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Das Niebelungenlied

Das Niebelungenlied

Titel: Das Niebelungenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bierwisch
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Besonnenheit verlieren. Ich bin durchaus dagegen, daß Ihr die Frage an sie richtet, Wolfhart.« Er bat Helpfrîch, unverzüglich dorthin zu gehen, und trug ihm auf, von den Hunnen oder den Burgunden selbst zu erfragen, was vorgefallen sei.
    Der Bote fragte: »Was ist geschehen?« Da sagte einer der Hunnen: »Mit der Freude ist es im Hunnenreich vorbei. Die Burgunden haben Rüedegêr erschlagen. Von seinem Gefolge ist nicht einer mehr am Leben.« Helpfrîch hatte noch nie so ungern eine Nachricht überbracht. Weinend ging er zu Dietrîch zurück.
    »Was habt Ihr uns erkundet?« fragte Dietrîch. »Warum weint Ihr so sehr, Helpfrîch?« Der antwortete: »Wer wollte da nicht klagen. Die Burgunden haben Rüedegêr erschlagen.« – »Das kann Gott nicht wollen«, sagte Dietrîch. »Das wäre eine furchtbare Rache, ein Triumph des Teufels. Womit hat Rüedegêr das an ihnen verdient? Ich weiß doch genau, daß er mit den Fremden befreundet war.« Wolfhart warf ein: »Wenn sie es getan haben, soll es ihnen allen ans Leben gehen. Wir würden uns mit Schande bedecken, wenn wir ihnen das hingehen ließen. Rüedegêr hat uns große Dienste erwiesen.« 6
    Der Herr der Amelungen gab den Auftrag, genauere Einzelheiten einzuholen. Leiderfüllt setzte er sich abseits an ein Fenster. Er bat Hildebrant, zu den Burgunden zu gehen und zu erkunden, was geschehen sei. Meister Hildebrant trug weder Schwert noch Speer bei sich, er wollte die Gäste höflich aufsuchen. Da mußte er sich von seinem Neffen Wolfhart zurechtweisen lassen, der zu ihm sagte: »Wenn Ihr unbewaffnet ankommt, dann wird es ohne
    Schmähungen nicht abgehen, und Ihr müßt schimpflich umkehren. Sehen sie Euch in Waffen, werden sie sich wohl hüten.« Der erfahrene Alte rüstete sich nach dem Rat des unbesonnenen Jünglings. Ehe er es bemerkte, waren alle Ritter Dietrîchs in ihre Rüstungen gestiegen und hielten die Schwerter in den Händen. Das war ihm nicht recht; am liebsten hätte er es verhindert. Er fragte, wohin sie wollten. »Wir wollen mit Euch gehen. Vielleicht redet Hagen dann weniger spöttisch mit Euch, als er es sonst liebt.« Daraufhin erlaubte er es.
    Volkêr sah die Männer Dietrîchs bewaffnet kommen; sie hatten die Schwerter umgegürtet und trugen die Schilde in der Hand. Da sagte der Spielmann: »Ich sehe da Dietrîchs Männer recht feindselig ankommen mit Helmen und Waffen: Sie wollen uns angreifen. Ich glaube, das wird unser Untergang sein.«
    In diesem Augenblick hatte Hildebrant sie erreicht und setzte den Schild vor seine Füße nieder. Er fragte die Burgunden: »Wehe über Euch Ritter, was hat Rüedegêr Euch getan? Mein Herr hat mich zu Euch geschickt, ob jemand von Euch den edlen Markgrafen erschlagen hat, wie wir gehört haben. Das können wir nicht verwinden.« Hagen von Tronege antwortete: »Es ist so. Und wie sehr gönnte ich Euch um Rüedegêrs willen, daß der Bote Euch getäuscht hätte und daß Rüedegêr noch lebte. Aber nun müssen Männer und Frauen ihn beweinen!« Als es keinen Zweifel mehr darüber gab, daß Rüedegêr tot sei, beklagten sie ihn, denn sie waren treu. Die Tränen liefen ihnen über Bart und Kinn – ein großes Unglück hatte sie betroffen. Sigestap, der Herzog von Bern, sagte: »Nun hat das angenehme Leben ein Ende, das uns Rüedegêr nach den Tagen des Elends verschafft hat. Ihr habt die Zuversicht der Heimatlosen getötet.« Der Amelung Wolfwîn sagte: »Wenn heute mein Vatergestorben wäre, könnte mir nicht schmerzlicher zumute sein. Wer soll nun die Frau des Markgrafen trösten?« Wolfhart setzte erzürnt hinzu: »Wer soll die Ritter nun auf Kriegszügen führen, wie Rüedegêr es so oft getan hat? Wehe, daß wir dich verloren haben, edler Rüedegêr!« Wolfprant und Helpfrîch und Heimnôt mit allen ihren Freunden beweinten seinen Tod. Hildebrant konnte vor unterdrücktem Schluchzen nicht mehr sprechen. Endlich sagte er: »Nun erfüllt den Wunsch meines Herrn. Gebt uns den toten Rüedegêr heraus, mit dem unsere Freude dahinstarb, damit wir an ihm gutmachen können, was er uns und vielen anderen an Treue erwiesen hat. Wir sind ebenso heimatlos wie Rüedegêr. Warum laßt Ihr uns bitten. Laßt ihn uns wegtragen, damit wir ihm wenigstens im Tode danken können. Wir hätten es lieber zu seinen Lebzeiten getan.«
    Gunther antwortete: »Das ist der beste Dienst, den ein Freund dem anderen im Tod erweist. Das nenne ich dauernde Treue. Ihr seid es ihm schuldig; er hat Euch sehr geholfen.«
    »Wie lange sollen wir

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