kida in seine Nähe und schritt auf den Baum zu. Er wartete darauf, dass er ein Zeichen der Götter bekam. Wenn die Götter unendlich zürnen und die elenden Menschen nicht mehr ertragen werden, wird ohne jede Warnung der Himmel einstürzen, hatten die Weisen Ekuos gelehrt. Nun musste er noch Palmira aus den Fängen der Feinde befreien, doch das war etwas anderes, denn sie wird inzwischen eine weise Frau geworden sein. Ihre Rettung würde die Götter milde stimmen, nicht dieser im Baum hängende Kadaver. Ekuos gab Matu ein Zeichen.
    »Wir werden den Baum von seiner unerwünschten Last befreien«, rief Matu. »Gott Esus wohnt dort nicht. Atto, du nimmst deine Axt und schlägst dem Feind den Kopf ab. Wenn du Glenn begegnest, wirst du ihm den Kopf des Feindes zu Füßen legen.«
    Atto nickte und schritt kräftig aus. Voller Zorn hieb Atto dem Toten den Kopf ab, kaum dass er ihn aus dem Baum gelöst hatte. Er wickelte den Schädel in das Hemd des Feindes und steckte die Trophäe in einen Sack, den er über seinen Rücken warf.
    Ekuos hatte das Gesicht des Toten aufmerksam betrachtet. Atto hatte ihm das Haar geschoren, nachdem er ihn erschlug. Blut war nicht zu sehen. Die Kopfform war anders. Er sah anders aus als unsere Menschen, dachte Ekuos.
    Der Kranich hatte noch einmal gerufen, war danach gleich in die Luft gestiegen und davongeflogen. Ekuos rieb sich die Ohren. Der Ruf war sehr laut und unüberhörbar gewesen: Geh fort!
    Ekuos stieg wieder auf das Pferd. Seine Entscheidung war gefallen.
    Atto stand da wie ein erschöpftes Tier und rührte sich nicht. Also war der Kranich nur für ihn, Ekuos, da gewesen, um die Nachricht zu überbringen. Mit der Geste seiner Demut gab er den Göttern seinen Dank und ein Zeichen, ich habe es verstanden. Ekuos schaute zu dem Kranich hinauf, der noch einmal hoch über die Wälder flog und ihm so die Richtung wies. Dort hinüberzureiten wäre ihm niemals in den Sinn gekommen, denn hinter dem Fluss befand sich tiefster dunkler Wald.
    Langsam schritt er auf Atto zu, der sein Gesicht nun gesäubert hatte und eine schlimme Wunde zeigte, die sich vom Kinn hinauf bis zur Schläfe zog. Am Hinterkopf zeigte er mit dem Finger auf eine massive Beule, die von einem Schlag herrührte. Ekuos war sich sicher, dass Amanda Atto hatte töten wollen, als sie ihr Schwert gegen ihn richtete. Er begriff, dass sie ihn mit ihrem Leben schützen wollte. Durfte er das erlauben?
    Kida die Wölfin verschwand in dem dunklen Wald und wies die Richtung.
    Nicht nur Atto zuckte zusammen, denn sie alle sahen nur noch Bäume und Wald. Wie sollte sich jemand in diesem Dickicht zurechtfinden? Matu ritt voran, gefolgt von Amadas. Die Männer von Amanda nahmen Atto in ihre Mitte, der zu Fuß laufen musste. Ekuos ließ sich etwas zurückfallen und Amanda vor sich herreiten.
    Am Himmel erschien der Herbst in gelbbraunen Farben und ließ einen kühlen Wind über die Erde wehen. Für alle Menschen sichtbar, war nun die Pflückzeit angebrochen. Bäume und Sträucher waren voller Beeren und Nüsse. Jeder konnte es sehen und sich entsprechend verhalten. Klar und einsam war das Wasser des Flusses, an den Ufern klebten noch einzelne Nebelnester über den grünen Fluten. Die Sonne stand still und reifte. Es würde ein Tag sein, das genügte Ekuos. Er schaute Amanda auf den Rücken, bis sie es bemerkte und langsamer wurde.
    »Da hat sich etwas in aller Stille ereignet. Du hast eine neue Seele bekommen, denn die Seele ist ein göttliches Licht. Sie wird dich von nun an begleiten. Wenn du sie kränkst, wird sie dich wieder verlassen und du kehrst als die Tochter der Kij zurück. Ekuos wird seinen Weg gehen und danach in den Bergen auf die letzte und alles entscheidende Antwort der Götter warten. Es wird so sein, dass Amanda neben ihm leben wird als seine Anam Cara.«
    Als Ekuos schwieg, wurde es Amanda heiß und kalt. Einerseits würde sie nun für immer bei ihm sein dürfen. Andererseits bedeutete sein Seelenfreund zu sein, dass sie ihm nie näherkommen wird, als sie es schon bisher gewesen war. Aber die Tochter der Kij wollte sie nie wieder werden. Wenn eine Frau wartet, ist sie noch wie ein kleines Mädchen, deren Körper sie überrascht. Frauen gehen im Mondlicht in den Wald und der Himmel entscheidet, ob sie ein Kind gebären werden oder nicht. Amanda weiß, sie wird nie tanzen und sie wird Ekuos nie umarmen, aber es wird ihr guttun, sich irgendwo an einen Felsen zu lehnen und er wird da sein.
    Der zu durchdringende Wald wuchs

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