Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
Vom Netzwerk:
Jahre bis zur Erreichung der Geschlechtsreife, können sie sich bereits nach zwei Jahren wieder fortpflanzen. Die Bevölkerungsexplosion unter diesen Umständen können Sie sich sicher vorstellen.«
    Wir gingen auf das große Haus zu, das George als Führer bewohnte. Es war mit Gräsern ausgelegt, enthielt einen großen Vorrat von Knollen, und wirkte äußerst komfortabel. Ein Ort, der dazu einlud, sich auszustrecken. Die Chozen entspannten sich, indem sie auf der Seite lagen, die Beine ausgestreckt, stellte ich fest. Eine äußerst bequeme Ruhelage.
    Mein Pilotenverstand kalkulierte: Also, wir beginnen mit achtundsechzig Frauen und sieben Männern, multiplizieren den ersten Wurf mit sechs, die anderen mit fünf. Das ergab 408 im ersten Vermehrungszyklus von zwei Jahren. Da sie nach Ablauf weiterer zwei Jahre alle geschlechtsreif waren, hatten wir nach Ablauf des vierten Jahres 2040, zehntausendzwei nach sechs Jahren, einundfünfzigtausend nach acht, zweihundertfünfundfünfzigtausend nach zehn, über eine Million und zweihunderttausend nach nur zwölf Jahren, sechs Millionen nach vierzehn, einunddreißig Millionen nach sechzehn, hundertsechzig Millionen und ein paar nach achtzehn Jahren, und jetzt, nach etwa zwanzig Jahren, fast achthundert Millionen allein von dieser Kolonie. Multipliziert mit den vier bestehenden Kolonien ergab das — über drei Milliarden Chozen auf diesem Planeten. Und im nächsten Zyklus . . .
    Fünfzehn Milliarden?
    »Ich kann es nicht glauben«, flüsterte ich. »Dieser Planet ist jetzt gesättigt. Er kann nicht mehr Bewohner aufnehmen. In ein paar Jahren gibt es nicht mehr genug Nahrung, und in einer Dekade überschreiten Sie die Dreibillionengrenze!«
    George nickte. »Ich weiß. Die Todesfälle waren bisher nur auf Unfälle beschränkt, also war die Sterberate praktisch gleich Null.
    Entweder muß sie sich im nächsten oder übernächsten Jahr drastisch erhöhen, oder die Frauen müssen plötzlich steril werden, oder wir erleben eine Bevölkerungsexplosion, ohne daß sich die Ernährungsgrundlage steigern läßt.«
    »Und der Hunger wird Ihrer perfekten Welt eine Rückkehr zur Gewalt bringen«, sagte ich. »Die gefährlichsten Menschen sind hungernde Menschen.«

5
    Während der folgenden Tage lernte ich, mit meinem neuen Körper und meiner neuen Sehtechnik besser zurechtzukommen. Ich stellte bald fest, daß es nicht unvorteilhaft war, zu den Chozen zu gehören, ich jedenfalls kam mir vor, als ob ich plötzlich wieder zum Kind geworden wäre. Keine Sorgen, keine Verantwortung, keine Pflichten. Die meisten der Chozen waren schon in dieser Form geboren worden, und die überwiegende Mehrzahl waren noch Kinder.
    Die Jungen wurden im Lauf von nur zwei Jahren erwachsen, und sie lernten sehr schnell. Die Eltern lehrten sie in dieser verkürzten Kindheitsphase zu sprechen und was sie ihnen sonst noch beibringen konnten. Selbst als Erwachsene brachten die Kinder ihren Eltem noch Respekt entgegen, lauschten ihren Berichten von ihrer Herkunft, ihrer Kultur, ihrer Ideale und ihres Glaubens. Für alle, außer etwa hundertfünfzig Mitgliedern der Kolonie und dreihundertfünfzig anderen, die als Stammväter der Art über alle vier Kontinente verstreut lebten, war dies ihre Welt, die einzige Welt, die sie kannten, ihre eigene Gestalt, ihr einziges Leben. Legenden, Gerüchte und die unzureichende Zahl der Alten, die ihnen die Tatsachen ihrer Herkunft aus eigenem Erleben übermitteln konnten, schufen eine enorme Kluft zwischen den Jungen und den Alten. Es gab einfach zuviel Nachwuchs, und die ständig wachsende Zahl zwang zu einer rapiden Ausweitung der Siedlungsgebiete. Die meisten von ihnen wurden primitive Wilde, die kaum noch oder überhaupt nicht mehr von ihrer menschlichen Abstammung wußten.
    Sie spielten ihre Spiele, und das Leben war Spaß und kaum etwas anderes. Ich bemerkte, daß selbst in der Nähe dieses Dorfes und Georges leitender Hand die letzten Verbindungen zu zerbrechen begannen. Zwei Jahre waren eben nicht ausreichend, um ihnen Ursprung und Geschichte ihrer Art zu erklären. Die überwiegende Mehrzahl der Dorfbewohner war zwischen zwei und vier Jahren alt und besaß kaum noch Beziehungen zu ihren menschlichen Wurzeln. In einem Jahrhundert — wenn die unausweichlich hereinbrechende Hungerkatastrophe ihre Zahl dezimiert hatte — würden sie so entwurzelt, so primitiv geworden sein, daß die völlige Loslösung von ihrer menschlichen Vergangenheit keine Rolle mehr spielte.

    Auf eine

Weitere Kostenlose Bücher