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Das Nest

Titel: Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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einziges Verkehrszeichen umzudrehen, um Fahrzeugen zwar die Einfahrt in die Einbahnstraßen, nicht aber deren Verlassen zu ermöglichen. Um acht Uhr morgens hatte sich die Innenstadt in einen von wütenden Hupkonzerten begleiteten Massenstau verwandelt. Die Verkehrsexperten waren bis zu Mittag mit dem Problem beschäftigt gewesen. Diese Erinnerung versetzte Lindsay in eine leicht amüsierte Stimmung, die auch noch anhielt, als sie um elf auf den Parkplatz vor dem Gebäude fuhr, in dem das Institut für Computerwissenschaften untergebracht war. Sie hatte nur einmal kurz Halt gemacht, um mit Duncan zu reden und ihn um einen freien Tag zu bitten. Erst nachdem sie einen Augenzeugenbericht über ihren Besuch in der Klinik abgeliefert hatte, erteilte er murrend seine Zustimmung. Da der Clarion extra die Titelseite abgeändert hatte, um ihre Story von vergangener Nacht unterzubringen, war der Nachrichtenredakteur jetzt wild entschlossen, das Letzte aus der Geschichte herauszuholen. Lindsay hatte das Thema Geister absichtlich ausgeklammert und betont, daß Deborah ihren Angreifer nicht erkannt hatte. Dann schaltete sie tief befriedigt für den restlichen Tag ihren Piepser aus.
    »Lindsay!« rief Annie, als sie die Empfangshalle betrat. In ihrem weiten Laura Ashley Kleid mit dem Blumenmuster sah sie einer Fruchtbarkeitsgöttin ähnlicher als einer EDV-Spezialistin. »Ich dachte, du würdest vorher noch einmal anrufen.« Sie führte Lindsay durch die Sicherheitstüren und einen vollklimatisierten Gang hinunter.
    »Tut mir leid«, sagte diese. »Es ist nur… ich mußte einfach etwas tun, und ich komm nicht weiter, bevor ich nicht weiß, was auf dem Band drauf ist.«
    Annie blieb hinter ihr stehen und studierte die Freundin aufmerksam. »Was ist denn los, Lindsay? Du schaust ja ganz geschafft aus. In Mordfälle verwickelt zu werden, scheint dir nicht besonders gut zu tun.«
    Lindsay seufzte. »Können wir uns irgendwo hinsetzen? Ich weiß nicht einmal, wo ich anfangen soll.« Annie brachte Lindsay in ihr Büro, ein winziges Kämmerchen, das von einer beeindruckenden Computeranlage beherrscht wurde. Lindsay ließ sich in einen niedrigen Sessel fallen, während Annie am Schreibtisch Platz nahm. Lindsay zündete sich eine Zigarette an und drückte sie sofort wieder aus, als ihr einfiel, daß Rauchen im Computerareal verboten war.
    »Vergangene Nacht hat einer versucht, Debs umzubringen und hat es auch fast geschafft. Ich hab’ sie gefunden. Ich dachte… ich dachte, sie würde sterben. Es war entsetzlich, Annie. Mir ist plötzlich bewußt geworden… ich weiß nicht… wie gefährlich das Ganze ist. Wenn nicht ein zweiter Verrückter unterwegs ist, um Crabtrees Tod zu rächen, dann muß es sein Mörder gewesen sein. Ich kann einfach nicht glauben, daß da rein zufällig zwei Mörder gleichzeitig frei herumlaufen. Und, was mich betrifft, heißt das, ich kämpfe gegen die Zeit, wenn ich beweisen will, wer es wirklich war. Es darf zu keinem nächsten Versuch kommen, bei dem er womöglich mehr Erfolg hat.« Annie nickte ihr aufmunternd zu.
    »Ich dachte, ich könnte mich auf die Polizei verlassen, daß sie endlich Dampf hinter die Sache macht«, sprach Lindsay weiter, »aber ich weiß nicht, es kommt mir alles so eigenartig vor. Aus irgendeinem Grund leitet ein uniformierter Polyp die Untersuchungen und nicht die Kripo, und dann ist da noch so ein Kerl ständig um mich herum, den entweder die Stapo oder noch etwas Merkwürdigeres schickt. Außerdem fällt auf, wie wenig eilig es die Beteiligten anscheinend haben. Dieser Polyp, Rigano, wirkt recht konsequent, aber auch er bringt nichts weiter. Am Anfang war er noch sehr interessiert, hat mich um Unterstützung gebeten und wollte nichts versäumen. Aber jetzt sieht es fast so aus, als wäre es ihm lieber, wenn ich der Wahrheit nicht näherkomme. Ich glaube, ich fange gerade an, eine Idee auszubrüten, wer es gewesen sein könnte; aber ich weiß noch immer nicht, warum – und ich glaube, die Antwort, oder ein Teil davon, ist dieses Band.«
    Annie zog eine Grimasse. »Na gut, dann verbinde das mit der Vermutung des Mörders, daß Debs dir alles erzählt hat, was sie weiß, und du bist das nächste mögliche Opfer. Und wie ich dich kenne, ist das alles auf der Titelseite des Daily Clarion zu lesen?«
    »So in etwa. Ich meine, ich hab’ ein paar Exklusivberichte geschrieben.«
    Annie dachte einen Augenblick nach. »Und?« bohrte sie.
    »Und was? Reicht das nicht? Daß ich die nächste

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