Das Netz
einen Mittagsimbiss aus dem Feinkostladen um die Ecke geholt. Nachdem Tweed fertig gegessen hatte, ging er wieder ruhelos im Büro auf und ab. Nach einer Weile blieb er neben Newman stehen, der wie üblich im Sessel saß.
»Bob, Sie haben doch bestimmt noch Kontakte zur Daily Nation . Gibt es dort denn jemanden, dem Sie vertrauen können?«
»Ich denke schon. Ed Jenner, der stellvertretende Chefredakteur, ist ein guter Freund von mir. Warum?«
»Ich möchte, dass Sie sich bei ihm gründlich über Drew Franklin informieren. Ich will wissen, wo er in London lebt, wann und wie lange er in der Redaktion ist, ob er irgendwelche Liebesaffären hat. Selbst das kleinste Detail ist wichtig.«
»Das ist eine meiner leichtesten Übungen«, sagte Newman. »Franklin hat in der Zeitung ein kleines Kabuff, das ziemlich weit entfernt von Ed Jenners Büro liegt. Bin schon unterwegs...«
Nachdem Newman gegangen war, wandte sich Paula an Tweed. »Warum interessieren Sie sich auf einmal so für Franklin?«, fragte sie.
»Es ist nur so ein Gedanke. Ich schätze mal, dass er viel herumkommt.«
Paula fand, dass Tweed wieder einmal in Rätseln sprach, aber das war nun mal eine seiner Marotten.
Als es bereits dunkelte, bat Monica, die den ganzen Nachmittag über telefoniert und sich dabei eifrig Notizen gemacht hatte, um Gehör.
»Ich weiß, dass Sie es mir nicht aufgetragen haben«, sagte sie zu Tweed, »aber ich habe einfach ein paar Erkundigungen über Jasper Buller eingezogen. Ich hoffe, das war in Ihrem Sinne.«
»Gut gemacht!«, sagte Tweed, den es immer wieder beeindruckte, wie viel Eigeninitiative seine Mitarbeiter entwickelten. »Schießen Sie los...«
Noch bevor Monica jedoch etwas sagen konnte, kam Marler mit einem breiten Grinsen hereinspaziert. Paula sah es ihm am Gesicht an, dass er etwas Interessantes über Buller herausgefunden hatte. Er zog seinen Mantel aus und zündete sich eine Zigarette an.
»Mit diesem Buller haben wir einen Volltreffer gelandet«, sagte er und blies genüsslich den Rauch aus. »Ich bin ihm bis zu seiner Wohnung in Pimlico hinterhergefahren und habe das Haus aus dem geparkten Auto heraus observiert. Ich musste nicht lange warten. Zwanzig Minuten später kam er als Araber verkleidet, komplett mit Turban und wallendem Gewand, wieder heraus. Er stieg in ein Taxi, das er sich wahrscheinlich von seiner Wohnung aus telefonisch bestellt hat, und ließ sich zur Moschee in Finsbury Park fahren, wo er das Taxi um die Ecke warten ließ. Dann ist er in der Moschee verschwunden, kam aber kurze Zeit später wieder heraus. Was er drinnen gemacht hat, kann ich nicht sagen. Vielleicht hat er ja den Gebetsteppich ausgerollt, den er unter dem Arm trug, und sich dreimal in Richtung Mekka verbeugt.«
»Das ist ja unglaublich«, sagte Paula erstaunt. »Wer hätte diesem Buller das zugetraut!«
»Warten Sie ab, meine Liebe, es kommt noch besser«, sagte Marler und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Buller hat sich anschließend nach Pimlico zurückfahren lassen, wo er wieder in seiner Wohnung verschwand. Nach ein paar Minuten kam er abermals heraus, diesmal in legerer Freizeitkleidung. Er trug eine Aktentasche unter dem Arm. Er winkte sich ein neues Taxi heran und ließ sich zur Waterloo Station fahren. Ich folgte ihm in den Bahnhof hinein, wo er plötzlich auf dem Absatz kehrtmachte, direkt auf mich zu ging und sagte: »Na, da habe ich Sie ganz schön in der Gegend herumgehetzt, was, Marler? Bitte sagen Sie Tweed, dass ich mit dem Eurostar hinüber auf den Kontinent fahre, um mich in Mailand mit einem Kontaktmann zu treffen. Ich will herausfinden, woher das Geld kommt, mit dem die Terroristen ihre Anschläge finanzieren.«
»Unglaublich!«, sagte Paula fassungslos.
»Aber ich habe noch etwas für Sie.« Marler zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Tasche und reichte es Tweed. »Hier sind Name und Anschrift seines Kontaktmanns in Mailand. Er hat sie mir für den Fall, dass er nicht zurückkommt, gegeben.«
»Das klingt aber gar nicht gut«, sagte Newman nachdenklich.
Tweed sah auf das Blatt, das offensichtlich aus einem Block herausgerissen war. In deutlich lesbarer Schrift stand darauf: Mario Murano, Via Legessa 290, Milano.
»Damit haben wir eine neue Front«, sagte Tweed leise. »Italien.«
»Buller hat noch gesagt, dass er herausfinden will, auf welchen Wegen die Terroristen ins Land gelangen, aber dann musste er auch schon losrennen, um seinen Zug nicht zu verpassen.«
»Dann können
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