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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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VERDAMMTE Shift-Taste nicht, entweder blockiert sie und schreibt nur noch großbuchstaben, oder sie verweigert sich mir vollständig. IMmerhin wirst du’s wenigstens lesen können, falls ich simon oder davey dazu bringen kann, mir zu zeigen, wie der drucker funktioniert.
    zu deiner erbauung lege ich diesem brief die geschichte von david und der Sabotage der weihnachtlichen fasanenjagd bei. selbst wenn sie für deine fragen nicht von belang ist, gefällt sie dir vielleicht.
    Dein Brief war mir entgegen deinen Erwartungen überhaupt nicht peinlich. Ich weiß nicht, für wen oder was du mich hältst, für ’n Typen wie Henry wilcox oder C. Aubrey Smith, der sofort rosa anläuft und stocksteif dasteht, sobald man das wort Gefühl oder glaube ausspricht. Ich bin Lyriker, verdammt noch mal, nicht Finanzbeamter. DIE EINZIGEN Gefühle, die einen Lyriker ärgern, sind billige Gefühle, unverdiente Gefühle, geklaute Gefühle, dasGefühl der Wunscherfüllung, Gefühle, die aus der Fantasie oder dem Geratewohl stammen und nicht aus dem Bauch, so steht’s zumindest im handbuch für poeten.
    ABER; KURZE Pause, nur um anzumerken, daß es das Wort »Anallegorie« nicht gibt, sosehr das zu bedauern ist, ich habe deine gefühle nicht zu beurteilen, die Macke (apropos Macken: Du scheinst vergessen zu haben, das »Neurotiker« aus dem Griechischen kommt, wo es kein »ck« gibt. Vielleicht kanntest du die richtige Orthographie, aber deinem Unterbewußtsein war daran gelegen kundzutun, das du nicht ganz richtig tickst), die Macke … welche Macke wollte ich gerade erwähnen? ACH RICHTIG; DIE Macke bei dieser Textverarbeitungssache ist, daß man nicht zurückgehen und ein Wort durchstreichen kann, bei einer Schreibmaschine kannst du die rücktaste benutzen und deine fehler mit x’en bedecken. Das scheint hier völlig unmöglich zu sein, man kann sich für all seine sünden absolution erteilen, aber niemand wird irgendwie schlau daraus. Außer einem selbst.
    Da wir gerade beim Rosaanlaufen und Stocksteifdastehen sind, sobald bestimmte Dinge erwähnt werden, am vergangenen Wochenende hatten wir ein sehr viel volleres Haus, als ich erwartet hatte. Im letzten Brief erwähnte ich, daß ich es unhöflich fände, wenn man sich bei Gastgeber oder Gastgeberin nach der Zusammensetzung eines geselligen Beisammenseins erkundigt, ich war daher erstaunt, als ich entdeckte, daß ein Mädchen, das sich als deine beste Freundin ausgibt, seit Freitagabend hier draußen ist. Nennt sich Patricia Hardy, riecht nach Gurkensaft und verursacht allerlei Röte und Steifheit beim Endunterzeichnenden, wahrscheinlich wußtest du, daß sie kommt. Hoffentlich ist sie nicht hier, um den Spion auszuspionieren.
    Auf sie und die anderen komme ich später zurück. Wohatte ich letztes Mal aufgehört? Montagmorgen. Genau. Ich beendete meinen ersten Brief an Dich, torkelte matt nach unten, um ihn in der Halle in den Kasten zu werfen, döste fünf Minuten lang mit ans Wandbarometer gelehntem Kopf, bevor es mir gelang, mich am Geländer nach oben zu ziehen, immer einen Pfosten nach dem anderen, und fiel schließlich um fünf vor acht ins Bett.
    ICH ERWACHTE RECHTZEITIG ZUM Mittagessen, und es gelang mir im kleinen Wohnzimmer, Annies aus Erstaunen und Vorwürfen gemischte Blicke von vornherein zu ersticken.
    »Konnte nicht schlafen. Bett zu bequem, viel zu ruhig«, erläuterte ich, aber ich sah, daß sie dachte, ich hätte die ganze Nacht oben in meinem Zimmer gesessen und mich nach und nach bis zum Stupor besoffen. Da es meiner Meinung nach nur wenige Dinge auf dieser Welt gibt, die durchsichtiger würdelos sind als die Bemühungen eines Alkoholikers, strahlend und vital zu erscheinen, um der Welt zu beweisen, daß er sich keines Katers schuldig gemacht hat, schluckte ich die Beleidigung ihres Blicks runter und lehnte den angebotenen Sherry ohne weitere Beteuerungen meiner Unschuld ab.
    Ich werde Dich nicht durch jede einzelne Stunde jedes einzelnen Tages geleiten: Inzwischen ist Samstag, und am Montag und Dienstag ist sehr wenig vorgefallen, das ich der Erwähnung für wert halte. Simon war noch weg, und Anne schien eifrig bemüht, daß ich David soviel Gesellschaft leiste wie möglich.
    »Es heißt, er sei sehr intelligent«, sagte sie. »Ich fürchte, in den Ferien bekommt er nicht genug Anreize. Simon ist so viel älter und hat … andere Interessen. Wie du weißt, war ich ja auch nicht gerade ein Bücherwurm. Michael kümmert sich natürlich rührend um ihn, aber er hat

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