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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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für angebracht gehalten, wenn er zu Ihnen gegangen wäre.«
    Paula schätzte den Mann auf Mitte dreißig. Mit dem glatt rasierten Gesicht, dem kohlschwarzen Haar und der athletischen Figur sah er ganz anders aus, als sie ihn sich vorgestellt hatte.
    Palfry geleitete sie eine breite Treppe hinauf und dann einen langen Gang entlang, bis er schließlich vor einer schweren Flügeltür stehen blieb. Er klopfte an. »Herein«, rief jemand von der anderen Seite der Tür.
    Sie traten in ein großzügig bemessenes Büro. Der Minister kam mit langen Schritten hinter einem protzigen Schreibtisch hervor. Er war groß und spindeldürr und hielt sich kerzengerade. Sein Gesicht war lang gezogen und wies einen schmalen Mund und ein spitzes Kinn auf, das eine gewisse Aggressivität ausstrahlte. Auf Warners großer Nase klemmte ein vergoldeter Zwicker, hinter dem kalte, blaue Augen seine Besucher blitzschnell taxierten. In seinem smarten Jagdjackett, den braunen Reithosen und den auf Hochglanz gewienerten, kniehohen Stiefeln sah er aus, als käme er gerade von einem Ausritt zurück. Mit einem aufgesetzten Lächeln führte er seine Gäste zu einem enorm breiten Sofa, wo er sich so rasch neben Paula niederließ, dass Tweed nichts anderes übrig blieb, als in einem der Sessel gegenüber Platz zu nehmen.
    »Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie hierher bemühen musste«, sagte der Minister, »aber ich habe in Kürze eine Kabinettssitzung. Die reinste Zeitverschwendung natürlich, nichts als sinnloses Gelaber. Zum Einschlafen langweilig. Darf ich Ihnen eine kleine Erfrischung anbieten? Einen Tee oder Kaffee vielleicht, oder hätten Sie lieber etwas Stärkeres?«
    Tweed lehnte ab, und Paula folgte seinem Beispiel. Warner schüttelte den Kopf in Richtung Tür, wo Palfry dienstbeflissen gewartet hatte. Der Assistent nickte und zog sich zurück.
    »Ein wahres Goldstück, dieser Perry«, sagte Warner, nachdem Palfry die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Wussten Sie, dass er ein Mitglied von Mensa ist, dieser internationalen Vereinigung von Menschen mit überdurchschnittlich hohem Intelligenzquotienten? Erstaunlich, nicht wahr? Aber Sie kann ich wohl nicht damit beeindrucken Tweed. Sie haben ja Ihre legendäre Paula Grey.« Er lächelte Paula gönnerhaft zu.
    »Danke für das Kompliment, aber die Bezeichnung legendär ist für mich vielleicht doch ein bisschen zu hoch gegriffen«, sagte Paula. »Dieses Attribut dürfte wohl eher auf Mr Tweed zutreffen.«
    »Nun gut, wie Sie meinen. Also, ich hoffe, Sie nehmen mir das, was ich Ihnen zu sagen habe, nicht übel.«
    »Kommt drauf an, was es ist, Herr Minister.«
    Paula wunderte sich zunächst, weshalb Tweed Warner mit dessen Titel ansprach, aber dann wurde ihr klar, dass er ihm damit nur Honig ums Maul schmieren wollte. Interessant, dachte sie. Tweed wandte eine derartige Taktik nur recht selten an.
    »Es ist mir zu Ohren gekommen, dass Sie beide sich in Carpford umgesehen haben«, begann Warner. »Was hatten Sie dort zu suchen?«
    »Das fragen Sie noch? Immerhin ist Ihre Frau auf der Fahrt nach Carpford spurlos verschwunden. Machen Sie sich denn gar keine Sorgen um sie?«, sagte Tweed.
    »Natürlich mache ich mir Sorgen. Besonders weil die Polizei noch immer keine neuen Erkenntnisse hat. Und dabei sind inzwischen schon drei Wochen ins Land gegangen. Dieser Buchanan ist doch keinen Schuss Pulver wert.«
    »Superintendent Buchanan ist einer der fähigsten Polizisten unseres Landes. Er hat den Wagen Ihrer Frau von seinen Spezialisten gründlich untersuchen lassen, aber leider waren keine verwertbaren Spuren darin zu finden. Wissen Sie eigentlich, dass Sie die Polizei sofort informieren müssen, falls eine Lösegeldforderung bei Ihnen eingeht?«
    »Natürlich weiß ich das«, antwortete Warner schroff. »Ich bin ja nicht blöd. Aber es hat sich bisher noch niemand bei mir gemeldet. Und jetzt frage ich Sie noch einmal, was Sie in Carpford zu suchen hatten.«
    »Das kann ich Ihnen sagen. Superintendent Buchanan hat mich gebeten, ihn bei der Suche nach Ihrer Frau zu unterstützen. Eigentlich sollte Ihnen das doch nur recht sein.«
    »So ist das also.« Warner lehnte sich zurück. »Ich habe schon gehört, dass Sie früher mal so etwas wie der Star von Scotland Yard waren. Und was hat der Superermittler Tweed denn nun herausgefunden? Mit wem hat er in Carpford gesprochen?«
    »Unter anderem mit Olaf Margesson, diesem religiösen Fanatiker.«
    »Religiöser Fanatiker? Ich fürchte, ich kann Ihnen da

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