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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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— Eigentum.«
    »Wessen?« fragte ich. »Wer sind sie?«
    »Darüber wollen wir uns später unterhalten«, sagte George.
    »Wir haben eine Menge Zeit dafür, eine schier unermeßliche Menge Zeit. Ich bin glücklich, einen neuen Gesprächspartner zu haben, jemanden, der frisch ist, und anders. Jetzt wollen wir erst einmal in die Stadt gehen, damit Sie sich einrichten können.
    Kommen Sie schon mit der neuen Sehtechnik zurecht? Gehen Sie langsam, versuchen Sie nichts zu erzwingen. Ich richte mich nach Ihrem Tempo und werde Sie führen.«
    Ich versuchte trotzdem zu laufen und stürzte immer wieder zu Boden. Ich hatte wirklich Schwierigkeiten mit meiner neuen Sehtechnik, weil in der Bewegung alles noch verwirrender und desorientierender schien als zuvor. George bewegte sich mit der Sicherheit und Eleganz eines vierbeinigen Ballettänzers, und ich neidete ihm seine Grazie und Balance. Ich bezweifelte, ob ich sie jemals erreichen würde.
    Er war ständig in meiner Nähe, ermutigte mich und zeigte mir den Weg, und wir erreichten schließlich das Flußufer.
    Das Wasser war goldfarben, wie geschmolzene Lava, und es irisierte, während es über ultraviolette Felsen sprudelte. Das Dorf sah jetzt auch ganz anders aus. Die Gebäude glänzten silbrig und wirkten wie kunstvolle Spinnennetze.
    »Dies war der Ort, an dem wir unsere erste Siedlung errichteten«, erklärte George. »Sie hätte den sechshundert Menschen unseres Schiffs reichlich Raum geboten, und wir konnten einen Teil der mitgebrachten Fertighäuser aufrichten, bevor das ganze Material sich zu zersetzen begann. Die frühesten Bauten — dort drüben am Ufer — sind noch nach dem Vorbild der mitgebrachten Häuser errichtet worden; sogar die Kirche.« Er deutete mit der Hand auf die Konstruktion mit der turmartigen Spitze.
    Das war es also, dachte ich, eine Kirche. Ich hatte ein paar Kirchen auf verschiedenen Planeten gesehen, aber diese Kommune kam aus einer antiken Welt. Sie waren Menschen der Antike, die Jahrhunderte für die Überbrückung einer Entfernung gebraucht hatten, für die ich nur ein paar Monate benötigte. Ich war für diese Menschen so fremd wie alle meine Zeitgenossen für Menschen aus einer Zeit, die vierhundertsiebzig Jahre zurücklag.
    »Natürlich«, erklärte George, »haben wir mit dem Anwachsen der Bevölkerung unser Siedlungsgebiet ausgedehnt, in letzter Zeit sogar erheblich. Es gibt jetzt Hunderttausende von uns hier, in drei Städten.«
    »Hunderttausende?« fragte ich verblüfft. »Aber Sie sagten doch eben, daß Sie sechshundert waren, als Sie hier landeten. Sie sind doch höchstens seit zwanzig Jahren hier!«
    »Das stimmt«, gab er zu. »Und jeder der Chozen — so nennen wir uns — ist Stammvater oder Abkömmling der sechshundert, die damals auf diesen Planeten kamen.«
    Mir fehlten die Worte. »Soll das heißen, daß hier Lebewesen wie Sie vor Ihrer Landung noch nicht existierten? Das ist doch unmöglich! Nach meinen Beobachtungen muß es einige Milliarden auf allen vier Kontinenten geben! Das ist doch nicht in zwanzig Jahren zu schaffen!«
    George setzte sich auf seinen Schwanz und hob die Schultern.
    »Es ist aber so. Als wir hier eintrafen, war das größte Landtier ein großer Nager, die bedeutendste Tierepoche der Vergangenheit wurde von einer im Wasser lebenden Saurierart beherrscht. Wir haben uns in vier Gruppen geteilt, die die besten Zonen jedes Kontinents in Besitz nahmen. Jede dieser Kommunen bestand aus fünfundsiebzig Männern und fünfundsiebzig Frauen, und jede Gruppe hatte einen ganzen Kontinent, den sie bevölkern konnte. Wir hatten damals noch Radios und die Landefähre, konnten also miteinander in Verbindung bleiben, wie wir glaubten. Aber sobald wir uns alle irgendwie eingerichtet hatten, begann der Auflösungsprozeß aller Dinge, so rasch und so absolut, daß wir nichts dagegen tun konnten. Kurz darauf setzte die Transformation ein, und, wenn ich diese Kolonie als Beispiel nehme, blieben nur einer von zehn männlich, die anderen wurden weiblich. In unserem Fall: sieben von uns blieben Männer, der Rest, achtundsechzig, wurde zu Frauen.
    »Vermehrung ist — gesetzlich vorgeschrieben, könnte man sagen. Ich werde es Ihnen erklären. Eine Frau wird alle zwei Jahre befruchtet und legt dann in jedem Fall sechs Eier. Ja, erschrecken Sie nicht. Wir sind Brüter.
    Fünf der Jungen sind immer weiblich, und nur eins männlich.

    Es gibt so gut wie keine Kindersterblichkeit, und anstelle der üblichen zwölf bis dreizehn

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