Das Nazaret-Projekt
nahm sogleich seine Serviette ab.
Erzengel Gabriel
Es existiert eine geheime, spirituelle Wellenlänge, jene feinstoffliche Amplituden- oder Frequenzmodulation, derer sich Jahve-Gott-Allah schon seit jeher zur Kommunikation mit den gläubigen Vertretern der Krone seiner Schöpfung bediente. Diese Kommunikation erwies sich zwar in den meisten Fällen als recht einseitig und erschöpfte sich oftmals nur darin, einigen seiner auserwählten Kreaturen den Befehl zu erteilen, sich unverzüglich auf den Weg zu machen, um sich in seinem Namen gegenseitig möglichst schnell und effektiv die Schädel einzuschlagen.
So betrachtet scheint es für Gott, da er ja in jeder Hinsicht allumfassend und das einzig absolute Sein ist, nichts Unterhaltsameres zu geben, als unablässig gegen sich selbst zu Felde zu ziehen!
Just auf besagter himmlischer Frequenz also gefiel es dem Herrn an einem wunderschönen Tag im Herbst zu einem seiner Diener zu sprechen, genauer gesagt, zu Airforce-Commander Gabriel Landau, aktives Mitglied der amerikanischen Luftstreitkräfte, der sich mit seinem F202 Phantom-Jäger gerade auf einem Routineflug über einer der zahlreichen Wüsten der arabischen Halbinsel befand. Dem Inhalt nach eindeutig, laut und klar sprach Gott ausschließlich zu ihm, Flugkapitän Landau, der zwar wie immer seine Kontrollanzeigen und Instrumente keine Sekunde aus den Augen ließ, aber gleichzeitig in Gedanken seinem ganz persönlichen Drama nachhing, das er in den vergangenen Jahren durchleben musste und das mit dem Tode seiner Frau begonnen hatte. Sie war eines der zahllosen Opfer eines grauenhaften Giftgasanschlags islamistischer Terroristen in der New Yorker Untergrundbahn gewesen.
Auf die Seele des Commanders hatte sich unversehens eine weitere große, schwarze Wolke herniedergesenkt und der wackere Mann war nur deshalb nicht in völliger Verzweiflung versunken, weil er sofort Zuflucht nahm bei Gott und dem geheimen Großmeister seiner Loge, allerdings in umgekehrter Reihenfolge.
»Nur um ganz sicher zu gehen, dass es nichts Ernsthaftes ist«, hatte sein Hausarzt vor wenigen Wochen gesagt, als er ihm die Überweisung zu einem Facharzt nahegelegt hatte.
»Es handelt sich leider um einen bösartiger Tumor, eindeutig positiv, wie das Ergebnis der histologischen Untersuchung in diesem Falle zeigt«, teilte ihm der Spezialist zwei Tage später in nüchtern-sachlichem Tone mit.
POSITIV – WAS FÜR EIN VERFLUCHTES HURENWORT! Das war der erste klare Gedanke, den Kapitän Landau in diesem Augenblick überhaupt zu fassen im Stande gewesen war.
Auf dem Weg nach Hause hatte sich Gabriel so schwerelos gefühlt wie bei einem seiner Sturzflüge für das Pilotentraining. Aber die bittere Prüfung sollte damit noch lange nicht zu Ende sein! Als er drei Tage nach dieser Hiobsbotschaft seinen Dienst auf der ›Ramstein Airbase‹ in Deutschland wieder antreten wollte, wurde er nach der Landung des Transporters noch auf dem Rollfeld vom Wachsergeanten aufgefordert, sich umgehend beim Kommandeur der Basis zu melden. Gabriel Landau, der zu dieser Zeit noch dachte, ihn könne jetzt gar nichts mehr erschüttern, machte sich zwar gehorsam, aber doch recht gleichgültig, fast wie ferngesteuert, auf den Weg in das Büro des Generals.
»Ah, Commander Landau. Willkommen, Sir! Bitte setzen Sie sich!«
»Danke General, Sir, aber mit Ihrer Erlaubnis würde ich es vorziehen zu stehen. Ich habe einen langen Flug hinter mir.«
»Verstehe«, murmelte der General. »Es wäre mir aber trotzdem lieber, Sie würden sich erst mal setzen. Ich habe leider die unangenehme Pflicht, Ihnen eine traurige Nachricht mitzuteilen.«
Mit diesen Worten ergriff ihn der General am Ärmel und führte ihn zu der Sitzgruppe in einer Ecke seines Büros. Der Commander – immer noch im Glauben, ihn könne nichts mehr erschüttern – setzte sich ergeben auf den angebotenen Sessel und legte seine Schirmmütze ordentlich vor sich auf die Knie.
Der General, dessen Charakter von der vermeintlichen Geradlinigkeit und Direktheit des amerikanischen Südstaatlers geprägt war – das hieß, er besaß wenig Taktgefühl – wollte sich seiner ungeliebten Aufgabe so rasch und soldatisch wie möglich entledigen.
»Commander Landau – Sie sind ein tapferer, mehrfach ausgezeichneter Berufssoldat; Ihr Bruder war ebenfalls ein hochgeschätzter und mutiger Kämpfer im Dienste der Vereinigten Staaten. Ein Krieger weiß genau, dass er dem Tode jederzeit begegnen kann, vor allem in diesen
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