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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
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klug genug waren, für die dunklen Monate vorzusorgen. Wenn er es genau überlegte, würde es sogar möglich sein, dass seine Reise für die Winterzeit eben in dieser Stadt unterbrochen werden musste, von der er noch nicht einmal den Namen wusste.
    Die beiden Türen des vorderen Gebäudes öffneten sich. Ekuos sah hinüber. Galt das ihm? Vorsichtig setzte er sich in Bewegung und stemmte sich dabei gegen den kalten Wind, der durch seine Kleidung hindurchblies, als wäre sie gar nicht vorhanden. Vor der geöffneten Doppeltür verharrte er und blickte in das Innere des Gebäudes. Genau in der Mitte befanden sich in einer Linie in den Boden eingelassene Tongefäße, in denen kleine Feuer brannten. Diese brennende Linie lief durch den Tempel und wurde mitten durch die außen befindlichen Steinkreise bis in das zweite Gebäude fortgesetzt und endete erst vor einer breiten Schüssel aus leuchtend geschliffenem Silber, die auf einem Altar so aufgebaut war, dass das Licht durch die Öffnung am Dach in sie einfallen konnte. Ekuos war beeindruckt. So etwas hatte er noch nicht gesehen.
    Ein alter Weiser mit roten Wangen trat so plötzlich neben ihn, dass er erschrak. Der Mann stand gebückt und an seiner Haltung erkannte Ekuos, dass er bereits sehr viele Mondaufgänge und Sonnendämmerungen gesehen haben musste. Im Gegensatz zum alten Körper wirkte sein Gesicht fast jugendlich. Nicht einmal die im Wind wehenden Haare waren ergraut. Gemeinsam gingen sie an den Feuern vorbei durch die Halle in den Steingarten. Die Steinkreise waren in verschiedenen Anordnungen gelegt worden, deren Sinn Ekuos nicht verstand. Der weise Mann bückte sich und hob einen der Steine auf.
    »Dieser Kreis hier besteht nur aus Steinen, die für uns vom Himmel gefallen sind. Wir haben sie in der ganzen Gegend gefunden. Sie sind anders als die Steine bei uns hier auf dem Boden der Großen Mutter. Warum die Götter sie uns auf die Erde geworfen haben, wissen wir nicht. Wir kennen auch nicht die Kraft, die in ihnen ruht. Mancher der unseren meint, die Götter lassen sie auf die Erde, um durch sie etwas über uns zu erfahren.«
    Der weise Mann führte Ekuos an den Rand des Plateaus, wo sich ein aufgerichteter Stein befand, der ihm bis an die Hüfte reichte.
    »Hier haben wir den Gründer dieser heiligen Stätte in die felsige Erde gelegt und ihn mit diesem Grabstein geehrt. Es ist ein besonderer Stein, dessen Kräfte sich mit der Großen Mutter und den Gestirnen verbinden. Sämtliche Gebäude und Steinkreise dienen uns zur Beobachtung der Himmelskörper. Du wirst in der kommenden dunklen Zeit so viel darüber lernen, dass du das Wissen für jene bereithalten kannst, die nach uns kommen werden.«
    Ekuos verbeugte sich vor den weisen Frauen und Männern, die in zwei Halbkreisen unter der Öffnung im Dach um die glänzende Schüssel standen. Dort blieb Ekuos, bis die Dunkelheit über den Himmel zog und er wie jeden Abend nach Osten blickte, um das Herankommen des Mondes sehen zu können. Doch der weise Alte schob ihn hinaus und führte ihn zu einer Plattform, von der aus er nach Westen sehen konnte. Dort zeigte sich ein Bild, das beeindruckender nicht sein konnte. Der gesamte Himmel schien in einem riesig lodernden Feuer zu brennen. Niemand, der sich in dieser Region aufhalten würde, konnte eine solche Feuersbrunst überleben. Ekuos wusste nicht, wie weit entfernt von seinem Standpunkt aus das Firmament in feuerroten Flammen stand. Wo war die Welt zu Ende? Vielleicht brannte sie immer ein weiteres Stück ab, bis sie eines Tages direkt vor ihren Füßen zu Ende war? Niemand wusste das. Wenn er den Kopf drehte, blickte er in die aufkommende Finsternis der Nacht. Würde er diese Dinge jemals verstehen können?
    »Die meisten von uns gehen hinab in den Ort, wenn es Schlafenszeit wird. Nur wenige schlafen dort in der kleinen Hütte. Auch du wirst dort unterkommen.«
    Ekuos hatte das zu akzeptieren und lief mit dem weisen Mann hinüber. »Dort unten fließt die Igonta, aber wie heißt die Siedlung?«
    Der weise Mann lächelte. »Wir gehen davon aus, dass Namen keine besondere Bedeutung haben. Aber wenn du es unbedingt wissen willst, diesen Ort nennen die Leute Iuvavum.«
    Hinter ihnen saß ein Sänger, der in den Abendwind lauschte. Vielleicht war er einer der Auserwählten, die durch den Wind den Gesang der Götter hören konnten, um ihn zu den Menschen zu bringen, dachte Ekuos. Er bat darum, noch ein wenig über das Land schauen zu dürfen. Diese Bitte wurde ihm

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