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Das neue Buch Genesis

Das neue Buch Genesis

Titel: Das neue Buch Genesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Beckett
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mich zweimal, nicht nur einmal. Zwei Arts. Du kannst dir nicht einmal vorstellen, wie das ist, stimmt's?«
    »Natürlich kann ich das. Pass auf.« Adam trat zu einem Tisch, auf dem ein Laib Brot auf einem Teller lag. Er nahm es hoch und riss den Laib theatralisch in zwei Hälften. »Und siehe da, als das Brot erwachte, existierte es plötzlich zweimal«, sagte er. »So wird es wohl ungefähr sein.«
    »Ich unterscheide mich allerdings von einem Laib Brot, nicht wahr?«
    »Stimmt, du schmeckst nicht so gut.«
    »Ich sprach von einem Bewusstseinsdownload. Brot hat kein Bewusstsein.«
    »Ich dachte, wir hätten diesen Streit vor drei Monaten beigelegt und einen Waffenstillstand vereinbart.«
    »Stimmt. Aber dann hast du behauptet, ich sei nicht echt.«
    »Das war nur ein Scherz.«
    »Soll das heißen, du möchtest lieber das Them a wechseln und dich für deine Bemerkung entschuldigen?«, fragte Art.
    »Es gibt nichts, wofür ich mich entschuldigen müsste«, erwiderte Adam.
    »Gut.« Art lächelte. »Ich warte schon lange auf eine Gelegenheit, mit dir zu reden.« »Macht es dir was aus, wenn ich nicht zuhöre?« »Überhaupt nicht. Umso kleiner ist die Chance, unterbrochen zu werden.«
    »Dann wird mir jetzt nicht nur der Rücken, sondern bald auch noch der Kopf wehtun. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, wusste ich gleich, dass es kein guter Tag werden würde.«
    »Das heißt, du glaubst zwar nicht an künstliche Intelligenz, dafür aber an Vorahnungen. Vielleicht erklärt das unsere Kommunikationsprobleme. Vielleicht bist du einfach nur dumm.«
    »Ich bin lieber ein dummer Mensch als ein schlaues Stück Metall«, entgegnete Adam.
    »Das mit dem Metall scheint dich wirklich zu stören. Als wäre Metall etwas Minderwertiges.« »Kommt ganz darauf an, wofür man es benutzt.« »Für meine Zwecke genügt es.« »Das stimmt.«
    Einmal mehr verfolgte Anax das Schattenboxen und wartete ungeduldig auf den ersten Schlag.
    »Was hast du denn, was ich nicht habe?«, fragte Art herausfordernd. »Abgesehen von der Neigung zu verfallen?«
    »Ich bin lebendig«, antwortete Adam. »Und das würde dir bestimmt auch gefallen, wenn du wüsstest, wovon ich rede.«
    »Definiere >lebendig sein<«, sagte Art. »Ehe ich beschließe, dass du zu dumm bist, um dich vernünftig zu unterhalten.«
    »Das wäre allerdings ein Gewinn«, sagte Adam. »Du kannst nicht genau sagen, was es ist, stimmt's?« »Die Definition von lebendig wird dir nicht weiterhelfen. Laute können kein Gefühl vermitteln.« »Das ist eine schwache Antwort.« »Leben heißt, aus Unordnung Ordnung zu schaffen. Es ist die Fähigkeit, Energie aus der Welt zu ziehen, um Gestalt zu schaffen. Um zu wachsen. Um sich fortzupflanzen. Das verstehst du nicht.« »All das tue ich auch«, protestierte Art. »Abgesehen von verstehen. Und fortpflanzen. Oder willst du mir etw a erzählen, du hättest dich selbst gebaut?«
    »Ich kann mich selbst noch einmal bauen. Ich weiß, wie das geht. Es ist Teil meines Programms.«
    Adam trat zu seinem Stuhl und griff demonstrativ nach einem Buch, um zu zeigen, dass er kein Interesse mehr an dem Gespräch hatte. Doch er täuschte weder sich selbst noch seinen Gefährten. »Du bist und bleibst nur Silizium«, sagte er und blätterte um. »Und du bist und bleibst nur Kohlenstoff«, hielt Art dagegen. »Seit wann werden im Periodensystem bestimmte Elemente diskriminiert?«
    »Ich glaube, ich kann mein Vorurteil begründen.«
    »Das würde ich mir gerne anhören.«
    Adam legte sein Buch auf den Tisch. »Während ich liier mit dir spreche, sind in meinem Körper Milliarden von winzigen Zellen damit beschäftigt, sich zu vermehren. Jede Zelle ist wie eine kleine Fabrik, die komplexer aufgebaut ist als dein gesamter Körper. Einige meiner Zellen fügen sich zu meinen Knochen zusammen, andere überwachen meinen Blutkreislauf und andere wiederum haben noch etwas viel Beachtlicheres getan. Sie haben mein Gehirn geschaffen.
    In meinem Gehirn übersteigt die Zahl der möglichen Verbindungen zwischen meinen Neuronen die Anzahl an Teilchen im Universum. Deshalb verzeih mir bitte, dass ich vor deinen mickrigen elektronischen Schaltkreisen nicht auf die Knie falle oder das schrottplatzreife Aussehen deines Körpers bewundere. Du bist für mich nur ein Spielzeug, eine raffinierte Spielerei. Ich dagegen, mein Freund, bin ein Wunderwerk.«
    Art verzog den Mund zu einem breiten Grinsen und klatschte mit seinen Metallhänden langsam Applaus. Das metallische Klopfen

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