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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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süße Audrina?«
    »Halt den Mund!« schrie Papa sie an. Dann fiel er neben Mammi auf die Knie, die weinend auf dem Sofa lag. Er versuchte sie zu trösten, indem er sagte, daß es ohnehin eine alberne Idee gewesen wäre.
    Aber Mammi schlang die Arme um ihn und jammerte: »Damián, was kann sie damit gemeint haben? Alle sagen, daß sich ihre Vorhersagen immer erfüllen!«
    »Nun, diesmal gewiß nicht.«
    Vera knüllte das Wachspapier zusammen, in das der Kuchen gewickelt gewesen war, und schob es in ihre Tasche. »Ich glaube, Mrs. Allismore hat hundertprozentig recht. Ein weiteres Monstrum wird in das Haus der Whiteferns ziehen. Ich kann es schon richtig riechen.«
    Mit diesen Worten eilte sie in die Halle. Aber sie war nicht schnell genug. Wie der Blitz sprang Papa auf die Füße, und schon lag sie über seinen Knien. Er zog ihr den Rock hoch und fing an, sie so fest zu schlagen, daß ich durch das dünne, weiße Nylonhöschen sehen konnte, wie ihr Hinterteil sich rot färbte. Sie schrie und wehrte sich, versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Aber sie war ihm nicht gewachsen.
    »Hör auf, Damián!« schrien meine Mutter und meine Tante gleichzeitig. »Das reicht, Damián«, Mammi stützte sich auf einen Ellbogen. Sie sah sehr schwach aus.
    Rücksichtslos schob Papa Vera von seinem Schoß, so daß sie zu Boden fiel. Sie kroch davon, versuchte ihren Rock herunterzuziehen und ihre Unterwäsche zu verdecken. »Wie konntest du das tun, Damián?« fragte meine Tante. »Vera ist eine junge Frau viel zu alt, um verprügelt zu werden. Ich könnte ihr nicht böse sein, wenn sie dir das niemals verzeiht.«
    Danach aßen wir zu Abend. Alle waren so böse, daß nur Vera und meine Tante ihre Teller leer essen konnten. Später, in der Nacht, hörte ich Mammi in Papas Armen schluchzen. Sie machte sich immer noch Sorgen wegen des ungeborenen Kindes. »Damián, irgend etwas stimmt nicht mit diesem Kind. Manchmal bewegt es sich unaufhörlich und hält mich wach, und dann wieder rührt es sich überhaupt nicht.«
    »Psst«, tröstete er. »Alle Babys sind verschieden. Wir sind zwei gesunde Menschen. Wir werden auch ein gesundes Baby bekommen. Diese Frau hat nicht mehr göttliche Kräfte als ich.«
    Es hätte ein wundervoller Sommer werden können, wenn Vera mir nicht auf Schritt und Tritt gefolgt wäre. Wieder und wieder versuchte ich, mich durch den Wald zu schleichen, ohne daß Vera es bemerkte, aber sie schien meine Gedanken riechen zu können und heftete sich mir wie ein Indianer an die Fersen. Ardens Mutter bestand darauf, daß ich sie Billie nennen sollte, aber es war ein merkwürdiges Gefühl. Trotzdem tat ich es schließlich, weil sie es so wünschte. Sie war der einzige Erwachsene in meinem Leben, der bereit war, sein Wissen auf eine Weise mit mir zu teilen, die ich verstehen konnte. Mir gefiel es am besten, wenn ich mich ohne Vera zu ihnen schleichen konnte, denn Vera schaffte es irgendwie immer, die Unterhaltung zu beherrschen. Jedesmal wenn wir zu Besuch waren, fragten wir uns anschließend, warum Billie uns nicht ins Haus bat. Ich war zu höflich, um irgend etwas zu sagen. Und Vera tat so, als hätte sie gute Manieren, also sagte sie auch nichts.
    Eines Tages hörte ich, wie Arden Billie erzählte, daß Vera zwölf sei. Ich starrte ihn mit einem merkwürdigen Gefühl an. Er wußte mehr über Vera als ich. »Hat sie dirdas erzählt?«
    »Himmel, nein!« meinte er lachend. »Vera hat komische Ideen, was ihr Alter angeht. Aber sie ist im Schulregister eingetragen, und so weiß ich zufällig, daß sie zwölf Jahre alt ist.«
    Er lächelte mir schüchtern zu. »Willst du damit sagen, daß du nicht wußtest, wie alt deine eigene Schwester ist?«
    »Äh, doch, natürlich. Aber sie sagt, daß sie jetzt so viele Lügen erzählen will, daß die Leute in ein paar Jahren nicht mehr wissen werden, wie alt sie in diesem Sommer wirklich war.«
    Trotz Vera hatte ich in diesem Sommer meinen Spaß. Es kam mir so vor, als wäre Billie mir gegenüber viel herzlicher als im Umgang mit Vera; ja, sie schien sogar mehr um mein Wohlergehen besorgt als meine eigene Mutter. Aber Mammi fühlte sich nicht wohl, und deshalb konnte ich ihr verzeihen. Dunkle Ringe tauchten unter ihren Augen auf. Wenn sie ging, stützte sie mit einer Hand ihr Kreuz. Sie spielte nicht mehr Klavier und hörte sogar auf, ihre Romane zu lesen. Jeden Tag schlief sie auf dem purpurfarbenen Sofa ein, das Buch auf den angeschwollenen Brüsten. Ich liebte sie so sehr, daß

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