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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Tür wurde aufgestoßen, und ein riesiger Neger platzte ins Zimmer. Er hätte eine komische Figur abgegeben, wenn er nicht so furchteinflößend ausgesehen hätte, denn er war in einen auffallenden grauen großkarierten Anzug gekleidet und trug eine Krawatte von überwältigendem Lachsrot. Das breite Gesicht mit der platten Nase war vorgereckt, als seine finster blickenden schwarzen Augen, in denen Funken von Bosheit glommen, zwischen uns hin und her wanderten.
      »Wer von Sie Herrn is Masser Holmes?« fragte er.
    Holmes hob mit schwachem Lächeln die Pfeife.
      »Aha, Sie also«, sagte unser Besucher und kam mit unangenehm schleichenden Schritten um den Tisch herum. »Hörn Sie, Masser Holmes, lassen Sie die Hände weg von die Sache von andere Leute. Die könn’ mit ihre Sachen selber fertig werden. Klar, Masser Holmes?«
      »Fahren Sie fort«, sagte Holmes. »Es ist so nett.«
      »Aha! Nett is das?« knurrte der Wilde. »Wär aber nich so nett, wenn ich Sie ‘n bißchen zurechtstutzen tat. So was wie Sie hab ich schon früher in der Mache gehabt, und die sahn hinterher gar nich mehr so nett aus. Sehn Sie mal, Masser Holmes!«
      Er fuchtelte meinem Freund mit einer riesigen Faust unter der Nase herum. Holmes musterte sie eingehend und höchst interessiert.
      »Sind Sie damit auf die Welt gekommen?« fragte er. »Oder hat sich das Ding erst allmählich entwickelt?«
      Vielleicht war es die eiskalte Art meines Freundes, vielleicht war es aber auch das leise Klirren, als ich den Schürhaken aufhob, jedenfalls kühlte sich die Leidenschaft unseres Gastes merklich ab.
      »Wollt Sie nur ‘ne Warnung zukommen lassen«, sagte er. »‘n Freund von mir intressiert sich für Sache draußen in Harrow – Sie wissen, was ich meine –, un er will nich, daß Sie sich reinmischen. Klar? Sie sinn nich das Gesetz, ich auch nich, un wenn Sie da rauskomm’, dann bin ich auch da. Vergessen Sie das nich.«
      »Ich wollte Sie schon immer mal kennenlernen«, sagte Holmes. »Leider kann ich Ihnen keinen Platz anbieten, denn ich mag Ihren Geruch nicht. Aber Sie sind doch Steve Dixie, der Boxer?«
      »So heiß ich, Masser Holmes, un Sie wern das richtig zu spüren kriegen, wenn Sie ‘ne Lippe riskieren.«
      »Lippen sind ja nun gerade nicht das, was Sie brauchen«, sagte Holmes, auf den üppigen Mund unseres Gastes starrend. »Aber der Mord an dem jungen Perkins vor der Holborn Bar… Wie denn? Sie wollen doch nicht schon gehen?«
      Der Neger hatte einen Satz rückwärts gemacht, und sein Gesicht war bleigrau.
      »Auf so’n Quatsch hör ich nich hin«, sagte er. »Was hab ich mit Perkins zu tun, Masser Holmes? Ich war in Birmingham und hab im Bull Ring trainiert, als der Junge im Schlamassel war, ehrlich.«
      »Das können Sie der Polizei erzählen, Steve«, sagte Holmes. »Ich hatte ein Auge auf Sie und Barney Stockdale…«
      »Ich will auf der Stelle tot umfallen, Masser Holmes…«
      »Genug. Machen Sie, daß Sie rauskommen. Wenn ich Sie brauche, finde ich Sie.«
      »Morgen, Masser Holmes. Hoffentlich tragen Sie mir’s nich nach, den Besuch hier.«
      »Nur, wenn Sie mir sagen, wer Sie geschickt hat.«
      »Is kein Geheimnis dabei, Masser Holmes. Sie haben doch selbst den Namen genannt.«
      »Und wer hat ihn beauftragt?«
      »Wirklich, Masser Holmes, weiß ich nich. Er hat nur gesagt: ›Steve, geh hin und besuch Mr. Holmes und sag ihm, sein Leben is nich mehr sicher, wenn er sich in Sache in Harrow einmischt.‹ Das is die ganze Wahrheit.«
      Ohne eine weitere Befragung abzuwarten, schoß unser Besucher aus der Tür, so eilig, wie er eingetreten war. Holmes klopfte kichernd die Asche aus seiner Pfeife.
      »Ich bin froh, daß Sie ihm den Wollkopf nicht zertrümmern mußten, Watson. Ich habe beobachtet, wie Sie mit dem Schürhaken hantierten. Aber er ist wirklich ein harmloser Bursche, ein großes, muskulöses, dummes, großmäuliges Baby, und, wie Sie gesehen haben, kann man ihm leicht das Gruseln beibringen. Er gehört zur Bande von Spencer John und hat kürzlich bei einigen faulen Sachen mitgemacht, um die ich mich kümmern werde, wenn ich mal Zeit habe. Sein jetziger Auftraggeber, der Bursche heißt Barney, ist noch verschlagener. Sie sind auf tätliche Angriffe, Einschüchterung und dergleichen spezialisiert. Was ich gern wüßte, ist, wer in diesem Fall hinter ihnen steht.«
      »Aber warum versuchen die, Sie einzuschüchtern?«
      »Wegen des Falles in

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