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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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helfen?«
      »Sie suchen recht spät am Tage um meinen Rat nach. Ich dachte, Sie hätten Ihre eigenen, für alles hinlänglichen Methoden. Jedoch finden Sie mich bereit, Ihnen zu helfen.«
      »Schauen Sie, Lord Cantlemere, zweifellos können wir einen Prozeß gegen die Diebe des Steins führen.«
      »So Sie sie gefaßt haben.«
      »Exakt. Die Frage ist nun – wie sollen wir gegen den Empfänger des Steins vorgehen?«
      »Ist das nicht ziemlich voreilig?«
      »Es wäre schon gut, fertige Pläne zu besitzen. Nun, was würden Sie als entscheidenden Beweis gegen den Empfänger erachten?«
      »Den Besitz des Steins.«
      »Sie würden ihn daraufhin verhaften?«
    »Auf jeden Fall.«
      Holmes lachte selten, aber jetzt war er so nahe daran, wie es sein alter Freund Watson nie zuvor erlebt hatte.
      »Dann also, mein lieber Herr, stehe ich vor der schmerzlichen Notwendigkeit, Ihre Inhaftnahme zu empfehlen.«
      Lord Cantlemere war sehr ärgerlich. Einiges von seinem alten Feuer flackerte in den bleichen Wangen auf.
      »Sie nehmen sich sehr viele Freiheiten heraus, Mr. Holmes. In fünfzig Jahren Dienstes für den Staat kann ich mich an einen solchen Vorfall nicht erinnern. Ich bin ein beschäftigter Mann, Sir, mit bedeutenden Angelegenheiten betraut, und habe weder Zeit für alberne Scherze, noch kann ich ihnen Geschmack abgewinnen. Ich möchte Ihnen offen sagen, Sir, daß ich nie zu jenen gehörte, die an Ihre Fähigkeiten glauben, und daß ich immer der Ansicht war, der Fall wäre bei der regulären Polizei in weitaus sichereren Händen. Ihre gegenwärtige Aufführung bestätigt mich in meiner Schlußfolgerung. Ich habe die Ehre, Sir, Ihnen einen guten Abend zu wünschen.«
      Holmes wechselte flink den Platz und stand nun zwischen dem Peer und der Tür.
      »Einen Moment, Sir«, sagte er. »Mit dem Mazarin zu verschwinden wäre ein ernsteres Vergehen, als wenn man ihn bei jemandem in zeitweiligem Besitz fände.«
      »Sir, das ist unerträglich! Lassen Sie mich vorbei.«
      »Stecken Sie die Hand in die rechte Tasche Ihres Mantels.«
      »Was soll das bedeuten, Sir?«
      »Kommen Sie, kommen Sie – tun Sie, worum ich bitte.«
      Ein Weilchen später stand der erstaunte Peer da, in der Fläche der zitternden Hand den großen gelben Stein, und konnte nur blinzeln und stammeln.
      »Was! Was! Wie kommt das, Mr. Holmes?«
      »Zu schlimm, Lord Cantlemere, zu schlimm!« rief Holmes. »Hier mein alter Freund wird mir bestätigen, daß ich eine boshafte Gewohnheit habe, handfeste Späße zu machen. Auch, daß ich dramatischen Situationen nicht widerstehen kann. Ich gestattete mir die Freiheit – die zugegeben sehr große Freiheit –, Ihnen zu Anfang unseres Gesprächs den Stein in die Tasche zu stecken.«
      Der alte Edelmann starrte auf den Stein und dann in das lächelnde Gesicht vor ihm.
      »Sir, ich bin verwirrt. Aber – ja – das ist wirklich der Mazarin-Stein. Wir stehen tief in Ihrer Schuld, Mr. Holmes. Vielleicht ist Ihr Humor, Sie erlauben, einigermaßen verdreht und seine Äußerung bemerkenswert unpassend; zum mindesten aber muß ich alles zurückziehen, was ich in bezug auf Ihre erstaunlichen beruflichen Fähigkeiten gesagt habe. Nur wie…«
      »Der Fall ist erst halb erledigt; die Einzelheiten sind jetzt nicht so wichtig. Zweifellos, Lord Cantlemere, wird für Sie die Freude, in dem erhabenen Kreis, in den Sie zurückkehren, von diesem er folgreichen Abschluß erzählen zu können, doch eine kleine Entschädigung für meinen Schabernack sein. Billy, Sie werden Seine Lordschaft hinausführen, und sagen Sie Mrs. Hudson, ich wäre glücklich, wenn sie so bald wie möglich ein Dinner für zwei Personen heraufschickte.«

Das Haus ›Zu den drei Giebeln‹

    Kein anderes der Abenteuer, glaube ich, die ich mit Mr. Sherlock Holmes erlebte, setzte so plötzlich ein wie jenes, an das mich der Name des Hauses ›Zu den drei Giebeln‹ gemahnt. Ich hatte Holmes ein paar Tage nicht gesehen und besaß keine Ahnung, in welches Bett sich der Strom seiner Aktivitäten ergoß. Jedenfalls traf ich ihn an dem Morgen in gesprächiger Stimmung an, und gerade hatte er mich in den abgenutzten niedrigen Lehnstuhl neben dem Kamin dirigiert und sich selber, die Pfeife im Mund, auf den gegenüberliegenden Sessel gehockt, als unser Besucher eintrat. Würde ich sagen, ein wütender Bulle kam herein, so wäre ein klarerer Eindruck von dem, was sich ereignete, vermittelt.
      Die

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