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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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»ich denke, wir lassen sie den Rest allein miteinander ausmachen.«

    Ich besitze noch eine Notiz zu diesem Fall. Es ist der Brief, den Holmes als endgültige Antwort an die Herren schrieb, mit denen die Erzählung begann. Er hat folgenden Wortlaut:

    Baker Street
    21. Nov. Betrifft: Vampire

    Sir,
    Bezugnehmend auf Ihren Brief vom 19. bitte ich Sie, zur Kenntnis zu nehmen, daß ich die Angelegenheit Ihres Kunden Mr. Robert Ferguson, von Ferguson & Muirhead, Teehändler aus der Mincing Lane, untersucht habe und daß die Sache zu einem befriedigenden Ende gebracht worden ist. Mit Dank für Ihre Empfehlung
    bin ich, Sir,
    Ihr ergebener
    Sherlock Holmes

Die drei Garridebs

    Vielleicht war es eine Komödie, vielleicht auch eine Tragödie. Ein Mann verlor den Verstand, ich mußte Blut lassen, und ein dritter trug eine Strafe davon. Dennoch besaß die Geschichte sicherlich ein komisches Element. Nun, Sie sollen selber urteilen.
      An das Datum erinnere ich mich sehr gut, weil Holmes im selben Monat die Peerswürde für Leistungen ausschlug, die vielleicht eines Tages beschrieben werden können. Ich erwähne den Umstand nur beiläufig, denn meine Stellung als Partner und Vertrauter verpflichtet mich zu besonderer Vorsicht, damit mir keine Indiskretion unterläuft. Ich wiederhole jedoch, daß ebenjenes Ereignis mich in den Stand setzt, das Datum zu nennen: es war Ende Juni 1902, kurz nach Beendigung des Burenkriegs. Holmes hatte einige Tage im Bett zugebracht, wie es bei ihm von Zeit zu Zeit vorkam, aber an diesem Morgen tauchte er wieder auf, in der Hand ein umfängliches Dokument auf Kanzleipapier, und die strengen grauen Augen zwinkerten amüsiert.
      »Hier wäre eine Gelegenheit für Sie, zu Geld zu kommen, Freund Watson«, sagte er. »Haben Sie je den Namen Garrideb gehört?«
      Ich gestand, ihn nie gehört zu haben.
      »Nun, wenn Sie eines Garridebs habhaft werden könnten – damit wäre Geld zu verdienen.«
      »Wieso?«
      »Ach, das ist eine lange Geschichte, außerdem eine ziemlich wunderliche. Ich glaube nicht, daß uns bei all unseren Forschungen auf dem Gebiet menschlicher Verwicklungen jemals etwas Ausgefalleneres begegnet ist. Gleich wird der Bursche zum Kreuzverhör hier sein; deshalb will ich vorher nicht von der Sache anfangen. Für jetzt nur: Garrideb ist der Name, um den es geht.«
      Das Telefonbuch lag neben mir auf dem Tisch, und ich blätterte es durch, obwohl ich das Suchen für hoffnungslos hielt. Aber zu meinem Erstaunen fand ich den seltsamen Namen an der ihm gebührenden Stelle. Ich stieß einen Triumphschrei aus.
      »Ich habe ihn, Holmes! Hier!«
      »Garrideb, N.«, las er, »Little Ryder Street 136, W. Tut mir leid, daß ich Sie enttäuschen muß, mein lieber Watson, aber das ist der Mann, den wir erwarten. Dieser Absender stand auf seinem Brief. Wir brauchen noch einen Garrideb.«
      Mrs. Hudson trat ein, eine Karte auf dem Tablett. Ich nahm sie und warf einen Blick drauf.
      »Aber jetzt haben wir ihn!« rief ich erstaunt. »Das ist ein anderer Vorname. John Garrideb, Rechtsanwalt, Moorville, Kansas, USA.«
      Holmes betrachtete lächelnd die Karte. »Ich fürchte, Sie müssen sich weiterhin anstrengen, Watson«, sagte er. »Dieser Gentleman gehört auch schon zum Spiel, obgleich ich gewiß nicht erwartet habe, ihn heute morgen zu treffen. Aber wie dem auch sei: Er ist in der Lage, uns eine Menge Dinge zu erzählen, die ich wissen möchte.«
      Einen Augenblick später stand er im Zimmer. Mr. John Garrideb, Rechtsanwalt, war ein kleiner kräftiger Mann mit dem runden, frischen, glattrasierten Gesicht, das für so viele amerikanische Geschäftsleute charakteristisch ist. Auf den ersten Blick wirkte er wie ein fast kindlicher Pausback, wie ein recht junger Mann, der immer lächelt. Aber seine Augen fesselten. Selten habe ich ein Augenpaar gesehen, das ein so intensives Innenleben verriet, so glänzend, so lebhaft waren sie, so schnell reagierten sie auf jeden Wechsel der Gedanken. Er sprach mit amerikanischem Akzent, aber seine Art zu reden hatte überhaupt nichts Exzentrisches an sich.
      »Mr. Holmes?« fragte er und blickte zwischen uns hin und her. »Ach ja! Die Bilder sind Ihnen nicht unähnlich, Sir, wenn ich das sagen darf. Ich glaube, Sie haben von meinem Namensvetter einen Brief erhalten, Mr. Nathan Garrideb, stimmt’s?«
      »Bitte, setzen Sie sich«, sagte Sherlock Holmes. »Wir haben, stelle ich mir vor, ziemlich viel zu besprechen.« Er nahm

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