Das Nest
Vorbereitung als ein Pfeffersteak.«
Bevor Deborah antworten konnte, trafen die Avocados ein. Deborah kostete mißtrauisch und begann zu strahlen. »Hey, das ist ja wirklich gut«, rief sie.
Als Meg zurückkam, um die Teller abzuräumen und den Ribiselwein zu servieren, sprach Lindsay sie an.
»Das war wunderbar, Meg. Hör zu, wir würden gern kurz mit Ros reden. Klarerweise nicht jetzt gleich, aber vielleicht, wenn sie in der Küche fertig ist. Glaubst du, das läßt sich einrichten?«
Meg war erstaunt. »Ich denke schon. Aber… worum geht’s denn eigentlich, Lindsay? Halt, wart eine Sekunde… du bist doch Reporterin, stimmt’s?« Ihre Stimme klang plötzlich feindlich. »Es ist wegen ihres Vaters, nicht wahr?«
»Aber es ist nicht, was du denkst«, protestierte Deborah. »Sie ist keine Klatschspaltentante, die darauf aus ist, dir und Ros in den Rücken zu fallen. Du kennst sie doch, um Himmels willen, sie gehört zu uns.«
»Also worum geht’s dann wirklich?« Der Ärger in ihrer Stimme drang nun schon zu den angrenzenden Tischen, wo einige Gesichter aufsahen und die Szene aufmerksam beobachteten.
Deborah holte tief Luft. »Ich bin die Hauptverdächtige. Nachdem ich bereits eine Nacht in einer Polizeizelle verbracht habe, ist mein Bedarf an weiteren gedeckt. Lindsay tut ihr verdammt Bestes, mich da rauszuboxen, was bedeutet, daß sie den wirklichen Mörder finden muß. Ich hätte gedacht, du und Ros, ihr wärt daran interessiert, herauszufinden, wer ihren Vater ermordet hat.«
»Wie bitte? Dazu sehe ich absolut keine Veranlassung. Der einzige Grund, den Mörder zu finden, wäre der, daß ich ihm dann zum Dank persönlich die Hand schütteln könnte. Kurz und gut, mich beeindruckt ihr mit euren Sprüchen nicht sonderlich, aber ich werde Ros fragen, ob sie mit euch reden will.« Sie stapfte davon und kehrte ein paar Minuten später mit den Hauptgerichten wieder, die sie mit peinlicher Sorgfalt wortlos vor ihnen abstellte.
Sie aßen fast völlig schweigend, nachdem ihnen der Spaß so gründlich verdorben worden war. Ebenso schweigend räumte Meg ihre Teller ab und nahm die Bestellungen für Nachtisch, Käse und Kaffee entgegen.
Um halb zehn herum und bei der dritten Tasse Kaffee begannen Lindsays letzte Hoffnungen auf eine Antwort aus der Küche zu schwinden. Die Spannung hatte auch das Gespräch zwischen ihr und Deborah zum Erliegen gebracht. Der Abend, auf den sie sich so gefreut hatte, war recht unangenehm und schwierig geworden. Da erschien eine große kräftige Frau in der Küchentür und wechselte einige Worte mit Meg, die mit dem Kinn in ihre Richtung zeigte. Die Frau durchquerte den Raum und schritt auf sie zu. Als schlank konnte sie wirklich nicht gelten, sie wirkte aber eher robust und stämmig als dick. Ihr kurzes Haar war gelockt, ihr Gesicht rosig von der Hitze in der Küche. Wie ihr Bruder sah auch Ros Crabtree ihrem Vater sehr ähnlich. Sie trug die typischen Küchenchefhosen und ein dunkelblaues Poloshirt. In der Hand hielt sie einen randvollen Brandyschwenker, in dem die Flüssigkeit hin und herschwappte.
Sie nahm sich einen Stuhl und sagte ohne Vorwort: »Das ist sie also, die Schnüfflerin. Die Freundin der berühmten Cordelia Brown. In Begleitung, falls ich nicht irre, der brutalen Friedenskämpferin, die in der Gegend herumspaziert und hilflose Männer zusammenschlägt.« Sie lächelte breit. »Hat’s geschmeckt?«
»Wie immer«, antwortete Lindsay, der die Identifikation als Cordelias Anhängsel zu schaffen machte.
»Aber heute abend seid ihr wegen etwas anderem als den drei Gängen und der Flasche Ribiselwein gekommen.«
»Wir haben gehofft, du würdest uns helfen«, sprach Deborah es direkt aus. »Lindsay versucht, meine Unschuld zu beweisen. Wenn es nicht bald eine Verhaftung gibt, werden sie mit ziemlicher Sicherheit nämlich mich anklagen, nur um zu beweisen, daß sie überhaupt irgendwas tun.«
»Wir nahmen an, du wärst ebenfalls daran interessiert, den Mörder deines Vaters hinter Schloß und Riegel zu bringen«, fügte Lindsay hinzu.
Ros lachte. »Schaut, ich konnte für meinen Vater keine Gefühle empfinden. Ich hab’ ihn weder geliebt noch gehaßt, aber so hätte er nicht umkommen müssen. Ich war schon froh, aus seiner Familie zu stammen – aber die Vorstellung, ihn auf vorsintflutliche Art zu rächen, läßt mich offen gesagt kalt. Ihr vergeudet hier eure Zeit.«
Achselzuckend erwiderte Lindsay: »Wenn dir die Sache so egal ist, dann kannst du doch gleich mit
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