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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Harrow Weald. Das bestärkt mich in meinem Entschluß, mich um die Sache zu kümmern; denn wenn jemand deshalb so viel Mühe aufwendet, wird etwas dran sein.«
      »Aber worum handelt es sich denn?«
      »Ich wollte Ihnen die Geschichte erzählen, als dieses komische Zwischenspiel zur Aufführung kam. Hier haben Sie Mrs. Maberleys Brief. Wenn Sie mich begleiten wollen, telegraphieren wir ihr und brechen sofort auf.«
      Ich las:

    ›Lieber Mr. Sherlock Holmes!
    Eine Reihe seltsamer Zufälle sind mir im Zusammenhang mit dem Haus, in dem ich wohne, begegnet, und ich würde Ihren Rat sehr gern einholen. Morgen können Sie mich zu jeder Tageszeit antreffen. Das Haus liegt einen kleinen Spaziergang vom Bahnhof Weald entfernt. Ich glaube, mein verstorbener Gatte, Mortimer Maberley, war einer Ihrer ersten Klienten.
    Ihre ergebene
    Mary Maberley

    Die Adresse lautet: Haus ‚Zu den drei Giebeln’, Harrow Weald.‹

    »So, das wär’s«, sagte Holmes. »Und wenn Sie Zeit haben, sollten wir uns auf den Weg machen.«
      Nach kurzer Eisenbahnfahrt und einer noch kürzeren Fahrt mit dem Wagen erreichten wir das feste Landhaus, das inmitten unerschlossenen Graslandes lag. Drei kleine Giebel über den oberen Fenstern verwiesen auf die Herkunft des Namens. Hinter dem Gebäude erstreckte sich ein lichter Wald aus melancholischen halbhohen Föhren. Der Ort wirkte ärmlich und bedrückend, aber das Haus erwies sich als gut eingerichtet, und die Dame, die uns empfing, war eine höchst verbindliche ältere Frau, die einen feinen und kulturvollen Eindruck machte.
      »Ich erinnere mich gut an Ihren Gatten, Madam«, sagte Holmes, »wenngleich es einige Jahre her ist, daß er meine Dienste in einer unbedeutenden Angelegenheit in Anspruch nahm.«
      »Wahrscheinlich ist Ihnen der Name meines Sohnes Douglas eher vertraut.«
      Holmes sah sie mit großem Interesse an.
      »Du lieber Himmel! Sie sind die Mutter von Douglas Maberley? Ich kannte ihn nur flüchtig. Aber natürlich wußte ganz London, wer er war. Welch ein großartiger Mensch! Wo ist er jetzt?«
      »Er ist tot, Mr. Holmes, tot! Er war Attaché in Rom und ist dort im vergangenen Monat an Lungenentzündung gestorben.«
      »Das tut mir leid. Man kann sich den Tod in Verbindung mit diesem Mann nicht vorstellen. Ich wüßte niemanden, der so wie er das Leben verkörperte. Er lebte intensiv – mit jeder Faser.«
      »Zu intensiv, Mr. Holmes. Das hat ihn zerstört. Sie erinnern sich an ihn, wie er früher war – freundlich, glänzend. Sie haben nicht das launische, mürrische, grübelnde Geschöpf gesehen, das aus ihm geworden war. Er litt an gebrochenem Herzen. Mir kam es so vor, als hätte sich mein großmütiger Junge in einem einzigen Monat in einen zerrütteten Zyniker verwandelt.«
      »Eine Liebesgeschichte – eine Frau?«
      »Oder ein Feind. Nun, ich habe Sie nicht hergebeten, Mr. Holmes, um über meinen armen Jungen zu sprechen.«
      »Dr. Watson und ich stehen zu Ihrer Verfügung.«
      »Es haben sich einige seltsame Dinge ereignet. Seit einem Jahr wohne ich in diesem Haus, und da ich zurückgezogen leben wollte, habe ich wenig von meinen Nachbarn gesehen. Vor drei Tagen besuchte mich ein Mann, der sich als Immobilienmakler vorstellte. Er sagte, dieses Haus sei ganz nach dem Geschmack eines seiner Klienten, und wenn ich mich davon trennen wolle, spiele Geld keine Rolle. Das kam mir sehr sonderbar vor, da viele Häuser zum Verkauf stehen, die ähnlich passend erscheinen dürften. Aber natürlich war ich interessiert, und ich nannte einen Preis, der fünfhundert Pfund über dem liegt, den ich bezahlt habe. Er akzeptierte das Angebot sofort, fügte jedoch hinzu, sein Klient wolle auch die Möbel kaufen und ich solle auch deren Preis nennen. Einige Stücke stammen aus meinem alten Haus und sind sehr schön, wie Sie sehen, und so verlangte ich eine recht nette Summe. Auch da stimmte er sofort zu. Seit langem schon möchte ich auf Reisen gehen, und der Handel war so gut, daß es aussah, als würde ich den Rest meines Lebens als unabhängige Frau verbringen können.
      Gestern kam der Mann mit einem schon aufgesetzten Vertrag. Glücklicherweise zeigte ich ihn Mr. Sutro, meinem Rechtsanwalt, der in Harrow wohnt. Er sagte mir: ›Das ist ein sehr befremdli ches Dokument. Wissen Sie, daß Sie, wenn Sie es unterschreiben, absolut nichts aus dem Haus entfernen dürfen, nicht einmal Ihre persönlichen Habseligkeiten?‹ Als der Mann am Abend erschien,

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